Sizilien/Italien 2015 vom 9. Juli bis 9.
August 2015
In
den letzten sieben Jahren hat uns jede „große“ Wohnmobilfahrt in den Norden
Europas geführt, nach Belgien, Holland, Deutschland und nach Dänemark. Heuer
geht’s nach Italien, geplant sind vorerst fünf Wochen – wir werden sehen. Die
Idee, unsere Fahrt in Sizilien zu beginnen, hat sich dann schnell verfestigt
und so haben wir schon im April die Fähre von Genua nach Palermo gebucht. Sonst
lassen wir uns auch heuer – wie immer – ganz einfach durchs Land treiben und
bleiben dort, wo es uns gefällt.
Noch
eine kleine Anmerkung: Wenn wir einen „Pasch“ machen bzw. „paschen“ dann ist
damit ein Würfelspiel gemeint, dessen Regeln wir über die Jahre selber
entwickelt haben. Einen „Pasch zu klopfen“ ist eine unserer absoluten
Lieblingsbeschäftigungen, es vergeht kaum ein Tag ohne dieses Vergnügen.
Tag
1
Donnerstag,
9. Juli 2015
Abfahrt
Ein
besonderes Datum in zweierlei Sicht.
1.
ist es unser Hochzeitstag und
2.
fahren wir heute in den Urlaub.
Ilse
hat einen Tag früher schulfrei bekommen und so konnten wir schon am Donnerstag
– verkehrstechnisch gesehen wieder einmal antizyklisch – unsere Fahrt beginnen.
Traditionell wurde Ilse mit dem fix und fertig gepackten WoMo (natürlich mit
der Vespa hinten drauf) direkt vom Schultor abgeholt und ab in den Süden.
Es
ist dies unsere 44. Wohnmobilfahrt und sie wird eine der längsten werden. Für
den Abreisetag haben wir uns kein Etappenziel ausgemacht, einfach mal Richtung
Genua runter und dann werden wir schon sehen. Die Fahrt den Brenner rauf und
durch Südtirol durch ist vollkommen problemlos verlaufen, den Weg Richtung
Gardasee kennt unser Schneckchen fast schon von alleine.
Was
uns aufgefallen ist – es ist ein Wahnsinn, mit welcher Lautstärke die Zikaden
auf sich aufmerksam machen. Wenn wir mit dem WoMo mit einem guten Hunderter
unterwegs sind, dann hören wir einzelne Zikaden vier, fünf Sekunden lang und
das, obwohl es im Führerhaus eh schon einigermaßen laut ist. Unglaublich –
solche Tierchen möchte man nicht als Nachbarn haben, da wäre ja ein Rudel
Brüllaffen noch vorzuziehen…
Gegen
Abend haben wir uns dann eine Raststätte für die Nacht gesucht und in Ghedi,
gut 220 km vor Genua, sind wir fündig geworden. Geparkt haben wir unser WoMo
direkt im Bereich der Tankstelle, deren großes Flugdach den einzigen Schatten
am ganzen Platz geliefert hat. Unser „Stellplatz“ hat sich als wirklicher
Top-Spot herausgestellt – und so haben wir, bewacht von ca. acht Videokameras,
eine feine Nacht verbracht – alle Fenster konnten wir offen lassen. Noch am
Abend haben wir uns auf der Tankstelle ein großes Stück Parmegano Reggiano
gekauft und obwohl es sich bei dem Käse um ein Massenprodukt handelt, schmeckt
er ausgesprochen vorzüglich.
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Nachtlager auf der Tankstelle |
Tag
2
Freitag,
10. Juli 2015
Fahrt
von Ghedi nach Genua
Gleich
am Morgen haben wir unser Schneckchen aufgetankt – dazu musste Gernot nur 15
Meter weit rückwärts fahren, um direkt vor die Zapfsäule zu kommen. Also so
sind wir eine Tankstelle auch noch nie angefahren. Der Preis für den Liter
Diesel ist mit 1,789 Euro ein Witz, über den wir nur sehr verhalten lachen konnten.
Auch Wurscht!
Die
220 km nach Genua waren schnell und problemlos abgespult, sofort nach unserer
Ankunft sind wir in den Hafen gefahren, um mal die Lage zu checken. Alles tutti
paletti, nach fünf Minuten wussten wir, wo wir uns am Abend einzufinden haben.
Dann wurden wir höflich aber bestimmt vom Hafen-Gelände hinauskomplimentiert,
also fuhren wir erst mal aus Genua raus, um uns ein schattiges Plätzchen zu
suchen.
Die
Fahrt dem Meer entlang war herrlich, wir hielten uns den Schildern nach
Richtung La Spezia, also den Süden runter. Einmal sind wir von der Hauptstraße
abgefahren, vielleicht könnte es da einen Weg zum Meer hinunter geben. Die
folgende Viertelstunde war dann vom bangen Hoffen geprägt, dass diese Idee gut
gehen würde… Die Straße, besser gesagt das Sträßchen, wurde immer enger und
enger, bald hatten wir mit dem WoMo gerade noch Platz zwischen den Randsteinen.
Nicht auszudenken, wenn plötzlich eine für uns zu niedrige Unterführung
aufgetaucht wäre! Wir hätten nirgendwo wenden können – außerdem – wozu in einer
Einbahn wenden? Ein Alptraum an Verkehrschaos wäre wohl die Folge gewesen.
Schließlich hat uns der Nebenweg aber doch wieder zur Hauptstraße geführt und
wir konnten erleichtert durchatmen.
Nach
etwa einer halben Stunde, es war längst Mittag geworden, haben wir für unser
WoMo einen hübschen Parkplatz in einem Ort namens Recco gefunden und um zwei
Euro erkauften wir uns das Recht, eine Stunde lang hier stehen bleiben zu
dürfen. Das sollte für ein Mittagessen reichen und so war es dann auch.
Wir
suchten und fanden einen schattigen Gastgarten – bei deutlich über 30 Grad
natürlich dringend notwendig. So ließen wir uns im „Ristorante Pascale“ nieder
und hatten Glück mit unserer Wahl. Das Kalbsschnitzel von Ilse war ebenso
gelungen wie die Pizza Capriciosa für Gernot, der Chef persönlich hat uns mit
Handschlag begrüßt und verabschiedet und während des Essens wurde auch unser
Fotoapparat neu aufgeladen.
Nach
dem guten Essen sind wir gemütlich nach Genua zurückgegondelt und haben dort –
Dank unseres perfekten Navigationsgerätes Ilse – sofort den Weg zum Hafen und
dort zu den Fähren gefunden. Ein paar hundert Meter vorher haben wir in einer
Kurzparkzone unser WoMo abgestellt, praktischerweise direkt unter einem
Autobahnkreisel, schattig wie in einer Tiefgarage. Trotz starkem Wind war es im
Häuschen über 30 Grad warm, der ständige Luftzug hat uns die Temperatur
spielend leicht aushalten lassen. Der Lärm in diesem „Betonbunker“, direkt an
einer mehrspurigen und stark befahrenen Straße, war natürlich gigantisch.
Auffallend sind die vielen Motorräder, Mopeds und Motorroller im Verkehr, sie
machen sicher zwei Drittel aller Fahrzeuge aus. Gefahren wird offensichtlich im
Kampf-Modus, jeder Zentimeter zählt, Vollgas ist die Devise. Dass wir in dieser
Umgebung trotzdem einen sehr relaxten Nachmittag verbrachten mag wie ein
Widerspruch klingen, ist letzten Endes aber nur eine Frage der Einstellung.
Gut
zweieinhalb Stunden vor Abfahrt unserer Fähre nach Palermo sind wir dann die
paar hundert Meter zur Ablegestelle getuckert. Problemlos passierten wir alle
Kontrollen und bald waren wir auf den richtigen Platz eingewiesen. Die Fähre
„La Suprema“ ist für uns Landratten natürlich ein Wahnsinn, das Ding ist über
200 Meter lang, riesig breit und mit seinen elf Decks so groß wie ein Hochhaus.
Wir beobachteten fasziniert die Beladung – unglaublich mit welcher Präzision
die LKW-Fahrer ihre Brummis rückwärts die schmalen Rampen hochfahren. Dann
waren endlich auch die PKW und Motorräder dran und so ziemlich am Schluss durften
dann auch wir in den Bauch dieses gigantischen Schiffes einfahren. Schnell war
unser WoMo an seinem Platz und wir gingen mit unseren Bordrucksäcken zur
Rezeption einchecken. Kurz darauf waren wir noch besserer Laune, denn unsere
Kabine war echt lässig. Kühl herunter klimatisiert wie ein Bergwerk, größer als
gedacht und mit perfekter Nasszelle inklusive Haartrockner. Pipifein. Sofort
nach einer schnellen Dusche erkundeten wir die Fähre – es gibt genügend
Restaurants wie`s scheint und auch sonst ist alles perfekt. Mehrere
Sonnendecks, überall ausreichen Platz für die vielen hundert Passagiere und es
gibt sogar einen Swimmingpool.
Noch
vor der geplanten Abfahrt um 21 Uhr saßen wir schon im „Chevalier“, einem
Restaurant mit Bedienung. Wir speisten wieder vorzüglich und erwarteten das
Auslaufen der Fähre zum Nachtisch. Das Dessert kam, die Fähre blieb. Vorerst.
Mit gut einer dreiviertel Stunde ging’s dann doch endlich los – eigentlich
schade, denn eine Fahrt bei Tageslicht wäre wohl noch eindrucksvoller gewesen. Andererseits
blieben uns dadurch die schrecklichen Details der furchtbar zerstörten „Costa
Concordia“ verborgen, die im Hafen von Genua gerade in ihre noch verwertbaren
Einzelteile zerlegt wird.
Später
sind wir dann noch mal aufs Oberdeck gegangen, haben uns die kräftige Brise um
die Ohren wehen lassen, lauschten dem vielstimmigen und ergreifenden Gejaule
aus den Hunde-Boxen und verfügten uns dann ins eiskalte
Selbstbedienungs-Restaurant auf einen gemütlichen Pasch. Übrigens unserem
ersten auf hoher See.
Nach
gut zwei Stunden und dem Genuss von ein paar kleinen Heineken (um gar nicht so
kleine €4,50) sind wir dann in unser Kajütchen gegangen und haben schnell
tiefen und guten Schlaf gefunden. Das ständige und monotone Stampfen der
Schiffsmotoren war uns dabei eine nicht wirklich störende, kleine Nachtmusik…
Tag
3
Samstag,
11. Juli 2015
Mit
der Fähre von Genua nach Palermo und dann Fahrt nach
Isola delle Femmine, Camping „La Playa“
Nach
herrlichem Schlaf sind wir am Morgen erst mal frühstücken gegangen. Im
Selbstbedienungs-Restaurant war reger Andrang, dementsprechend war langes
Anstellen angesagt. Wobei man dazusagen muss, dass nicht nur die vielen Kunden
für eine entsprechende Wartezeit sorgten, sondern auch die Arbeitsauffassung
des Personals. Des männlichen Personals wohlgemerkt – denn die Frauen arbeiten
so, wie man es erwarten darf. Aber die vielen Männer sieht man nur sehr bedingt
arbeiten, die geben viel lieber die Befehle. Man bestellt also beim
Service-Mitarbeiter einen Kaffee, der gibt den Befehl weiter, tut selber aber
praktisch nichts. Doch – er fragt den nächsten Kunden um seinen Wunsch. So
arbeiten vier der fünf Männer hinter dem Tresen und so kann es natürlich nicht
flott gehen. Einfach zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer…
Nach
dem „Frühstückchen“ haben wir weiter die Fähre erkundet. Der Swimmingpool ist
inzwischen in Betrieb, an der Bikini-Bar wird fetzige Disco-Musik geboten und
überall auf den Decks liegen die Passagiere in der Sonne. Der Wind ist sehr
kräftig und so stört die Hitze nicht besonders. Aber man muss natürlich aufpassen, also gehen wir
wieder unter Deck. In einem Shop finden wir ein hervorragendes Angebot für ein
Duftwässerchen für Gernot – das „Obsession“ von Calvin Klein für 19,90 Euro, da
schlagen wir gleich zwei Mal zu.
Dann
in die Kabine auf ein kurzes Schläfchen. Das geplante Mittagessen müssen wir
dann ausfallen lassen, die Menschenschlange im Selbstbedienungs-Restaurant ist
grotesk lang. Das würde eine gute Stunde Anstellen bedeuten, für eine
vermutlich mäßige Pizza zu allerdings garantieren Spitzenpreisen. Im
„Chevalier“ hätte man noch Platz finden können, das Mittagsmenü war aber schon
wegen seiner 33 Euro kein verlockendes Angebot für uns. Also gab`s Cappuccino
und zwei Vanille-Krapfen, das füllte unsere Mägen auch. In einem Shop wollten
wir uns dann noch einen weiteren Snack kaufen – dieser hatte aber gerade seine
zwei Stunden Mittagspause. Nun sind uns arbeitnehmerfreundliche Dienstzeiten
grundsätzlich sehr sympathisch, aber auf einer wenige Stunden langen
Überfahrt…?
Kurz
vor 15 Uhr mussten wir dann, nach entsprechenden Durchsagen, unsere Kabine
verlassen und hatten uns im Selbstbedienungs-Restaurant einzufinden. Und jetzt
wurde es für uns wirklich ärgerlich. Denn wir mussten beinahe drei Stunden in
diesem Raum verbringen, gemeinsam mit ungefähr 300 anderen Passagieren, die wie
wir auf Deck D geparkt hatten. Es gab in diesen drei Stunden für uns keine
Möglichkeit, irgendetwas zum Trinken zu bestellen, das Restaurant war natürlich
geschlossen. Man hätte zwar woanders etwas kaufen können – eingereiht hinter
mehr als hundert anderen durstigen Passagieren. Keine lockende Option. Also
holten wir unseren Pasch hervor, zumindest hatten wir einen Platz an einem Tisch
ergattern können. Den letzten übrigens. So saßen wir also unsere Zeit ab –
begleitet vom Chor schreiender und plärrender Kleinkinder, denen in der
Wartezeit natürlich doppelt langweilig war.
An
den leider schmutzigen Fenstern der „La Suprema“ zogen dann schemenhaft die
ersten Felsformationen Siziliens vorbei, nach der verdunkelten Ausfahrt aus
Genua, haben wir also auch die Einfahrt in den Hafen von Palermo versäumt.
Das
Ausschiffen selbst ist dann ohne Probleme verlaufen, unser Schneckchen war auf
31.3 Grad aufgeheizt, brauchten wir wenigstens den Motor nicht lange vorglühen…
Durch die Straßen des Hafenviertels fanden wir dann zügig auf die Autobahn
Richtung Trapani.
Erster
Eindruck von Sizilien – schon etwas ärmlicher als der Norden Italiens. Einfachere
Bauten vielleicht, keine Luxus-Limousinen, nichts Protziges. Was uns durchaus
nicht stört. Den Verkehr erleben wir bislang erstaunlich geordnet, keine
irrwitzigen Überholmanöver von Zweiradfahrern, wie wir sie in Genua häufig
erlebt haben. Außerdem – so wie wir es aus Indien kennen, dürfte auch in
Sizilien eine der Grund-Verkehrsregeln lauten: Im Zweifelsfalle „Might is
Right!“ also – der Stärkere hat die Vorfahrt, Und da sind wir ja mit unserem
drei Meter hohen und fünfeinhalb Meter langen „Nasenbären“ in der Oberliga mit
dabei. Wir haben dieses simple Prinzip schon mehrfach ausprobiert und es
funktioniert bestens…
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Palermo´s Straßen und Blick auf Monreale |
Nach
einer halben Stunde Fahrt sind wir dann in Isola delle Femmine angekommen und
haben schnell unseren Camping-Platz ausfindig gemacht. Er liegt schön in einem
schattigen Wald von Olivenbäumen und wird von einer ausgezeichnet deutsch
sprechenden Frau namens Daniela geführt. Wir richteten uns auf einen
mehrtägigen Aufenthalt ein, hievten die Vespa vom Heck und machten es uns
gemütlich. Schnell bekamen wir Besuch von zwei entzückenden Streuner-Katzen –
zum Glück für die beiden hatten wir noch Leckerlis für sie dabei. Sie sollten
uns übrigens während unseres gesamten Aufenthaltes am Campingplatz „La Playa“
nicht mehr als einen Meter von der Seite weichen.
Die
Hitze ist an diesem Tag ziemlich stark – es werden wohl mehr als 34 Grad
gewesen sein. Leider macht kühlender Wind stets einen großen Bogen um unseren
Campingplatz, das müssen wir selber besorgen. Also rauf auf die Vespa, der
Fahrtwind chillt unglaublich fein. Wir suchen uns einen Platz zum Abendessen
und lassen uns viel Zeit dafür. Schließlich landen wir im „Miramare“ – ein
absoluter Glückstreffer. Wir kriegen einen Platz auf der Terrasse mit
herrlichem Meeresblick. Noch besser aber – direkt unter unseren Füßen wird uns
eine italienische Strandidylle geboten, als wären wir am Set eines Fellini
Filmes. Ganze Familienclans sitzen bei Pizza zusammen, baden ihre Babies in
Kübeln am Tisch, parlieren lautstark mit Händen und Füßen, dazwischen stolzieren
Bikini-Schönheiten und Möchtegern-Gigolos. Ilse macht heimlich Fotos, wir
fühlen uns fast ein bisschen wie Spanner…
Um
20 Uhr können wir dann unser Essen bestellen, fein dass das Personal
hervorragend Englisch spricht. Wir tafeln fürstlich – von Ilses Spaghetti
Carbonara über Gernots Meeresfrüchte-Antipasti bis hin zum riesigen
Schwertfisch Steak schmeckte alles hervorragend. Auch wissen wir inzwischen,
dass Campari-Orange hierzulande als „Garibaldi“ bekannt ist und dass ein „Big
Moretti“ mit 650 ML tatsächlich big ist.
Ilse
sorgte dann noch für baffes Staunen der Kellnerin. Wir bewunderten gerade denn
unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang und die freundliche Bedienung bot an,
ein Foto von uns zu machen. „With this wunderfull background“, wie sie anfügte.
Ilse sagte schlicht und ergreifend: „No!“ Da war die Guteste echt kurz
sprachlos. Mit einem Lachen lösten wir den Joke dann auf und lachen mussten wir
auch, als wir zahlten. Die Rechnung machte 53 Euro aus, wir legten einen
Hunderter ins Mäppchen und bekamen 50 Euro retour. Wir wollten das
selbstverständlich richtigstellen, aber die Kellnerin meinte nur: „Skonto from
the House.“ Na Bumm – wir können uns nicht erinnern, jemals irgendwo in einem
Restaurant „Skonto“ erhalten zu haben. Wir freuten uns natürlich und zeigten
uns beim Trinkgeld entsprechend großzügig.
Papp
satt glühten wir zum Campingplatz zurück, der Fahrtwind kühlte wunderbar. Ein
Stück der Straße mussten wir mangels sofort erkenntlicher Alternative gegen
eine Einbahn fahren, keine besonders gute Idee, wenn man die Preise für
Verkehrsvergehen in Italien kennt. Da können schnell ein paar Hunderter weg
sein. Aber bei unserem „gewagten“ Manöver hängten sich gleich noch zwei
italienische Motorroller an uns dran, vielleicht gibt’s für Zweiradler irgendwelche
heimlichen Stillhalte-Abkommen. Man weiß es nicht…
Jedenfalls
sind wir gut im „La Playa“ angekommen, weil es schon nach 21 Uhr war mussten
wir die Vespa bis zu unserem Platz schieben, Frau Daniela ist ganz rigid, was
Lärmerregung anbelangt.
Aber
Frau Daniela ist leider auch machtlos, was Lärmerregung anbelangt. Denn gegen
die Disco am Strand kann sie gar nichts machen. Und dieser Tanztempel hat uns
dann tatsächlich um unseren Schlaf gebracht. Die wummernden Bässe waren nahezu
körperlich zu spüren und die harten Techno-Beats hallten durch die Nacht bis in
unser Häuschen hinein. Wir hörten die DJ Ansagen in voller Lautstärke und das
tanzwütige Publikum kreischen. Jeder wie er will, aber beim Campen können wir
das natürlich nicht haben. Also war für uns irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr
früh klar – Abfahrt und Tschüss lieber Campingplatz „La Playa“ und Tschüss auch
liebe Frau Daniela, die es mit der Disco vor der Haustür in Zukunft nicht
besonders leicht haben wird… Und Tschüss leider auch liebe zwei Kätzchen, unser
Knuspertaschen-Versprechen haben wir leider nicht einhalten können…
Tag
4
Sonntag,
12. Juli 2015
Fahrt
nach San Vito lo Capo, Camping „El Bahira“
Heute also ungeplanter Aufbruch. Nach feinem
Kaffee spulten wir routiniert unser Abfahrts-Programm ab, wuchteten noch unsere
Vespa hinten rauf und duschten uns anschließend noch einmal ausgiebig. Dann
meldeten wir uns von Frau Daniela ab, die einerseits Verständnis für uns hatte,
andererseits aber doch meinte, wir hätten uns halt die falsche Zeit für unseren
Sizilien-Urlaub ausgesucht, es sei nun einmal überall besonders laut während
der Hochsaison. Ist schon gut Frau Daniela – es besteht halt schon ein
Unterschied zwischen südländisch lautstarker Lebensfreude und einer
Techno-Disco vor dem Schlafzimmerfenster.
Wie
auch immer – wir bezahlten unsere wohlfeilen 16 Euro für die ACSI-Nacht und
waren weg.
Schon
vor dem Frühstück hat Ilse unser nächstes Etappenziel fixiert – der Weg wird
uns nach San Vito lo Capo führen, wo sich ein Campingplatz direkt am Meer
befindet. Einer der gehobenen Kategorie, mit Swimmingpool und Restaurant mit
großer Karte. Der Ort San Vito lo Capo befindet sich ganz im Nordwesten von
Sizilien und liegt auf einer langgezogenen Landzunge. Die Fahrt dorthin – gute
einhundert Kilometer – führte hauptsächlich über die Autobahn, das letzte
Viertel der Strecke war dann eine eher kleine Landstraße. Bis auf einen fünf
Kilometer langen Stau wegen einer Baustelle kamen wir gut voran und noch vor
Mittag fuhren wir in den Campingplatz „El-Bahira“ ein. Riesengelände, sehr gut
bewacht und auf den ersten Blick alles super. Wieder einmal kriegen wir den
offenbar allerletzten freien Platz und schon wenige Minuten später ist unser
WoMo perfekt platziert.
Wir
duschen, werfen uns in die Badesachen und machen uns auf den Weg Richtung
Abkühlung. Das Meer ist offenbar nur durch einen Sprung von einer Rampe
zugänglich – die Leute haben einen Riesenspaß dabei, uns ist das nicht
besonders geheuer. Also suchen wir uns den Swimmingpool und nur kurze Zeit später
baden wir in wunderbar kühlem Salzwasser, wie alle sind auch wir mit leuchtend
bunten Badehauben ausgestattet. Am Beckenrand mühen sich zwei Dutzend
schwitzende Frauen und Mädchen gerade aufrichtig ab, den Anleitungen der
vortanzenden Animateure Folge zu leisten – die letztendlich dargebotene Version
der angedachten Choreographie ist zumindest höchst unterhaltsam.
Nach
ausgiebiger Abkühlung im Pool sind wir dann zum WoMo zurück, haben einen feinen
Pasch gemacht und die Zeit bis zum Mittagessen abgewartet. Um 13 Uhr war es
dann soweit und wieder haben wir unglaublich gut gegessen. Allerdings müssen
wir in Zukunft bei unseren Bestellungen aufpassen, dass die Augen nicht immer
größer sind als unsere Mägen. Denn die Portionen sind so üppig, dass wir
alleine von dem, was wir zurückgehen lassen mussten, auch satt geworden wären.
Daran müssen wir also noch arbeiten…
Voll
satt sind wir auf unseren Platz gegangen und haben es uns auf den Sonnenliegen
bequem gemacht. Nach einem feinen Nachmittagsschläfchen ist dann unsere Vespa
zum Einsatz gekommen und gut zwei Stunden lang haben wir damit die Gegend
erkundet. Wir befinden uns an einer Steilküste, die aber immer wieder in flache
Strände ausläuft. Die Berge rund um uns sind ein Kletterparadies, die
Formationen der Felsen bizarr und wild zerklüftet. Der Ort San Vito lo Capo
lockte mit einem Markttag, aber außer Badesachen und Strand-Spielzeug gab es
nicht viel zu sehen. Keine lokalen Spezialitäten beispielsweise, einen guten
Käse oder Oliven hätten wir gern gekauft. Dafür haben wir im Nachbarort Castelluzzi
ein kleines Lebensmittelgeschäft gesehen, dem werden wir eventuell noch einen
Besuch abstatten, am Sonntag war der Laden natürlich geschlossen.
Nach
dem Trip mit der Vespa war erst mal ein Päschchen angesagt, danach Siesta auf
den Sonnenliegen. Einfach herrlich – einfach Urlaub.
Später
sind wir dann noch in den platzeigenen Mini-Markt gegangen und haben uns Brot,
Salami und Tomätchen für unser Abendessen besorgt. Dazu aßen wir den
phantastischen Parmegano von der Autobahn-Raststätte – ein supergutes Essen.
Die
Hitze hat uns heute wenig bis gar nichts ausgemacht, auch wenn sich das Innere
unseres WoMo bis 34 Grad aufgeheizt hat. Aber wer hält sich an so einem Tag
bitteschön innen auf? Also wir nicht – und deshalb ist Ilse erst gegen 23 Uhr
von ihrer Liege ins WoMo gezogen, Gernot gar erst nach Mitternacht…
Tag 5
Montag, 13. Juli 2015
San Vito lo Capo, Camping „El Bahira“
Wir
haben beide eine wunderbare Nacht verbracht, die Temperaturen sind auch im WoMo
leicht zu ertragen. Nach einem gemütlichen Kaffee haben wir am Vormittag ein
wenig an unserem Reise-Tagebuch gearbeitet. Dazwischen immer wieder mal kurz
unter die Kaltwasserdusche – herrlich. Übrigens haben wir bislang auf unserer
Reise (von der Fähre abgesehen) noch nicht einmal warm geduscht, wir haben noch
keine einzige Duschmarke verbraucht, obwohl einige davon im Preis inbegriffen
wären. Wir gehen uns mehrmals am Tag kalt abbrausen und nach jedem Bad im
Salzwasser-Pool verwenden wir Dusch-Gel. Warmes oder gar heißes Wasser brauchen
wir also nicht.
Das
Wetter ist auch heute wieder strahlend schön, zum Glück wird es zurzeit nicht
ganz so heiß, selten zeigt das Thermometer mehr als 34 Grad. Dazu weht fast
immer ein leichtes Windchen, da ließen sich wohl auch ein paar Grad mehr
aushalten.
Pünktlich
um 13 Uhr schritten wir frohen Mutes zur Mittagstafel im
Campingplatz-Restaurant – Ilse will heute nicht groß futtern, nur eine
Kleinigkeit. So ist es dann auch gekommen – Gernot hat sich eine knusprige
Dorade in der Salzkruste gegönnt, Ilse hat sich mit einem italienischen
Vorspeisenteller begnügt. Wieder war das Essen hervorragend und heute haben wir
so bestellt, dass – außer dem sehr, sehr scharfen Chili-Käse – nichts übrig
geblieben ist.
Danach
eine kurze Siesta auf den Sonnenliegen und anschließend haben wir wieder einen
Pasch gemacht. Dann wieder Siesta – Urlaub vom Feinsten halt…
Gegen
17 Uhr haben wir dann unsere feuerrote Vespa gesattelt und sind in die Prärie
Siziliens hinausgeritten. Einfach ein Traum, ohne großes Ziel herumzufahren und
die bergige Gegend zu erkunden. Wir sind vom Meer weg bis auf gut 700 Meter
hinaufgekommen, auf einer schön ausgebauten Straße und ohne nennenswerten
Verkehr. Der Ausblick auf das tief unter uns liegende blaue Meer mit seinen
zahlreichen Buchten ist unvergleichlich schön. Wir können uns kaum daran
sattsehen.
Später
sind wir dann zu einem Touristen-Ressort gekommen – sehr nobel und natürlich
mit strenger Bewachung am Eingangstor. Mit einer wegwerfenden Handbewegung und
finsteren Blicken machte uns der Securitymann am Eingang klar, was wir hier zu
suchen hätten – nämlich gar nichts. Assoluttomente niente! Ciao und weg waren
wir.
Von
den Bergen sind wir dann in einem Zug nach Castelluzzi durchgefahren, unser
Ziel war der kleine Lebensmittelladen, den wir gestern hier „entdeckt“ haben.
Der „Alimentari“ hat dann alles gehalten, was wir uns von ihm versprochen
hatten – und gleich beim Eintritt wurden wir akustisch überrascht. War doch im
ganzen Geschäftslokal Jodel-Musik zu hören, mit Tiroler Texten!! Bitte was ist
das? Die freundliche Donna an der Wurst- und Käse-Theke hat uns dann gleich
aufgeklärt – sie höre nur Radio Bozen, sie liebe diese Art der Musik. Und sie
zeigte uns die momentan eingelegte CD – „Jodler-Messe aus den Dolomiten“. War
ein sehr lustiges Feeling, bei Tiroler Volksmusik in Sizilien einkaufen zu
gehen.
Mit
aufgeschnittener Salami, einem schönen Stück Parmesan, Antipasti und Tomaten
sind wir dann zum Campingplatz zurückgevespert. Ilse hätte sich gerne den
Sonnenuntergang angeschaut, Gernot war aber der Weg zum Meer (immerhin mehr als
150 Meter) zu weit dafür. Und außerdem: wir werden noch viele Sonnenuntergänge
hier auf Sizilien sehen, einige wahrscheinlich direkt vom WoMo aus.
Am
Abend hat dann unsere liebe Freundin Bernie angerufen – sie würde gerne einen
Sprung vorbeikommen. Immer und jederzeit gerne, liebe Bernie, aber wir sind in
Sizilien. Darauf ihre wunderbare Antwort: „Sillian? Ah verstehe – ihr seid‘s
schon auf den Weg in den Urlaub…“ Nun ja – ein kleines Stück liegt schon noch
zwischen dem Osttiroler Sillian und Sizilien: 2.500 Kilometer? Jedenfalls war
der „Verhörer“ von Bernie ein echter Lacher für uns alle.
Später
haben wir dann bei einsetzender Dämmerung einen Pasch angefangen und ihn
beinhart fertiggespielt – die letzten Würfe haben wir bei nahezu vollkommener
Dunkelheit gemacht, man musste die einzelnen Punkte auf den Würfeln erst
suchen, bevor man sie zählen konnte…
Dann
sind wir wieder in zwei Etappen schlafen gegangen – die ersten Stunden im
Freien auf den Sonnenliegen, die zweite Nachthälfte dann im Wohnmobil.
Tag
6
Dienstag,
14. Juli 2015
San
Vito lo Capo, Camping „El Bahira“
Wieder
eine phantastische Nacht verbracht, wir haben uns eigentlich große Sorgen wegen
der Hitze auf Sizilien gemacht und hatten bislang überhaupt keine Probleme
damit. Ist natürlich auch eine Glücksache – es könnte auch über 40 Grad haben.
So wie dieser Tage in Modena – hat uns unser britischer Nachbar erzählt. Der
ist irgendwie auch eine Erwähnung wert – fährt mit seiner Frau im Riesen-WoMo
(7,40 Meter) durch die Gegend – hinten dran hat er eine echte „Renn-Semmel“
montiert, einen Mini Cooper S, im totalen Rallye-Styling. Sicher weit jenseits
der 200 PS, rundum voll verspoilert und mit fetten Niederquerschnittreifen
ausgestattet. Jedes Mal wenn er seinen Mini startet, werden wir an unser
Wochenende in Spielberg erinnert, als wir uns einen Lauf der DTM angeschaut
hatten. Den Mini hat er übrigens nicht auf einem Anhänger stehen, der Kleine
ist mit einer speziellen Nachläufer-Achse versehen und fährt seinem großen
Zugfahrzeug mit allen vier Rädern am Boden nach. Schaut echt kurios aus…
Der
Vormittag vergeht relaxend mit ausgedehntem Frühstück, einem Pasch und einem kleinen
Power-Näppchen zwischendurch. Heute gehen wir nicht ins Restaurant Mittagessen,
wir haben noch die beiden guten Parmesan-Käse und die Salami vorrätig. Eine
wunderbare Mahlzeit.
Wir
haben uns entschieden, morgen gegen Süden aufzubrechen, mal schauen wohin uns
der Weg führt. Den letzten Tag im „El Bahira“ verbringen wir mit Paschen und
Dösen – später am Nachmittag starten wir dann wieder unser treues Mopedchen und
glühen in die glühende Landschaft hinaus. Es ist stellenweise derart brutal
heiß in den sonnigen Abschnitten, dass man die Hitze trotz einer
Fahrtgeschwindigkeit von gut 60/70 km/h kaum aushält.
Wir
kommen an einen Strand, der von einigen Wohnmobilisten als Stellplatz genutzt
wird – direkter am Meer kann man nicht stehen. Allerdings gibt es weit und
breit keinerlei Schattenspender, von den Sonnenmarkisen der WoMo`s abgesehen.
Für uns ist das eher nichts – auch ist der Zugang ins Wasser durch zerklüftete
Felsen sehr kompliziert und äußerst tricky. Das erkennen wir an den Versuchen
eines Schwimmers, aus dem Wasser wieder rauszukommen…. Wir machen ein paar
Fotos und fahren dann wieder weiter.
In
einer kleinen Ortschaft wählen wir eine steile Straße aus, die plötzlich
derartig steil ist, dass unser Roller w.o. geben muss. Das Wenden bei dieser
extremen Straßenneigung ist eine Challence für sich, es geht aber zum Glück gut
aus. Nach einem kurzen Abstecher in den Hafen und zum Leuchtturm von San Vito
lo Capo kehren wir zum Campingplatz zurück.
Zum
Abendessen gehen wir wieder ins Restaurant und siehe da – wie gestern noch
prophezeit, kommt Ilse zu ihrem ersehnten Sonnenuntergang am Meer. Das
Schauspiel ist immer wieder faszinierend anzusehen und bei einem kühlen Bier
und einem wunderbaren Essen ist gleich doppelt so schön. Gernot hat sich heute
relativ einfallslos Calamari Fritti mit Pommes bestellt – Ilse gönnt sich Pasta
al Ragu, die mit lustigen, gelockten Nudeln daherkommen.
Satt
und zufrieden kehren wir zum Häuschen zurück, gönnen uns noch die eine oder
andere Kaltwasser-Dusche und nach einem Spätabend-Pasch gehen wir gegen
Mitternacht zu Bett.
Tag
7
Mittwoch,
15. Juli 2015
Fahrt
nach Triscina, Camping „Helios“
Heute
also Abschied vom Campingplatz „El Bahira“ bei San Vito lo Capo. Ilse hat
mittlerweile unser nächstes Ziel festgelegt, wir werden nach Triscina in den
Süden Sizilien fahren. Der von uns angepeilte Campingplatz nennt sich „Helios“,
ein sicheres Zeichen, dass wir jetzt in den „griechischen“ Teil Sizilien
fahren. Die Insel war über unzählige Jahrhunderte heiß umkämpft und die
Eroberer haben sich laufend abgelöst. „Wie eine Hure haben sie dich, oh du mein
Sizilien, einfach genommen“, heißt es in einem alten Volkslied. (Danke Dr.
Google). Die Türken, die Araber, die Hellenen, die Karthager und was weiß ich
noch alles, haben sich um Sizilien gestritten und während ihrer jeweiligen
Herrschaft überall ihre kulturellen Spuren hinterlassen. San Vito lo Capo liegt
im „arabischen Sizilien“, jetzt also auf nach „Griechenland“.
Als
erstes gehen wir unser Häuschen auftanken und bezahlen 65 Euro für 39 Liter.
Fünf Kilometer weiter hätten wir für die gleiche Menge Diesel um 12 Euro
weniger bezahlt, schon ein gewaltiger Unterschied. Aber immerhin wurde unser
WoMo von der Tankwartin persönlich mit Kraftstoff befüllt. Übrigens sind wir
mit dem Verbrauch wieder einmal unter zehn Liter geblieben, genau ausgerechnet:
9,909021 Liter auf 100 Kilometer. Für ein Fahrzeug mit 2.840 Kilogramm
(vollgetankt und ohne Ilse, wie wir noch vor unserer Abfahrt überprüft haben)
ist das ein sehr guter Wert, finden wir.
Die
Fahrt in den Süden war entspannt – nach ca. 50 Kilometer Landstraße kamen wir
auf die Autobahn. Was wir bislang gesehen haben, sind die Straßen von Sizilien
weit besser als ihr Ruf. Die Autobahn kann es mit denen im sonstigen Italien
locker aufnehmen und selbst in Deutschland sind wir schon unkomfortabler (z.B.
ohne Pannenstreifen) unterwegs gewesen. Allerdings haben wir bisher noch keinen
einzigen Parkplatz und keine Raststätte gesehen – da scheint es einen kleinen Überschuss an
Mangel zu geben.
Nach
etwas mehr als einhundert Kilometern sind wir dann von der Autobahn abgefahren
und gleich darauf war der „Helios“ Campingplatz gut ausgeschildert. Kurz vor
Mittag sind wir dann dort eingetroffen
und haben einen perfekten Stellplatz zugewiesen bekommen. Der Patrone hat mit
uns völlig normal Italienisch gesprochen, ganz so, als wären wir Landsleute.
Mit unseren rudimentären Sprachkenntnissen nickten wir halt an den richtigen
Stellen: „Sie, si! O.K. Super- Perfetto! Grazie und Arrivederci!“ etc.
Der
Campingplatz liegt direkt am Meer – vielleicht zwanzig Meter von unserem WoMo
entfernt. Trotzdem sehen wir das Meer NICHT!!! Unglaublich – es hat um 12 Uhr
Mittag einen derart dichten Nebel am Strand, so etwas haben wir noch nie
erlebt. Sichtweite garantiert unter 30 Meter, die Badenden verschwinden sofort
in der milchigen Luftsuppe. Dabei herrscht strahlender Sonnenschein, keine
Wolke ist zu sehen. Sehr kurios, das Ganze – aber immerhin wundern sich selbst
die italienischen Touristen wortreich und kopfschüttelnd über dieses
Naturphänomen.
Am
Campingplatz gibt es auch einen Swimmingpool – im Gegensatz zum „El Bahira“ ist
er im „Helios“ mit Süßwasser gefüllt. Sofort bestücken wir uns mit unseren
unauffälligen Badehauben (Motto: Schreiende Farben sind out, BRÜLLENDE Farben sind
in) und werfen uns ins Wasser. Dieses ist zwar herrlich nass, die Temperatur
liegt aber mit 30,2 Grad um gut einen Grad über der Außentemperatur, Abkühlung
also eher Fehlanzeige. Trotzdem lässt es sich wunderbar im Pool planschen, noch
dazu sind wir, bei all unseren heutigen Abstechern dorthin, die einzigen
Badegäste.
Kaltwasser-Duschen
gibt es auch, die Sanitäranlagen des Campingplatzes sind veraltet aber sauber,
ein eigenes Restaurant mit kleiner Karte gibt es auch. Das hat aber heute
geschlossen, also müssen wir zum Abendessen „ausfliegen“.
Die
Zeit bis dahin verbringen wir mit Paschen
und natürlich darf ein gemütliches Nachmittagsschläfchen auch nicht
fehlen. Es ist dies heute übrigens unserer „kältester“ Tag auf Sizilien, nur
mit Ach und Krach schafft es die Quecksilbersäule, über die 30 Grad-Marke zu
klettern, im WoMo Inneren ist es mit maximal 27 Grad geradezu frostig…
Kurz
nach 18 Uhr starten wir dann unsere Vespa, zuerst einmal die Gegend erkunden,
denn ins erstbeste Restaurant oder in die nächstbeste Pizzeria wollen wir
schließlich auch nicht gehen. Es stellt sich dann aber zu unserer Überraschung
heraus, dass es weder ein erstbestes noch ein nächstbestes Restaurant hier
gibt, sondern überhaupt keines. Tatsächlich völlige Ebbe in essenstechnischer
Hinsicht. Zwar finden wir mehrmals Hinweisschilder zu Restaurants am Strand –
eines stellt sich als aufgelassen heraus, ein anderes ist eine Ruine, ein
weiteres ein Tierheim und ein viertes zu einem Flüchtlingsheim umfunktioniert.
Die dort versammelten und Fußball spielenden jungen Schwarzen schauen zwar
freundlich und neugierig, etwas zu Essen werden wir hier aber eher nicht
bekommen. Obwohl, man weiß es nicht…
Also
– selbst sind die Zimmermanns, einen „Alimentari“ gibt’s immerhin und nach
wenigen Minuten haben wir die Zutaten für Spaghetti Carbonara eingekauft und
eine riesengroße Zuckermelone obendrein.
Mit
unserer Beute sind wir dann zum WoMo zurückgekehrt und kaum eine halbe Stunde
später hat Ilse die Zutaten in ein herrliches Abendessen umgewandelt. Dazu
köstlicher Parmesan (wir hatten sogar die Auswahl!) – assoluttomente delicioso
(oder so ähnlich…)
Nach
einem gemütlichen Pasch sind wir dann nach 22 Uhr noch einmal heimlich zum
Swimmingpool gegangen, mit unseren weithin im Mondschein leuchtenden Badehauben
waren wir dabei so unauffällig wie zwei Vogelspinnen auf einem Stückchen
Apfeltorte. Aber wir sind nicht ertappt worden (ist das überhaupt verboten
gewesen?) und konnten uns für die Nacht noch einmal wunderbar abkühlen. Obwohl
das heute überhaupt nicht notwendig war – die Temperatur im WoMo betrug gegen
Mitternacht gerade einmal 25 Grad, das ist ja fast schon sensationell niedrig.
Wenig verwunderlich, dass wir uns später in der Nacht sogar zudecken mussten…
Tag
8
Donnerstag,
16. Juli 2015
Triscina,
Camping „Helios“
Wir
haben eine erwartungsgemäß feine Nacht verbracht und wussten schon gleich in
der Früh, dass das heute unser letzter Tag am „Helios“ Campingplatz sein wird.
Es zieht uns einfach weiter. Gernot hat leider eine ungute Sonnenallergie (?)
entwickelt, die vielen Pusteln auf den Schultern, dem Rücken und dem Bauch
sehen nicht nur übel aus, sie jucken auch erbärmlich. Wird schon wieder werden,
jetzt heißt es halt die Sonne zu meiden und Ilse verpasst Gernot regelmäßig
Einreibungen mit Fluid und Hautcremes.
Schon
beim Kaffee wissen wir, dass das heute ein klassischer „Schlunztag“ wird –
nichts tun, paschen, Schläfchen machen, in die Luft schauen und mal so richtig
abspannen. Das Moped bleibt heute den ganzen Tag ungenutzt und darf auch wieder
einmal rasten.
Immer
wieder gehen wir die paar Meter zum Swimmingpool, einmal schauen wir auch kurz
zum Meer runter.
Gegen
Abend hätten wir die Möglichkeit ins Restaurant zu gehen, heute würde die Nonna
persönlich kochen. Zwar überlegen wir hinzugehen, schließlich siegt aber die
Faulheit und wir wärmen uns eine Dose Chili con Carne auf, eines unserer
„Not-Essen“. Ilse begnügt sich mit Honigmelone, die sie sich schön
zurechtschneidet. Ein weitgehend sinnloses Unterfangen, denn beim Servieren
plumpst gut die Hälfte der schönen Stückchen in den Sand – Gernot war leider
ein zu schlechter Jongleur. Aber zum Glück nicht viel passiert, Ilse ist auch
vom Rest satt geworden.
Von
einem durchs Essen ausgelösten beiderseitigen Energieanfall begünstigt,
wuchteten wir gleich noch am Abend unsere Vespa auf ihren Platz am Heck unseres
WoMo`s, so ist ein Gutteil des morgigen Aufbruch-Szenarios bereits
abgearbeitet.
Wieder
wird es ein feiner Spätabend, ohne schwüle Hitze, die Temperaturen sind durch
die stets leichte Prise ganz leicht zu ertragen. Es wird wohl knapp Mitternacht
gewesen sein, als wir unsere Nachtlager aufsuchten und schnell einen guten
Schlaf gefunden haben.
Tag
9
Freitag,
17. Juli 2015
Fahrt
nach Agrigento im Valle dei Templi
Camping
„Valle dei Templi“
Geschlafen
wie die Babies – wunderbar relaxed aufgewacht. Die erste gute Nachricht des
Tages: Bei Gernot sind keine neuen Pusteln dazugekommen – die weniger gute
Nachricht: weil kein Platz mehr ist… Jetzt wird die Sonne für ihn endgültig zum
Tabu, ohne Leibchen keinen Schritt mehr ins Freie.
Nach
einem feinen Käffchen haben wir dann wieder einmal alles zusammengepackt und an
den vorbestimmten Platz verstaut – reine Routine. Gernot ist dann zahlen
gegangen – 54 Euro für zwei Tage, passt schon. Übrigens hat die Frau unseres
Campingplatz-Wallahs ihrem Mann ziemlich den Kopf gewaschen, weil er unsere
Pässe „einkassiert“ hatte. Was man so mitbekommen hat, solle er das nur bei
Spaniern (?) machen und nicht bei Österreichern. Uns war’s wurscht, ob er die
Pässe einbehält oder nicht, spielt ja keine Rolle.
Noch
vor zehn Uhr quälten wir unser kaltes Schneckchen die steile Auffahrt zum
Ausfahrtsschranken hinauf und fuhren unserem nächsten Ziel entgegen.
Wir
werden das „Valle dei Templi“ ansteuern, leicht mit „Tal der Tempel“ zu
übersetzten, die Griechen haben dort überall ihre heute noch sichtbaren Spuren
hinterlassen.
Die
Fahrt dorthin absolvieren wir ausnahmslos über Landstraßen, die aber gut
ausgebaut sind, des Öfteren überspannen beeindruckende Viadukte ganze Täler. An
die rigiden Geschwindigkeitsbegrenzungen halten sich die ganze Fahrt über nur
Herr und Frau Zimmermann, für die anderen Autofahrer sind wir ein lästiges
Verkehrshindernis. Kurz vor der Stadt Agrigento setzt sogar mehrmals ein
Tanklaster zum Überholen an und brauste letzten Endes an uns vorbei, natürlich
trotz des Gegenverkehrs – die haben hier null Respekt vor Radarkontrollen, so
scheint es zumindest.
Die
115 Kilometer zum Campingplatz „Valle dei Templi“ sind in knapp zwei Stunden
absolviert, der Platz liegt vielleicht 500 Meter vom Meer entfernt und zu Füßen
der 60.000 Einwohnerstadt Agrigento. Überall – tatsächlich auf jeder sich
bietenden Erhöhung – sind Tempel erbaut
– auch schon ihre 2.500 Jahre alt. Teilweise repräsentieren diese Zeugen aus
der Vergangenheit mit ihrem zur Schau gestellten Verfall auch den Zustand des
heutigen Griechenlands… Einige der Tempel scheinen aber noch durchaus intakt zu
sein, von manchen sind nur mehr einzelne Säulen zu sehen.
Am
Campingplatz kriegen wir einen echt geilen Stellplatz – voll schattig und
direkt neben dem Swimmingpool. Da haben wir wirklich Schwein gehabt, denn keine
Viertelstunde später kamen zwei weitere Wohnmobile auf unseren Stellplatz, für
die blieben weit weniger gute und vor allem weit weniger schattige Plätze.
Wir
haben uns eingerichtet und sind dann erst mal in den Pool auf einen
Inspektions-Schwumm gegangen. Passt – das Wasser ist sauber und nass, über 30
Grad warm und vermittelt zumindest psychisch ein wenig Abkühlung. Obwohl – wir
haben weiterhin erträgliche Temperaturen – Höchstwert heute waren 33 Grad – um
immerhin drei Grad weniger als in Innsbruck.
Nach
unserer ersten Pool-Runde sind wir ins platzeigene Restaurant gegangen, dass
sich neben dem Pool, also auch neben unserem WoMo, befindet. Wir essen jeder
eine Pizza. nicht überwältigend aber o.k. Sehr gut hingegen war der „Gruß der
Küche“ – vier kleine, knusprige Bruschetta-Brötchen, die vor dem Essen gereicht
wurden. Interessanterweise völlig gratis, denn es wird hier nicht einmal das
sonst überall unvermeidliche (und bis zu drei Euro teure) Coperto verrechnet.
So bezahlen wir mit unseren Getränken exakt 20 Euro, voll o.k.
Voll
o.k ist auch das Gratis W-LAN, das im Restaurantbereich bestens funktioniert – und da wir direkt daneben
stehen, können wir auch im WoMo Internet benutzen, noch dazu in einer
Top-Geschwindigkeit.
Nach
einem Päschchen ist dann Siesta angesagt – wir können uns den Schatten richtig
aussuchen, denn eigentlich belegen wir frecherweise zwei Plätze – aber wie
heißt es so schön: „First come, first serve.“
Es
ist dann schon nach 18 Uhr, als wir unsere Vespa anlassen und zuerst mal in
Richtung Meer auf Erkundungsfahrt gehen. Nach einem halben Kilometer finden wir
uns im Hafen, cruisen dann weiter und landen schließlich bei einem großen
Vergnügungspark, der gerade aufgebaut wird. Das müssen wir uns morgen mal
genauer anschauen.
Dann
steuern wir unser Moped Richtung Zentrum von Agrigento. Die Stadt ist
spektakulär in die Hügel gebaut, wir haben auf unserer Fahrt keinen einzigen
Meter ebener Straße gefunden. Dementsprechend geil war die Fahrt durch die
engen Gassen und Gässchens, die Vespa ist natürlich das perfekte Verkehrsmittel
für so ein Terrain. Es geht rauf und runter wie in einer Achterbahn, in so
einer Stadt sind wir noch nie gefahren. Einmal biegen wir in eine Gasse ein und
stehen plötzlich mitten im „Vorgarten“ einer Familie und wenden unser Moped
nach einer Entschuldigung direkt vor dem Bügelbrett. Zum Teil sind die Straßen
derart steil, dass wir uns am falschen Weg wähnen, aber immer wieder finden wir
einen Ausweg. Und wenn es gegen eine Einbahn sein muss. Das wird von den
entgegenkommenden Autos und Fahrzeugen übrigens nicht einmal ignoriert, jeder
muss hier schauen, wie er weiterkommt, solange er halt niemanden anderen behindert.
Schließlich
finden wir dann wieder einen Weg zu einer Straße, die Ilse von der Anreise her
kennt und kaum eine Viertelstunde später knattern wir zu unserem Stellplatz.
Wir duschen uns ausgiebig und begeben uns dann ins Restaurant zum Abendessen.
Wir schlagen voll zu – Rinder-Steak für Ilse, Calamari grilled für Gernot, dazu
Pommes und jeweils die Getränke und als Dessert Zitronen-Sorbet und ein
Sizilianisches Küchlein, namens Casatta. Wieder kein Coperto – diesmal bezahlen
wir mit 40 Euro zufällig wieder eine runde Summe – das Doppelte von Mittag
übrigens. Aber das Essen war sein Geld wert – gesättigt und zufrieden kehrten
wir die paar Meter zu unserem Häuschen zurück.
Mit
einem Pasch und mehreren kalten Duschen zwischendurch ließen wir einen sehr
feinen Tag ausklingen. Gernots Sonnenallergie scheint sich tatsächlich zu
bessern, Ilses Einreibung mit der „Mirfulan“ Hautcreme verschafft – wenigstens
vorübergehend – etwas Linderung. Trotzdem war die Nacht von ständigem Juckreiz
geprägt, ausreichend Schlaf hat sich aber trotzdem finden lassen. Nutzt ja eh
nix – da muss man(n) jetzt durch und fertig aus.
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Agrigento |
Tag
10
Samstag,
18. Juli 2015
Camping
„Valle dei Templi“
Unser
Platz ist wieder einmal sehr gut gewählt, die zahlreichen Bäume schatten unser
WoMo schön ab. Das ist auch notwendig, denn es wird schon am frühen Vormittag
über 30 Grad warm. Übrigens haben wir bislang zehn Tage lang nur wolkenlosen
Himmel gehabt, die Sonne war insgesamt vielleicht zwei, drei Minuten verdeckt.
Wir
lassen den Tag gemütlich angehen, aktives Erwachen und ein gepflegter Pasch
prägen den Vormittag. Wir haben wieder einmal eine „Platz-Katze“ ein sehr
eleganter, hellroter Kurzhaar-Tiger (vielleicht aber auch eine Tigerin). Wir
werden noch heute für Leckerlis sorgen.
Ilse
geht immer wieder einmal im Pool eine Runde schwimmen, für Gernot sind grelles
Sonnenlicht und Chlorwasser nicht die beste Therapie gegen seinen
Hitzeausschlag, also nimmt er sich heute etwas zurück. Neben dem Pool kühlen
wir uns auch mit regelmäßigen Kaltwasserduschen ab – zehn Gänge werden an
diesem Tag wohl nicht gereicht haben.
Am
Nachmittag verfügen wir uns eine feine Siesta – Schattenplätze finden sich
dafür mehr als genug. Die Hitze ist heute sehr stark – unser Thermometer misst
mehr als 37 Grad, im Inneren unseres Häuschens ist es 33 Grad warm. Der Wind
weht zwar beständig, aber wir stehen in einer eher windgeschützten Ecke, also
kriegen wir nur selten einen Hauch davon ab.
Wir
halten aber tapfer durch und vertreiben uns die Zeit mit einem Pasch. Als es
dann am Abend endlich etwas erträglicher wird, fahren wir mit dem Roller zum
Meer hinunter. Da gibt es ja einen Vergnügungspark, allerdings ist der nur für
unter Fünfjährige attraktiv. Wir latschen trotzdem durch und fahren dann
weiter. Keine zwei Kilometer entfernt ist dann neuerlich ein Vergnügungspark
aufgebaut, diesmal einer für Erwachsene. Er hat um 18 Uhr 30 noch nicht
geöffnet (!!), trotzdem haben sich schon mehrere Polizisten mit ihren
Dienstfahrzeugen eingefunden. Vielleicht fahren wir später noch einmal her –
zuerst glühen wir aber noch einmal nach Agrigento rauf. Allein die paar
Kilometer sind beeindruckend, die Stadt ist ohnehin eine Sensation. Wir fahren
ins Hafenviertel und finden dort einen Markt aufgebaut. Wir schlendern durch
die Stände – wir hätten eine Million Handy-Cover kaufen können – alles
verschiedene natürlich. Und fünfzigtausend Flip-Flops, Myriaden von Socken und
jede erdenkliche Art von Strandbekleidung und Strandspielzeug. Tatsächlich
kaufen wir etwas – unser Freund Markus Riss betreut während unserer Abwesenheit
unsere Balkonpflanzen und hat sich als Mitbringsel (typisch Markus): „Einen
Mafioso“ gewünscht – mit Ketchup übrigens. Also haben wir ihm einen Mafiosi in
Form eines Bieröffners gekauft, das Ketchup werden wir auch noch auftreiben.
Für uns haben wir eine Kühlschrank-Magnet-Figur erstanden – ein Mafia-Pärchen
auf einer roten Vespa. Überhaupt wird das Thema Mafia hier in Sizilien offenbar
ziemlich verarscht, zumindest aber gewinnbringend vermarktet. Es gibt
Kaffeetassen und T-Shirts mit dem Konterfei von Marlon Brando als „Don Vito
Corleone“ und überall finden sich Souvenirs mit archetypischen Mafioso, manche
davon mit abgesägter Schrotflinte im Arm. Sonst merkt von der legendären
organisierten Kriminalität auf Sizilien als Tourist natürlich nichts – aber
z.B. eine Pizzeria möchten wir hier nicht eröffnen wollen. Dann würden wir wohl
bald einmal wissen, wie die Mafioso in echt ausschauen…
Nach
dem Markt-Besuch sind wir dann wieder runter zum Meer gefahren, einen weiteren
Trip durch die engen Gassen und Straßen von Agrigento haben wir uns für morgen
aufbehalten.
Am
Meer hat der Vergnügungspark für Erwachsene nun auch geöffnet, seine bunten
Lichter, die laut hämmernde Discomusik und die Fahrgeschäfte können uns aber
nicht locken – wir ersparen uns sogar einen Rundgang.
Dafür
gehen wir Essen, treffen keine schlechte Wahl und amüsieren uns köstlich über
das Gehabe der Angestellten. Der männlichen wohlgemerkt, wieder einmal.
Herrlich – von fünf Männern haben permanent vier bis fünf nichts zu tun,
trotzdem strahlen sie eine Wichtigkeit aus, die man beinahe mit Händen greifen könnte.
Wir
speisen vorzüglich, trotzen tapfer der abendlich Schwüle und fahren dann zum
WoMo zurück. Nach ein paar Kaltwasser-Duschen und kühlen Drinks legen wir uns
dann zum Schlafen nieder – die Temperatur im WoMo weigert sich, unter die 29
Grad Marke zu fallen. Da haben wir aber schon Schlimmeres erlebt…
Tag
11
Sonntag,
19. Juli 2015
Camping
„Valle dei Templi“
Unser
letzter Tag im „Camping Valle dei Templi“ beginnt wie üblich mit einem feinen
Käffchen – Ilse muss über sich selber lachen, weil sie das Wasser für den
Kaffee bisher immer mit dem Gaskocher aufgeheizt hat. Dabei führen wir in
unserem Equipment einen feschen Wasserkocher mit – auffüllen, einstecken, den Rest
erledigt der elektrische Strom.
Noch
am Vormittag fahren wir eine ausgiebige Runde mit der Vespa, wir wollen uns
eine Apotheke suchen, Gernots Hitzeausschlag muss endgültig niedergesalbt
werden. Leider haben am Sonntag alle „Pharmacia“ geschlossen, dafür tanken wir
wenigstens unser Moped. Der Volltrottel von Tankwart (sorry, aber man muss ihn
so bezeichnen) gießt noch Benzin nach, als eindeutig zu erkennen war, dass der
Tank schon randvoll ist. Das Ergebnis wundert nicht – übergelaufener Kraftstoff
ergießt sich über unser rotes Rollerchen. Darüber hinaus rinnt das Benzin auch
aus dem Überlauf des Tanks, sofort stehen wir samt Moped in einer stinkenden
Pfütze. Schnell den Trottel auf Deutsch noch einen Trottel geheißen und weg
waren wir.
Zurück
beim WoMo haben wir uns ein feines Mittagsessen aus Käse, Tomaten, Antipasti
und Brot einverleibt und uns dann zum täglichen Nachmittagsschläfchen
hingelegt. Danach den üblichen Pasch gemacht – heute ist die Hitze erneut
drückend zu spüren, wieder über 37 Grad und wieder kaum Wind. Im Schatten und
in Kombination mit Swimmingpool und Kaltwasserduschen lassen sich aber auch die
„schlimmsten“ Stunden zwischen 16 und 18 Uhr einigermaßen gut überstehen und
wir machen uns auf nach Agrigento. Dort gibt es ein Einkaufszentrum und die
sollten auch eine Apotheke haben.
Wir
glühen die gut zehn Kilometer zum Shopping-Center rauf und genießen beim
Eintritt erst mal die feinen, klimatisierten Temperaturen. Ilse findet dann
auch die Apotheke und wir kaufen zwei Salben gegen Gernots Ausschlag. Wir
schlendern dann noch ausgiebig durchs Einkaufszentrum und finden nun auch für
Ilse ein unwiderstehliches Angebot für ihren Lieblingsduft. In einem weiteren
Laden kaufen wir dann noch ein Notizbuch für Gernot, in fescher Holz-Optik und
mit zwei Euro sehr wohlfeil im Preis.
Dann
verstauen wir unsere Einkäufe in unserem Heck-Köfferchen und gönnen uns eine
weitere Rundfahrt durchs faszinierende Straßengewirr von Agrigento. Rauf und
runter, kreuz und quer, ziellos aber voll konzentriert rumpeln wir über das
Pflaster. Ilse filmt ein paar Passagen unseres Trips mit, sind total lässige
Aufnahmen geworden. Einmal sind wir zu einem Gässchen gekommen, das durch das
Verkehrsschild „Max. 1,60 m“ jeden vor seiner Enge gewarnt hat. Ein direkt vor
uns fahrender PKW Lenker verschätzte sich gravierend in der Breite seines
Fahrzeuges und – Zack, rammte er ordentlich eine Steinstufe, die Karre hat’s
richtig herumgebeutelt, ist sogar am Video zu sehen. Sofort zischte laut hörbar
die Luft aus dem rechten Hinterreifen, zwanzig Meter später rumpelte das Auto
bereits auf der Felge dahin. Davon ließ sich der Fahrer aber nicht unnötig
tangieren und setzte seinen Trip durch Agrigento fort, bis wir ihn aus den
Augen verloren.
Nach
ein paar Kilometern wilder Fahrt hatten wir dann genug von der wahrhaft
faszinierenden Stadt gesehen, Agrigento wird uns wirklich in sehr guter
Erinnerung bleiben.
Zurück
am Campingplatz zuerst ausgiebig unter die kalte Dusche und dann ab ins
platzeigene Restaurant. Wir kriegen keinen der sechs gedeckten Tische im Freien
– „Tutto reservato“. Eine Jugendgruppe hat vorreservieren lassen. Kein großes
Problem – es ist innen und außen gleichermaßen warm, man hätte vielleicht
draußen einen Hauch mehr Wind abbekommen können. Wurscht.
Das
Essen war wieder sehr gut, wir haben voll zugeschlagen und auch wieder eine
Nachspeise genossen. Das phantastische Zitronen-Sorbet von Ilse war auch der
Grund, warum wir heute erneut hier am Campingplatz gegessen haben. Die große
Jugendgruppe, alles Teenager unter 18 Jahren, hat sich übrigens ausgesprochen
zivilisiert verhalten, ehrlich gesagt hatten wir diesbezüglich leichte
Befürchtungen. Aber nicht aus einem Vorurteil heraus, sondern wegen diverser
Erfahrungen…
Pappsatt
gingen wir die paar Schritte zu unserem Schneckchen zurück und bald darauf
lagen wir auf unseren Betten. Es hat inzwischen immerhin so abgekühlt, dass wir
problemlos guten Schlaf finden konnten. Und das, obwohl bis 2:30 Uhr laute
Disco-Musik vom Strand herauf dröhnte – die störte uns aber überhaupt nicht.
Übrigens
– wir haben selbstverständlich unserer Platz-Katze aus dem Supermarkt etwas
mitgebracht und sie hat sich sehr gefreut darüber. In der Nacht haben sich dann
auch mehrere kleine Hasen auf unserem Platz eingefunden. Ilse hat sie im Dunkel
der Nacht zuerst für Ratten gehalten – sizilianische Langohr-Ratten?
Tag
12
Montag,
20 Juli 2015
Fahrt
nach Nicolosi
„Camping
Etna“
Wunderbar
geruht – wir stehen relativ früh auf, wir wollen nicht alles in der großen
Hitze zusammenpacken. Wieder verläuft das Aufbrechen routiniert, die Vespa
findet heute fast allein hinauf auf den Träger, spielend leicht schieben wir
sie die Rampe hoch.
Dann
bezahlen wir 84 Euro für drei Tage und machen uns auf den Weg in Richtung
Catania. Bezüglich unseres Ziels haben wir uns noch nicht festgelegt, entweder
wir campieren am Meer oder wir fahren Richtung Ätna hoch, das gibt es auf 700
Metern auch einen Platz mit Swimmingpool. Wir entscheiden uns dann vor Ort.
Die
Fahrt verläuft vorerst über eine Landstraße, wieder schert sich niemand um die
allgegenwärtigen Geschwindigkeitsbegrenzungen, meistens werden die Limits um
100 Prozent überschritten. Mehr und mehr gleichen auch wir unseren Fahrstil
diesem Ignorieren der Tempolimits an und manchmal ertappen wir uns dabei, dass
wir eine 30er Zone mit 70 km/h durchfahren. Dabei immer dicht gefolgt von einer
ganzen Horde ungeduldiger Autofahrer, die uns bei jeder Gelegenheit überholen –
auch mal mit einem guten Hunderter in der 30er Zone. Trotzdem kommt es während
der ganzen Fahrt zu keinen gefährlichen Szenen, die haben den Wahnsinn
scheinbar doch ganz gut unter Kontrolle, wir haben auch noch keinen wirklichen
Unfall gesehen. Aber es sollte doch zu denken geben, dass praktisch jedes
Fahrzeug hier beschädigt ist, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die uns
jeweils sofort auffallen. Krachen tut’s also oft im sizilianischen
Straßenverkehr. Wen wunderts…
Bald
einmal kommen wir auf eine Art Autobahn – immer wieder mal geht’s ein paar Kilometer zweispurig dahin.
Man sieht an fortgeschrittenen Bauarbeiten, dass hier bald einmal eine neue
Autobahn durchs Land führen wird, momentan müssen wir uns zwischen den
einzelnen Bauabschnitten durchschlängeln und unzählige Kreisverkehre
durchfahren. Dann kommen wir aber endgültig auf die Autostrada nach Catania und
endlich geht’s zügig dahin. Heute ist ein gewisses Tempo ganz besonders
wichtig, denn nur so kriegen wir Zugluft in der Fahrerkabine. Wir messen 39.9
Grad und dementsprechend brutal heiß fühlt es sich auch an.
Als
wir dann nach gut zweieinhalb Stunden Catania erreichen, lassen wir die Stadt
rechts liegen und fahren links in die Berge hinauf. Wir erhoffen uns am
Campingplatz bei Nicolosi etwas feinere Temperaturen – 700 Meter
Höhenunterschied sind ja nicht nix.
Nach
einem unwesentlichen Verfahrer mangels ausreichender Beschilderung finden wir
uns am „Camping Etna“ – ein programmatischer Name, liegt der Platz doch direkt
am Fuße des größten Vulkans Europas. Unser Stellplatz ist ein Traum – mehr
Schatten geht nicht mal theoretisch, da müssten wir uns schon in eine Scheune
stellen. Wir befinden uns direkt neben dem Swimmingpool – so direkt daneben,
dass wir über den Zaun greifen können, um uns an der Pool-Dusche die Hände zu
waschen. Als Ilse vor dem Schwimmen Gernot ihre Brille reicht, muss der dafür
nicht einmal von seinem Sessel aufstehen. Echt super.
Der
Campingplatz selber gibt nicht viel her – Essen Fehlanzeige, gerade mal ein
Bier kann man kaufen oder einen Kaffee trinken. Die sanitären Anlagen sind – na
ja – etwas sehr veraltet, hier könnte sich schon Silvio Berlusconi als Kind
geduscht haben. Aber das Wichtigste beim Campen ist ohnehin der Stellplatz und
da hätten wir es nicht besser erwischen können.
Nach
einem kleinen aber feinen Abstecher in den Pool haben wir uns dann gegen 15 Uhr
in Richtung Ätna aufgemacht, eine perfekt ausgebaute Straße führt bis auf 2.000
Meter hinauf. Immer wieder sieht man erkaltete Lavaströme, also wenn das Ding
wieder einmal hochgeht, möchten wir lieber weit, weit weg sein.
Die
gut 20 Kilometer zum Touristen-Ressort (samt Gondelbahn, um dem Vulkan noch
näher zu kommen) muss sich unser braves Moped ordentlich abmühen, eine wahrlich
schweißtreibende Arbeit für seine elf kleinen Pferdchen. Zwei Mal bleiben wir
zwecks vorsorglicher Abkühlung des Motors in einer Parkbucht stehen und genießen
den sagenhaften Ausblick, der bis zum Meer hinunter reicht. Von hier heroben
sieht man auch gut die Ausdehnung der Stadt Catania mit ihren gut 400.000
Einwohnern. Die Stadt ist Ende des 17. Jahrhunderts übrigens völlig von den
Lavaströmen des Ätna zerstört worden – aus den erkalteten Hinterlassenschaften
des Vulkans wurde sie dann neu aufgebaut.
Beim
Ressort angekommen finden wir dort eine Unzahl von Restaurants vor und noch
mehr Souvenirstände. Wir klettern ein paar Meter zum „Crateri Silvestri“ hoch
und blicken in seinen nicht ganz so tiefen Abgrund. Dann kommen wir zu einer
Tafel – direkt neben der Straße – auf der geschrieben steht, dass genau bis
hier hin zuletzt die Lavaströme des Ätna reichten, das war 1988. Das Ding ist
immer noch hochaktiv, einer der aktivsten Vulkane überhaupt auf der Welt. Erst
vor ein paar Tagen ist wieder Lava ausgetreten, im Internet hat Ilse die
entsprechenden Bilder der Vulkanologen gesehen.
Ilse
hat beim Herumwandern im Lava-Sand dann doch tatsächlich einen winzig kleinen
Anhänger mit einem Kreuz gefunden, mit Glitzersteinchen verziert und aus
Silber. Gernot hat dann auch etwas gefunden – mit dem 1 Cent Stück aber
eindeutig das weniger Wertvolle.
Auf
einem großen Parkplatz hat uns dann noch das Schild „Miele Etna“ gelockt –
Honig also. Nach unzähligen Kostproben der unterschiedlichsten Honigsorten
(Ilse O-Ton: „Mir pickt schon die ganze Papp’n“) haben wir uns dann für mehrere
Gläschen entscheiden – für uns selber und als Mitbringsel für die Lieben
daheim.
Die
Hitze des heutigen Tages ist tatsächlich auch auf 2.000 Metern Seehöhe zu
spüren, obwohl ein recht guter Wind weht, sieht man niemanden mit langer Ärmeln
oder gar einem Jäckchen. Später sehen wir in Nicolosi, dass es noch nach 19 Uhr
eine Temperatur von 36 Grad hat, das dürfte heute also unser heißester Tag in
Sizilien gewesen sein. Und genau heute hat uns die Hitze gar nichts ausgemacht,
auch die 40 Grad im Häuschen bei der Herfahrt haben wir locker weggesteckt.
Die
Fahrt von 2.000 Meter hinunter nach Nicolosi war herrlich erfrischend, bei 80
km/h wird es in den schattigen Bereichen schon richtig kühl. Und erst am
Campingplatz – einfach nur herrlich. Gerade mal 31 Grad rund ums WoMo, nach
einer Kaltwasserdusche entfährt Gernot der Jubelruf: „Ich hab grad zum ersten Mal
in diesem Urlaub zu kalt!“ Wenn auch nur für wenige Sekunden – aber immerhin…
Auch
hier haben wir wieder ein Platz-Haustier, die wunderschöne Siamkatze ist aber
noch schwer arrogant uns gegenüber, grüßt nicht einmal. Später lässt sie sich
immerhin kurz von Ilse streicheln, wenn sie morgen zu uns kommt, steht
knuspriges Trockenfutter schon bereit. Dann wird sich das mit ihrer Arroganz
uns Großkatzen gegenüber auch schnell erledigt haben.
Die
Suche nach einem Platz zum Abendessen stellt sich dann wieder einmal als mühsam
und ärgerlich heraus, hier in Sizilien (und wie wir aus Erfahrung wissen, in
ganz Italien) bekommt man – wenn überhaupt – nur von 20:00 bis 22:30 etwas zu
essen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Und eine dieser Ausnahmen zu entdecken
ist immer wieder eine echte Herausforderung. Nach mehreren vergeblichen
Anläufen (einmal sitzen wir schon gemütlich auf der Terrasse eines gut
besuchten „Ristorante“, da meint der Kellner: „Sorry, but today no food“, was
uns sehr an Indien erinnerte) finden wir dann doch noch eine Pizzeria. Und
wieder landen wir einen Volltreffer – die Holzofen-Pizza ist die bislang beste
dieses Urlaubs und derartig riesig, dass wir trotz eines Mords-Hungers gerade
einmal die Hälfte davon aufessen können. Lustig war auch, als der Kellner bei
Ilses Cola-Bestellung „Small or big?“ nachfragte und nach Ilses: „Big“ doch
tatsächlich eine 1,5 Liter Plastikflasche Coca Cola zu Tisch brachte. Wir haben
lachend auf eine Dose umbestellt – die kostete dann mit ihren 0,33 Litern
übrigens zwei Euro, die beinahe fünffache Menge hätten wir für drei Euro haben
können. Auch Gernots großes Moretti-Bier (0,66 Liter) war mit drei Euro
sensationell günstig, so billig kriegen wir das unter Garantie nirgendwo mehr
in Italien. Alles keine Rechenfehler, die Preise stehen so in der Karte
vermerkt. Mit unseren Riesen-Pizzen zu je 7.50 Euro haben wir also einen runden
Zwanziger bezahlt – das kann man gelten lassen.
Was
uns noch in Erinnerung bleiben wird, sind die unfassbar frechen Tauben, die wir
in diesem Lokal gesehen haben. Also für den Matthias Schrom (der seit seiner
Kindheit an einer ebenso seltenen wie heftigen Tauben-Phobie leidet) wäre
dieser Platz definitiv nichts. Die Flug-Rättzchen flatterten unverschämt zu den
Tischen, auch wenn diese von Gästen besetzt waren. Vor allem auf die Erdnüsse
und Kartoffelchips hatten es die Tauben abgesehen und sie ließen sich kaum
vertreiben. Ein Paar hat dann tatsächlich aufgegeben und das Lokal fluchtartig
verlassen, die Tauben pickten sofort wie verrückt in das Schälchen mit den
Erdnüssen, selbst dann noch, als es der Tischabräumer bereits in der Hand
hatte…
Mit
der einbrechenden Dunkelheit machten wir uns dann zurück auf den Weg zum
Campingplatz und verlebten noch einen gemütlichen Abend vor unserem WoMo. Der
Swimmingpool ist für uns wie ein Freilicht-Kino und wir sitzen in der ersten
Reihe fußfrei. Etwas verstört hat uns dann gegen Mitternacht noch ein Schweizer
Vater, der mit seinen Kindern nacheinander die Pool-Dusche benutzt hat. Zuerst
gab er seinem zehnjährigen Sohn gezählte 16 (!!) Befehle hintereinander (Von
„Wasser aufdrehen“ und „Das Shampoo überall verteilen“ über „Jetzt unter der
Hose waschen“ bis hin zu „Jetzt Wasser abdrehen!“) und als er dann aber mit
seiner Teenager-Tochter aufkreuzte wurde es schon sehr sonderbar. Nicht nur,
dass die vielleicht Zwölfjährige ein für ihr Alter viel zu winziges und
aufreizendes Bikinihöschen trug, musste sie sich vor aller Augen auch noch ihr
Oberteil ausziehen und sich anschließend gemäß Vaters strengen und detailgenauen
Anweisungen abwaschen. Beim Weggehen mahnte er sie noch ab, sie solle sich ja
nicht beim Gehen die Sandalen beschmutzen. Wie das bei dem feinen Lava-Staub
und mit pitschnassen Latschen funktionieren soll, hat der strenge Schweizer
nicht dazugesagt. Schweben vielleicht? Ihn selber haben wir an diesem Abend
übrigens nicht unter der Dusche gesehen, vielleicht auch deshalb, weil es ihm
niemand befohlen hat. Leute gibt’s…
Später
sind wir dann außerhalb des Campingplatzes noch eine Runde spazieren gegangen,
Ilse hoffte im Dunkel der Nacht vielleicht einen Feuerschein des Vulkans
erblicken zu können. Fehlanzeige – dafür „entdeckten“ wir mindestens zehn
Familien, die im Freien den Abend genossen. Sie waren mit ihren Fahrzeugen zu
dem großen Parkplatz in der Nähe des „Camping Etna“ gekommen, hatten ihre
Klappstühle und Campingtische ausgepackt, aßen, tranken und schwatzten
lautstark miteinander. Mittendrin spielten Väter mit ihren Buben im Licht der
Straßenlaternen Fußball und das an einem gewöhnlichen Montagabend. Scheint ganz
so, als würden die Leute ihre zu warmen Wohnungen verlassen und im Freien
Abkühlung suchen. Und sei es auf einem asphaltierten Parkplatz.
Wie
dann gegen Mitternacht die Disco-Musik (eh dezent laut, von ein paar Ausreißern
abgesehen) am Pool verstummte, war das auch für uns das Zeichen, schlafen zu
gehen. Draußen hat es gerade noch 22 Grad – wir werden doch heute Nacht nicht
frieren müssen…?
Tag
13
Dienstag,
21. Juli 2015
„Camping
Etna“
Ohne
Frostbeulen sind wir aufgewacht und genießen bei einem feinen Kaffee den
beginnenden Tag. Es wird mit Sicherheit nicht brutal heiß heute, das hebt schon
früh am Morgen unsere Stimmung.
Am
Vormittag wird unser Campingplatz von zwei ACSI-Kontrolleuren besucht, Ilse
kommt später mit dem belgischen Inspektions-Paar ins Gespräch. Dann tut Ilse
den beiden noch einen Gefallen und gibt eine detaillierte Zustandsbeschreibung
vom „Camping Helios“ ab, brauchen die Inspektoren sich zumindest dort keine
Urlauber dafür zu suchen.
Der
Vormittag vergeht mit etwas Schreiben, immer wieder gehen wir ein paar Minuten
in den Pool und wir haben eine feine Zeit.
Ein
ganz eigenes Kapitel ist unser Herr Bademeister, den wir für uns Marko nennen.
Marko deshalb, weil er dem österreichischen Fußballer Marko Arnautovic sehr
ähnlich sieht und auch ein ähnlich affektiertes Benehmen an den Tag legt. In
Wahrheit heißt unser „Life Guard“ Sergio und nimmt sich in seiner
verantwortungsvollen Tätigkeit unendlich wichtig. Wenn er früh am Vormittag mit
seinem Lancia Kombi auf den Platz fährt, dann ist er bereits voll im
Rettungs-Outfit und das sichtbarste Zeichen seiner Macht – eine silberne
Trillerpfeife am grellgelben Band – hat er schon um den Hals hängen. Neben
seiner Tätigkeit als potentieller Lebensretter ist Marko vulgo Sergio auch für
die Musik am Pool zuständig. Und wenn man seine unzähligen und allesamt
kläglich scheiternden Versuche, der Musikanlage brauchbare Töne zu entlocken,
beobachtet, dann hofft man insgeheim sehr, dass er im Fall des Falles als
Lebensretter kompetenter sein möge. Denn entweder brüllt die Anlage
unvermutet mit 200 Dezibel los oder es
geht für Minuten gar nichts mehr. Dann gibt eine Computerstimme auf Englisch
Anweisungen, was zu tun wäre, um die Anlage wieder in Betrieb zu setzen. Sergio
und Marko sprechen aber nur Italienisch und auch da nur das sizilianische
Italienisch, wie Ilse bei einem Kommunikationsversuch festgestellt hat. Aber
immerhin ist mehrmals am Tag ein strenger Pfiff aus seiner Trillerpfeife zu
hören, etwa wenn ein Kind ohne Badehaube auf den Pool zustürmt. Da kann
Marko/Sergio sehr konsequent sein… Jedenfalls ist er eine Quelle köstlicher
Unterhaltung und wir sind ihm dankbar dafür (lassen es uns aber natürlich nicht
anmerken).
Irgendwann
am Nachmittag werfen wir dann den Motor unserer Vespa an und machen uns auf den
Weg zum Einkaufen. Wir werden uns heute selber versorgen und nicht mehr – so
wie gestern - auf das spärliche
gastronomische Angebot der Umgebung zurückgreifen.
Ein
Alimentari bzw. Supermercato ist schnell gefunden, Lebensmittel einkaufen
müssen ja selbst die Sizilianer. Wir gönnen uns ein paar kleine Frankfurter
Würstchen, eine kleine Salami und für den „Notfall“ zwei Gläser mit Fertig-Sugo
nach sizilianischer Art. Brot und Milch kaufen wir natürlich auch, sogar an den
Nachtisch denken wir und so finden auch Joghurts den Weg in unsere
Einkaufstasche.
Zurück
im Häuschen machen wir zuerst einen gepflegten Pasch und dann bereitet Ilse
unser Abendessen. Wir grillen uns die herzigen Frankfurterchens, sie schmecken
gar nicht mal so schlecht. Später richten wir uns dann auf einen gemütlichen
Abend ein, unseren letzten am Fuße des Ätna.
Wir
liegen eigentlich schon in unseren Betten – es ist 22 Uhr 30 – als wieder
einmal die Musikanlage am Pool unvermittelt und in unfassbarer Lautstärke
loslegt. Gerade so, als würde ein F 16 Bomber direkt vor unserem WoMo seinen
Start vorbereiten. Marko! Sergio! Doch unser „Life Guard“ ist quasi unschuldig,
denn dieses Mal wird nicht irgendein Disco-Hit in unsere Gehirne gehämmert,
sondern wir kriegen ein echtes Solo-Konzert eines sizilianischen
Sangeskünstlers dargeboten. Der sitzt – lässig im blütenweißen Hemd und mit
einem Mikro in der Hand – vor einem Laptop und gibt den verdutzten Zuhörern
italienische Schmonzetten der Sonderklasse zum Besten. Der Typ macht das gar
nicht schlecht, ist sicher schon vorher irgendwann mal wo aufgetreten – mit dem
Karaoke-Programm seines Computers ist er allerdings nicht sattelfest genug
vertraut. Deshalb reißt die Begleitmusik immer wieder einmal abrupt ab oder
geht unvermittelt in die nächste Nummer über. Unser Cantadore ließ sich von
solch Kleinigkeiten aber nicht aus dem Konzept bringen und trällerte eineinhalb
Stunden ohne jede Pause durch. Besonders lustig waren seine Versuche auf
Englisch zu singen – bei „My Way“ von Frank Sinatra blieb da kein Auge trocken
– etwa wenn er vom „Final Curtain“ sang – genau so ausgesprochen, wie
geschrieben…
Um
Mitternacht war dann das Konzert zu Ende, der Applaus blieb zwar ob des
Dargebotenen etwas spärlich, aber er war durchaus vorhanden. Gernot wollte
zuerst noch mit einem beherzten: „Bravo, Cantaodore! Bravi Maestro!! Da capo
per favore!“ in den dezenten Jubelchor einstimmen, es war ihm dann aber doch zu
gefährlich. Immerhin hätten wir ja tatsächlich noch eine Zugabe abkriegen
können.
Etwa
gleichzeitig mit dem letzten Händeklatschen sind wir dann eingeschlafen –
morgen geht’s wieder weiter…
Tag
14
Mittwoch,
22. Juli 2015
Fahrt
nach Letojanni/Taormina
„Camping
Paradise“
Die
Nächte hier am Fuße des Ätna sind für uns wirklich sehr entspannend, die Luft
ist angenehm kühl und am Morgen wird es auch nicht so blitzartig heiß, wie
anderswo. Wie schon einmal erwähnt – 700 Höhenmeter sind nicht nix.
Nach
einem Käffchen spulen wir unser gewohntes Aufbruch-Ritual ab – wieder ist alles
in einer guten Stunde erledigt. Eigentlich wollten wir noch einmal kurz in den
Pool springen, Sergio alias Marko gibt uns aber kein Freizeichen – erst ab 10
Uhr sei das Schwimmbad eröffnet. Wurscht – dann halt kein Abschieds-Schwumm.
Wir bezahlen die moderate Rechnung und machen uns auf den Weg.
Wir
fahren wieder zum Ätna rauf, die Strecke, die wir schon unserer Vespa zugemutet
haben. Unser Häuschen ist nach drei Tagen Pause noch ziemlich unausgeschlafen,
als wir es so zärtlich wie möglich den steilen Berg hochtreten. Nach ein paar
Kilometern zeigt der Temperaturmesser bedenkliche Motorhitze an und wir bleiben
vorsichtshalber stehen. Und siehe da – unser WoMo kocht – aber nicht vor Wut,
sondern mehr aus Verzweiflung. Es blubbert und zischt bedenklich und das heiße
Wasser ergießt sich via Überlaufschlauch auf den Asphalt. Gar nicht mal wenig,
ein guter Liter wird es wohl gewesen sein. Wir füllen Wasser nach und nach
einer angemessenen Pause geben wir unserem Schneckchen wieder die Sporen.
Wieder fünf, sechs Kilometer und wieder beginnt das Kühlerwasser zu kochen,
also machen wir erneut ein Päuschen. Alles kein Problem, wir sind ja im Urlaub
und nicht auf der Flucht, wir haben also Zeit genug. Es ist halt für unser 25
Jahre altes WoMo grenzwertig, dass es seine fast 3.000 Kilogramm auf 2.000
Meter Seehöhe raufzerren muss – dafür bräuchten wir eigentlich viel mehr
Pferdestärken, als uns mit den tatsächlichen 90 zur Verfügung stehen.
Schließlich
kommen wir aber gut am Ätna-Ressort an und geben unserem Häuschen eine weitere,
kleine Verschnaufpause, dann kann es wieder weitergehen.
Unterwegs
klaubt Ilse noch ein paar Brocken Lavagestein zusammen, sie werden uns an die
Zeit hier erinnern und auch als Mitbringsel Freude machen. Die Straße den Ätna
hinunter ist eine ganz andere, als jene, die zum Vulkan hinaufführt. Viel
enger, auch steiler und nicht ungefährlich. Es geht aber wieder einmal alles
gut und bald sind wir wieder in ebenem Gelände unterwegs.
Unser
Ziel ist der „Camping Paradise“, der unweit der Stadt Taormina liegt. Die
Strecke dorthin ist nicht einmal 80 Kilometer lang, die wohl kürzeste
„Verbindungs-Etappe“, die wir jemals gefahren sind. Trotzdem brauchen wir weit
über drei Stunden dafür, die „Koch-Exkursionen“ unseres WoMo’s und der
teilweise sehr starke Verkehr zeichnen dafür verantwortlich.
Den
Campingplatz finden wir völlig problemlos und die freundliche Chefin weist uns
einen Platz direkt am Meer zu. Also nicht am Meeresufer selbst – der
Campingplatz liegt einige Meter erhöht – sondern mit unmittelbarem Meeresblick.
Zuerst sind wie etwas skeptisch, weil unser Platz um diese Zeit (knapp nach 13
Uhr) in der prallen Sonne liegt, später sehen wir aber, dass das eine gute Wahl
war, denn die Bäume geben im Laufe des Tages ausreichend Schatten.
Der
„Camping Paradise“ mag jetzt vielleicht nicht der wahrhaftige Garten Eden sein,
er ist aber trotzdem sehr schön und mit einem traumhaften Swimmingpool
ausgestattet. Auch hier haben wir selbstverständlich wieder einen aufmerksamen
„Life Guard“, seinen durchaus beeindruckenden Körpermaßen nach entspricht der
Mann in etwa 2 ¼ Sergios – das nur nebenbei.
Die
sanitären Anlagen sind äußerst großzügig dimensioniert und penibel sauber,
Warmwasser ist gratis, zum Glück für uns kann man aber auch kalt duschen. Ein
Restaurant und einen Minimarkt gibt’s auch am Platz, also – was will man mehr.
Wir
richten unser WoMo für den Aufenthalt her und dann nichts wie rein in unsere
Surf-Patschen und runter ins Meer. Wir plantschen eine ganze Weile in den gar
nicht so niedrigen Wellen – Abkühlung bringen uns die gut 30 Grad
Wassertemperatur aber kaum. War auch nicht zu erwarten, lässig war es aber
trotzdem.
Den
Swimmingpool lässt man sich hier im „Paradise“ mit drei Euro am Tag extra
bezahlen – wir scheuen diese Ausgabe aber nicht und nutzen das Angebot. Manchmal
sind wir ganz allein im Pool – mehr als fünf Personen sind aber nie
gleichzeitig im Wasser. Auch der Pool ist auf über 30 Grad aufgeheizt, fein ist
das Schwimmen im klaren Süßwasser aber allemal.
Beim
obligaten Rundgang über den Platz treffen wir wieder einmal Österreicher – ein
Pärchen, das mit einem Motorrad mit Feldkircher Kennzeichen unterwegs ist.
Wobei – Motorrad ist eigentlich der falsche Ausdruck für ihr Gefährt – denn die
haben ein extremes Monstergerät dabei. Eine Harley Davidson samt Beiwagen – ein
125 PS starkes und 190 km/h schnelles Ungetüm mit über 500 Kilogramm Gewicht,
allein der Tankinhalt beträgt sagenhafte 60 Liter (also genau wie bei unserem
WoMo). Das Teil ist sehr aufwändig und über und über in Airbrush-Technik
bemalt, mit Mega-Breitreifen ausgestattet, sogar der Motor der Harley ist mit
LED Lämpchen beleuchtet. Wir haben auch noch nie gehört, dass man auf einem
Motorrad bei uns zu dritt fahren darf, dieses Gerät ist sogar auf zwei
Erwachsene und zwei Kinder zugelassen. Ein echtes Unikum.
Das
Paar ist uns gleich sehr sympathisch – Andreas ist ein 46-jähriger Koch aus der
Steiermark, seine Frau Ivana ist Briefträgerin und stammt aus der Slowakei. Ihr
vorarlbergerisch gefärbtes Deutsch ist köstlich anzuhören und wir quatschen
eine ganze Weile miteinander. Die Harley Davidson mit dem Beiwagen ist ihre
ganz große Leidenschaft – über 50.000 (!!) Euro hat das Ding insgesamt gekostet
und unfassbare 130.000 Kilometer sind sie damit schon in ganz Europa unterwegs
gewesen. Hoffentlich vergessen wir nicht, das Ding zu fotografieren, das muss
man einfach gesehen haben.
Wir
haben auch Glück mit unseren unmittelbaren Nachbarn am Platz. Wobei – Probleme
mit Nachbarn haben wir beim Campen praktisch nie, mit manchen kommt man halt
nicht so in Kontakt. Diesmal ist das anders – wir stehen neben einem deutschen
Paar, die dem Auto-Kennzeichen nach aus RE stammen. Sie sind mit einem
entzückenden, kleinen Wohnwagen unterwegs, dem Alter nach dürften sie knapp vor
der Pensionierung stehen. Gernot kommt dann schnell mit dem Mann ins Gespräch
und bald scherzen die beiden richtig miteinander. Der Deutsche hat ein sehr
sympathisches Wesen und kann tatsächlich von Ohr zu Ohr grinsen. Und er ist
sehr klug, das wird selbst beim Smalltalk sofort klar. Wir werden wohl noch
viel miteinander lachen.
Heute
kommt übrigens zum ersten Mal unser Sonnensegel zum Einsatz. Das Montieren in
die Schiene am WoMo funktioniert auf Anhieb gut, Ilse kümmert sich um die Anbindeleinen
und schon ein paar Minuten später spendet uns das Tuch wichtigen Schatten. Es
wird heute nämlich besonders heiß – fast 38 Grad werden es am Ende wohl gewesen
sein. Schlagen wir also, was die
Temperatur betrifft, wieder einmal Innsbruck – obwohl man daheim eher
nicht damit rechnen kann, durch eine kühle Brise vom Meer her wenigstens ein
bisschen gechillt zu werden…
Später
meldet sich dann der Hunger – wir warten mit unserem aber dennoch bis gut 19
Uhr, mittlerweile kennen wir die späten italienischen Essenszeiten ja zur
Genüge. Aber nicht genügend genug, denn hier wird überhaupt erst nach 20 Uhr
gespeist – dementsprechend angespeist waren wir kurzfristig auch mit unseren
hungrigen Mägen…
Wir
fahren dann die vielen Serpentinen nach Taormina hoch – bis wir oben sind,
wird’s wohl was zu futtern geben. In Taormina ist buchstäblich die Hölle los –
wie in Venedig rund um den Markusplatz oder wie in der Innsbrucker Altstadt am
Faschingsdienstag. Touristen, Touristen, Touristen – und wir Touristen
natürlich mittendrin.
Unsere
Vespa parken wir völlig unverschämt direkt am Busparkplatz von Taormina,
irgendein Plätzchen findet sich für einen Roller immer – und schaut man sich
das Parkverhalten der einheimischen Zweiradfahrer an, dann dürften die
Ordnungshüter diesbezüglich sehr nachsichtig agieren. So parken Mopeds manchmal
direkt auf Zebrastreifen, auch wir haben unsere Vespa schon einmal so
abgestellt. Schon sehr fein…
Wie
Ilse schon im Loneley Planet gelesen hat, ist Taormina ein Hot-Spot für
Homosexuelle, die gerne mit ihren Partnern hier Urlaub machen. Tatsächlich
sehen wir sofort Hand in Hand spazieren gehende Männer – ein entzückender
Anblick und auch erstaunlich für ein Macho-Land wie Italien bzw. Sizilien.
Gefällt uns!
Wir
gleichen unser Geh-Tempo dem nicht vorhandenen Platz an und lassen uns mehr von
der Masse Meter für Meter durch die engen Gassen Taorminas schieben. Bei einem
verheißungsvollen „Pizzeria-Ristorante“ Schild scheren wir aus der trögen
Menschenmasse aus und steigen die paar Stufen zum Restaurant hoch. Das “Varo“
verfügt über eine großzügige Terrasse, die sich bei genauerem Hinsehen als
ehemaliger Vorplatz einer alten Kirche herausstellt. Wir speisen vorzüglich,
sowohl Ilses Spaghetti Carbonara, also auch Gernot Pizza Frutti di Mare waren
wirklich hervorragend.
Mit
vollem Bauch setzten wir unsere Tour durch Taormina fort, wirklich ein netter
Ort. Zwar extrem touristisch, aber wir sind ja schließlich auch Touristen, also
wozu sich darüber aufregen.
Schon
bei Dunkelheit kehren wir zur Vespa zurück und fetzen die paar Kilometer zum
„Camping Paradise“ hinüber. Im WoMo haben wir dankeswerterweise Internet
Empfang, weil wir so knapp am
W-LAN-Spot
stehen. Also lassen wir uns mal zur Abwechslung von „youtube“ entertainen und
nacheinander geben sich Gerhard Polt, Johnny Cash und Mario Lanza die Ehre.
Nach
ein paar Schlummertrunks schlafen wir gegen Mitternacht ein, die Hitze im WoMo
ist mit 29 Grad gerade noch halbwegs erträglich.
Tag
15
Donnerstag,
23 Juli 2015
„Camping
Paradise“
Wir
hatten dann doch beide eine angenehme Nacht, wir sind die hohen Temperaturen
mittlerweile echt ganz gut gewohnt. Klar wäre ein Erwachen in kühler Tiroler
Bergluft auch nicht übel, aber das wird’s hier in Sizilien eher nicht spielen…
Nach
dem Frühstückskaffee, ein paar Abstechern zum Swimmingpool und nach einem
Entspannungs-Pasch am Vormittag legen wir uns kurz nach Mittag ein wenig
nieder. Eigentlich nur Gernot, denn Ilse geht ein wenig zum Strand hinunter und
lässt die Füße ins Meer baumeln.
Plötzlich
schreckt ein Geräusch Gernot aus dem Schlaf – ein Geräusch, das wir lange nicht
mehr gehört hatten: Regen prasselte auf unser WoMo-Dach. Also prasseln ist
wahrscheinlich jetzt schon die Übertreibung des Jahres, aber an die 200 Tropfen
werden es insgesamt wohl gewesen sein, wenn nicht sogar 250. Sogar am Sattel
unserer Vespa konnten wir mehr als 20 Tröpfchen zählen – ein Wahnsinn! Aber
immerhin war der Himmel bewölkt und die Sonne glühte nicht mehr so unbarmherzig
auf uns nieder.
Jetzt
aber sofort rauf aufs Moped und raus ins pulsierende Sizilien. Wobei –
pulsieren tut um diese Zeit – es war 15 Uhr – in Sizilien höchstens das heiße
Blut der einheimischen Autofahrer. Denn wenn Siesta angesagt ist, dann läuft
hierzulande wenig bis gar nichts, sogar der Straßenverkehr ebbt spürbar ab.
Wir
biegen heute beim Verlassen des Campingplatzes rechts ab, da waren wir noch
nicht. Wir fahren die paar Kilometer in den Nachbarort rüber, tanken dort unser
kleines rotes Pferdchen voll und kehren dann wieder um. In Letojanni machen wir
einen Abstecher in die Via Campo Sportivo, wo Ilses Facebook-Bekanntschaft „La
Tedesca“ 15 Jahre lang gewohnt hat. Auf ihren Wunsch hin fotografieren wir das
Haus, an dessen Wänden noch Kreidezeichnungen ihrer Kinder zu sehen sind. Sonst
gibt der Ort nicht viel her – doch – Ilse hat um wohlfeiles Geld neue Sandalen
gekauft – haben wir also doch auch ein wenig die Wirtschaft dieses insgesamt
eher erbärmlichen Ortes „angekurbelt“.
Dann
fahren wir erneut nach Taormina hinauf, wir wollen uns das berühmte Amphietheater
des Ortes anschauen. Das gelingt uns nicht, denn heute gibt ein sizilianischer Localhero
namens „Mikka“ ein Konzert und schon der Zugang zur antiken Stätte ist von
erwartungsfrohen, hauptsächlich weiblichen Teenagern und Best-Agern
überbevölkert. Also müssen die alten Steine weiterexistieren, ohne von uns
begutachtet worden zu sein. Sie werden wohl auch das überstehen…
Wie
in jedem Touristenort weltweit ist auch hier in Taormina das Angebot an
Souvenirs riesengroß und wie überall auf der Welt wird auch hier nahezu
ausnahmslos ziemlicher Scheiß angeboten. Trotzdem schauen wir tapfer in
zahlreiche Geschäfte und Geschäftchen hinein und werden tatsächlich gleich zwei
Mal fündig. Zum einen nehmen wir eine weitere kleine, rote Vespa in unsere
Sammlung auf und zweitens finden wir ein nettes T-Shirt für Gernot, das über
und über mit bunten Vespas bedruckt ist. Ein T-Shirt hat Gernot auch unbedingt
nötig gehabt, denn er hat von daheim nicht einmal 35 Stück davon mitgenommen…
A
Apropos Kleidung: Was wir völlig sinnlos an Gewand mitschleppen, ist eigentlich
ein Wahnsinn. So hat Gernot bislang ein Mal (!) eine lange Hose angehabt (für
eine knappe Stunde), aber fünf weitere davon im Schrank. Oder Socken – kein
einziges (!) Paar jemals angezogen, aber für jeden einzelnen Tag (immerhin
planen wir mit knapp fünf Wochen Urlaub) ein Paar im Kasten. Detto Unterhosen –
für jeden Tag eine mit – bislang zwei Mal eine angehabt und das auch nur für
wenige Stunden. Von den Hemden gar nicht zu reden – wir sind praktisch rund um
die Uhr mit unserer Badekleidung unterwegs – für den Weg zum Pool oder zum Meer
zieht sich Gernot wegen seinem (übrigens stündlich sich bessernden)
Hitze-Ausschlag ein T-Shirt über. Ilse geht’s genau so – viel zu viel Kleidung
mit, auch Ilse hat noch nie eine Bluse angehabt oder gar ein Jäckchen. Aber wir
haben ja Platz genug, zudem wiegt ja Gewand keine Tonnen, also was soll’s. Wir
müssen aber über uns selber den Kopf schütteln.
Nach
dem Kauf des hübschen T-Shirts schlendern wir noch ein wenig in Taormina herum,
da entdecken wir bei einem Stiegenabgang das wunderbare Schild „Cucina aperto
11:30 della 24:00“. Aber Hallo – die berühmte Ausnahme von der Regel der späten
Öffnungszeiten. Also rein mit uns und bald merken wir, dass wir eine sehr gute
Wahl getroffen haben. Vorerst sind wir die einzigen Gäste, etwas später gesellt
sich noch eine Familie dazu. Wir bekommen einen Tisch direkt an der offenen
Fensterfront mit phantastischem Blick aufs Meer. Unter uns dümpeln die
Protz-Yachten der Highsociety im tiefblauen Wasser und wir genießen den
Ausblick ebenso, wie Ilse ihre Lasagne a la Bolognese und Gernot seine
Spaghetti Vongole. Ilse meint, die Lasagne könne jederzeit mit der von Nadja
mithalten – für wen das wohl das größere Kompliment ist…?
Nach
dem vorzüglichen Essen im „Ristorante Taormina“ (schon der Name ist ein Hinweis,
dass es sich dabei um eines der alteingesessenen Lokale hier handelt)
schlendern wir wieder zum Busparkplatz zurück, um unser Mopedchen von seiner
stählernen Leine zu lassen. Wir ketten unsere Vespa – wenn möglich – immer irgendwo an, unser über zwei Kilo
schweres und dementsprechend massives Schloss wirkt zumindest bis jetzt
abschreckend.
Übrigens
hat es während unseres Restaurant-Besuches wieder ein wenig geregnet, eine
halbe Stunde später ist davon aber gar nichts mehr zu sehen, die Straßen sind
wieder vollkommen trocken.
Zurück
am Campingplatz führt der erste Weg unter die Kaltwasser-Dusche, danach
genehmigen wir uns einen Frühabend-Pasch. Unser Sonnensegel flattert fröhlich
im Wind, der heute absolut notwendig ist. Denn der Regen hat nicht die
geringste Abkühlung gebracht – im Gegenteil. Jetzt liegt eine ungute Schwüle in
der Luft und später am Abend fangen die Temperaturen wieder zu steigen an und
betragen nach Sonnenuntergang noch beinahe 32 Grad.
Pünktlich
um 20 Uhr suchen wir dann das platzeigene Restaurant auf und Gernot bestellt
sich noch eine Pizza Siciliana – Ilse verzichtet auf einen zweiten Gang. Das
Essen ist überraschend gut – etwas später gesellen sich noch Ivana und Andreas
zu uns. Wir verbringen einen feinen Abend – die Männer trinken Bier, Ilse und
Ivana geben sich mit Cola zufrieden. Wir quatschen bis nach 23 Uhr und gehen
dann in unser Häuschen zurück. Die Temperatur ist seit Stunden um kein einziges
Zehntel-Grad gesunken, im WoMo messen wir mehr als 31 Grad. Da ist erholsamer
Schlaf in etwa so wahrscheinlich wie ein ehrlicher FPÖ-Politiker, also richten
wir uns vor dem Häuschen unsere Liegen her. Gernot verbringt dann, ohne sich
zuzudecken, die komplette Nacht im Freien, Ilse hat sich dann doch irgendwann
ins Hausinnere zurückgezogen.
Tag
16
Freitag,
24. Juli 2015
„Camping Paradise“
|
Taormina |
|
Isola Bella |
Nach
der sehr warmen Nacht haben wir uns zuerst einen feinen Kaffee gegönnt und dann
den Tag so richtig gemütlich angegangen. Übrigens – in fünf Monaten ist
Weihnachten, wir werden aber auch heuer nicht hingehen…
Den
Vormittag verbrachten wir mit dem Aktualisieren unseres Tagebuches und wie wir
gegen Mittag damit fertig waren wussten wir: heute ist Nichtstun angesagt, mit
besonderer Betonung auf nichts tun. Und so ist es dann auch gekommen. Den ganzen
Tag über bewegten wir uns nicht mehr als 200 Meter von unserem Platz – genug um
den Swimmingpool und das Campingplatz Restaurant aufzusuchen.
Das
obligate Nachmittagsschläfchen verkürzte uns den Tag noch einmal und kaum wurde
es 20 Uhr, gingen wir zum Abendessen. Dort trafen wir wie erwartet Ivana und
Andreas und wir unterhielten uns prächtig bis zur Sperrstunde.
Weil die Männer der Meinung waren, fünf oder
sechs Bier würden nicht genügen, gingen wir alle gemeinsam noch zu unserem
WoMo. Dort wurde der vorsorglich und herrlich gekühlte Bier-Vorrat seiner
ureigentlichsten Bestimmung übergeben und als gegen 2 Uhr morgens kein
Hopfentee mehr verfügbar war, verabschiedeten sich die zwei sympathischen
„Sidecar Driver“ (auf ihrer Maschine findet sich der Spruch: „The best in life
is side-car drive“) und auch wir legten uns nieder. Zack und weg waren wir…
Tag
17
Samstag,
25. Juli 2015
„Camping Paradise“
War
der Tag gestern von wunderbarer Faulheit geprägt, so sollte es heute ganz
anders kommen. Unglaublich, mit welcher Vielzahl an Aktivitäten man einen
Urlaubstag füllen kann – aber der Reihe nach.
Trotz
des späten Schlafengehens gestern, sind wir topfit und bereits um 9 Uhr haben
wir fertig gefrühstückt. Dann wurde dem beginnenden heißen Tag mit einem Besuch
des Swimmingpools erfolgreich getrotzt und herrlich erfrischt starteten wir
unser rotes Pferdchen.
Unser
erster Weg führte uns in Richtung Letojanni, dort haben wir dieser Tage den
Hinweis auf einen „Supermercato“ entdeckt und wir brauchen ein paar Sachen. Ein
paar hundert Meter neben der Hauptstraße finden wir dann den „ARD“ Laden –
vergleichbar mit einem Eurospar oder so. Da gibt es alles was das Herz begehrt
und noch vieles mehr. Wir kauften uns Wasser, Brot, Bier und eine kleine Stange
Salami und auch ein paar Joghurts durften mit uns kommen.
Mit
den Einkäufen fuhren wir zum WoMo zurück, verstauten das Ganze und statteten
dem Swimmingpool einen weiteren Besuch ab.
Dann
wieder rauf aufs Moped und hinaus mit uns ins faszinierende Sizilien. Einfach
drauf los – ohne Ziel.
Zuerst
durfte sich unsere Vespa an einer Tankstelle satt trinken und dann bogen wir
einfach irgendwo in die Berge ab. Man muss wissen – in diesem Teil der Insel
reichen die Berge praktisch direkt bis zum Meer hinunter – es bleibt gerade mal
genügend Platz für eine Bundesstraße und eine Eisenbahnlinie – die Autobahn
führt nahezu ausschließlich durch Tunnels und über Brücken.
Wir
knatterten Kurve um Kurve die Straße hinauf und fanden uns nach einer guten
halben Stunde im Bergdörfchen Forza d‘Agro wieder. Hier auf exakt 440 Meter
über dem Meer ist die Luft schon deutlich kühler, schon drei, vier Grad weniger
machen sich angenehm bemerkbar.
Die
Versuche aus Forza d‘Agro wieder herauszukommen endeten allesamt im Nirvana –
aber wir verfahren uns sehr gerne. Irgendwelche Experimente auf unbefestigten
Straßen wollten wir aber weder uns noch unserem Moped antun, also fuhren wir
den Weg zurück, auf dem wir gekommen waren. Immer wieder mal blieben wir stehen
um Fotos zu machen – eigentlich könnte Ilse den Auslöser unserer Kamera
dauerhaft gedrückt halten. Weil sie das aber zum Glück nicht tut, haben wir
erst knapp über 500 Bilder geschossen und ca. fünf Millionen weitere Fotos
befinden sich in unseren Köpfen.
Wir
konnten uns von der unglaublich schönen Landschaft dann doch irgendwann wieder
losreißen und steuerten für einen kurzen Boxenstopp unseren Campingplatz an.
Dort sofort in den Swimmingpool – und auch wenn das Wasser nicht wirklich kühlt
– Wasser bleibt Wasser.
Schnell
noch ein bisschen Parmegano, Salami und Brot für die Aufrechterhaltung unserer
vegetativen Systeme zu uns genommen – und dann wieder raus ins Casino.
Wir
könnten durchaus fesche Campingstühle brauchen, also fahren wir die gut zehn
Kilometer nach Naxos rüber. Naxos ist ein hochtouristischer Badeort, da könnten
sich solche Klappstühle finden lassen. Am Weg nach Naxos sind uns dann Ivana
und Andreas auf ihrem Monster-Gespann entgegengekommen – sie sind damit ja
wirklich nicht zu übersehen. Andi hat auf unser Winken gar nicht reagiert, er
wird andauernd von Entgegenkommenden gegrüßt, wie er uns später sagte. Aber
Ivana hat uns immerhin gesehen.
In
Naxos sind wir die Strandpromenade entlang gefahren, aber Campingstühle haben
sich dabei keine in unser Blickfeld gedrängt. Völlig wurscht – unsere uralten
Faltstühle (vor sieben Jahren in Wels für je fünf Euro gekauft) versehen ihre
Dienste eh super…
Von
Naxos aus fuhren wir dann ins Bergdörfchen Castelmola hinauf – eine dringende
Empfehlung von Ilses Facebook-Freundin „La Tedesca“.
Allein
die Fahrt ins hoch über Taormina gelegene Dorf war ein Wahnsinn – die Straße
ist extrem kurvenreich und richtig steil. Einmal brachten wir unsere Vespa
haarscharf an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, als sie in einer Steigung auf
ein Tempo von knapp unter 20 km/h zurückfiel. Aber ihre elf tapferen Pferde
haben uns auch diesmal zum gewünschten Ziel gebracht und wir fuhren in Castelmola
ein.
Wir
stellten unser Moped am Ortseingang ab und machten uns zu Fuß auf, die engen
Gassen von Castelmola zu erkunden. Sofort fallen uns die zahlreichen
Streuner-Katzen auf, die das Ortsbild mitprägen. Manche davon sind in einem
erbärmlich räudigen Zustand und scheinen nur wenige hundert Gramm zu wiegen,
andere wiederum schauen völlig gepflegt aus. Gefüttert werden sie jedenfalls
brav, wir haben die Futterausgabe beobachtet und die Katzen sind dabei
überhaupt nicht gierig gewesen.
Castelmola
liegt wie gesagt hoch über Taormina und verfügt sogar über einen eigenen Dom.
Und genau in seinem Schatten lassen wir uns dann auch nieder und essen in einem
Gastgarten sehr schmackhafte Honigmelone mit Prosciutto, ein paar Wespen lassen
wir mitessen.
Genau
gegenüber von unserem Lokal befindet sich das weithin berühmte „Cafe Turissi“.
Das „Turissi“ erstreckt sich über vier Stockwerke, die Küche befindet sich im
Nebenhaus und wir sehen die Kellner geschäftig treppauf, treppab zwischen den
Häusern herumwuseln. Herrlich!
Dafür
ist das „Cafe Turissi“ aber nicht berühmt, sondern für seine unzähligen Pimmel.
Richtig gelesen – Pimmel. Oder Penise, Schwänze, Zipfel, ganz wie’s beliebt.
Kein Quadratzentimeter des riesigen Lokals ist ohne Pimmel – überall prangen
die männlichen Hochzeitswerkzeuge. Jede Lampe ein Phallus, allenthalben
mächtige Erektionen als Skulpturen, manche gar mit Hodensack. Auch an den
Wänden an jedem verfügbaren Platz Bilder und Vitrinen, die sich samt und
sonders dem männlichen Glied widmen. Natürlich ist auch die Speisekarte mit den
primären Geschlechtsmerkmalen der Männer bedruckt und im Logo des „Turissi“ ist
ein Mann mit einem gigantischen Riesenlümmel zu sehen. Ob es auch Pimmel-Steak,
Schwanz-Nudeln oder gar Zipfel con Wurstel zu bestellen gibt – man weiß es
nicht, soweit reichte unser Interesse und auch unser Italienisch dann doch
nicht… Eine Touristen-Attraktion ist das (nomen est omen) „Turissi“ aber
allemal – die meisten Tische waren jedenfalls besetzt.
Neben
dem „Cafe Turissi“ finden wir das Atelier eines Malers und seine Bilder
gefallen uns auf Anhieb. Wir haben ja in unserem Schlafzimmer daheim eine
kleine Galerie von handgemalten Bildern an der Wand, die wir uns als
Urlaubserinnerung von überall her mitgebracht haben. Da würde eines aus Castelmola
natürlich wunderbar dazu passen. Also lassen wir nach dem Besitzer rufen, denn
das Atelier ist zwar sperrangelweit offen aber nicht besetzt. Es kommt dann
eine freundliche und sehr nette Donna die Treppe herunter (die sich als Gattin
des Malers vorstellt) und wir kaufen ihr für wohlfeile 25 Euro ein 9 mal 13 cm
kleines Ölbild ab. Zitronenbäume mit dem rauchenden Ätna als Hintergrund, ein
richtig hübsches Kunstwerk. Wir erleben dann noch eine große Überraschung, als
sich die Frau nach unserer Herkunft erkundigt. Als sie Innsbruck hört, leuchten
sofort ihre Augen und sie verweist auf einige gerahmte Zeitungsausschnitte, die
die Wand des Ateliers zieren. In den Artikeln ist über eine Ausstellung ihres
Mannes zu lesen, die er vor einigen Jahren im Innsbrucker Casino veranstaltet
hat. Auf den Fotos ist Rosario Sterrantino gemeinsam mit der damaligen
Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach zu sehen und auch das Magazin
„Tirolerin“ widmete dem Maler einen großen Artikel. So ein Zufall – und sofort
ist uns das kleine Bildchen doppelt so wertvoll.
Nach
einem ausgiebigen Spaziergang beenden wir unseren Besuch in Castelmola, das
Dörfchen wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben.
Wir
cruisen zurück über die kurvenreiche Straße und setzen beim „Camping Paradise“
zur Landung an. Schnell vor Betriebsschluss noch in den Pool gesprungen und
dann ist erst mal Ausschnaufen angesagt und wir relaxen bei einem feinen
Päschchen.
Unter
Lachen und Scherzen ist es dann Essenszeit geworden und wir gingen die paar
Meter zum Restaurant. Dort waren Ivana und Andreas bereits fest am futtern –
Pizza natürlich, denn alles andere kocht Andi lieber selber. Gernot hat sich
dann auch eine Pizza Siciliana gegönnt, Ilse hat keinen richtigen Hunger. Wir
quatschten mit den beiden Weltenbummlern noch eine ganze Zeit lang und kehrten
dann zu unserem WoMo zurück. Dort richteten wir uns wieder unsere Sonnenliegen
als Nachtlager her und bald einmal schliefen wir ein.
Tag
18
Sonntag,
26. Juli 2015
„Camping
Paradise“
Unserem
Plan nach wäre das heute unser letzter Tag auf Sizilien, aber zum Glück hören
wir auf die Ratschläge des Camping-Platz-Besitzers. Er warnt uns dringend vor
einem Aufbruch am Sonntag, da würden alle die Insel verlassen wollen. Also
verlängern wir noch um eine Nacht und starten mit dem Kauf der
Swimmingpool-Karten in unseren Tag. Am Vormittag liegen die Kleinkinder noch
faul in ihren Bettchen und die zahlreichen Teenagern erholen sich von den
ersten Alkohol-Räuschen ihres Lebens, also haben wir das Schwimmbecken fast
ganz für uns alleine. Unter der aufmerksamen Beobachtung des allgegenwärtigen
Bademeisters (vom Anblick der schwimmenden Ilse mag er sich gar nicht mehr
losreißen…) drehen wir unsere Runden und bringen damit den Kreislauf in
Schwung.
Ilse
verbringt dann Stunden damit, mehr als 500 Bilder in den Computer und ins
Internet zu laden, die regelmäßig abstürzende Internet-Verbindung macht dieses
Unterfangen zu einer echten Herkules-Aufgabe, die bis in den Nachmittag hinein
dauert.
Dann
ist aber wieder gemeinsame Aktivität angesagt und wir fahren mit der Vespa los.
Sofort
sind wir unserem Campingplatz-Betreiber unendlich dankbar für seinen Rat hierzubleiben,
denn die Straße in Richtung Autobahnauffahrt ist ein einziger, riesengroßer
Parkplatz geworden. Mehr als sechs Kilometer lang stehen die Autos Stoßstange
an Stoßstange im Stau und die Bedauernswerten ohne Klimaanlage brüten böse in
ihren Metallkäfigen. Noch selten sind wir uns mit unserem Moped privilegierter
vorgekommen, als an diesem Tag – mit 50 km/h und mehr düsten wir an der
stehenden Kolonne vorbei, man hätte beinahe ein schlechtes Gewissen dabei
kriegen können, aber eben nur beinahe...
Unmittelbar
vor der einzigen Ampel reihten wir uns dann als Allerallererste wieder in die
Verkehrslawine ein und brachten unser Moped direkt vor einem Polizisten zum
Stillstand. Der zuckte ob unseres Manövers aber nicht einmal mit der Wimper,
obwohl es sicher nicht erlaubt ist, mit einem derartigen Affenzahn hunderte
Autos trotz Sperrlinie zu überholen. Unsere Augen waren ganz gebannt auf den
uniformierten Ordnungshüter gerichtet, als dieser plötzlich direkt auf uns
zukam und – sich neben Gernots linken Fuß auf den Asphalt bückte. Mit einem
zufriedenen Gesichtsausdruck sammelte der Polizist von dort zwei Münzen auf –
wir hatten sie tatsächlich übersehen, obwohl uns sonst kein verlorenes
Geldstück entkommen kann. Aber wir waren halt leider abgelenkt…
Auch
die Straße nach Taormina ist heute extrem stark befahren, es ist uns ein
Rätsel, wo die alle ihre Karren abstellen wollen. Aber es wird wohl noch mehr
Parkhäuser hier geben, als die zwei riesengroßen, die wir schon gesehen haben.
Uns kann das wurscht sein, denn wir parken wieder direkt am Busparkplatz und
wieder ist die einzige Eisenstange zum Anketten unbesetzt. Schnell das
Vespachen geparkt und rein ins Gewühl von Taormina.
Also
mehr Fußgängerverkehr ist beinahe denkunmöglich, wir lassen uns wieder mehr von
der Masse schieben, als dass wir selber gehen. Trotzdem gelingt es uns ab und
zu aus der Menschenmenge unbeschadet auszuscheren und so kaufen wir zwei
weitere rote Vespa-Modelle für unsere Sammlung, eine davon aus echtem Leder –
sehr ausgefallen!
Wir
sind aber nicht nur zum Vespa-Shoppen hier heraufgefahren, sondern auch zum
Essen – also rein mit uns ins „Ristorante Taormina“. Wieder sind wir fast die
einzigen Gäste und auch heute können wir uns vom Ausblick aufs Meer kaum
sattsehen.
Wir
essen wie erwartet wieder hervorragend – Ilse kann der phantastischen „Lasagne Bolognese
a la Nadja“ auch ein zweites Mal nicht widerstehen und Gernot isst eine
ausgezeichnete Pizza Frutti di Mare. Noch vor dem Nachtisch werden dann die
Wespen im Lokal zunehmend lästig und als der beflissene Kellner beginnt, die
Tiere vor unseren Gesichtern mit der Speisekarte anzugreifen, hauen wir ab. Ein
Dolci wird sich auch sonst noch wo finden lassen.
Wir
bummeln gemütlich und über Umwege zur Vespa zurück, die Nachspeise haben wir
dann ausfallen lassen – man gönnt sich ja sonst nichts.
Am
Campingplatz sind wir dann mit Ivana und Andreas noch auf ein schnelles
Bierchen gegangen – Andi hat sich irgendwo böse Ohrenschmerzen eingehandelt und
leidet offensichtlich ziemlich. Ilse wechselt also ins Fach „Frau Dr.
Zimmermann ordiniert“ und behandelt Andis Schmerzen mit Ohrentropfen,
Wattebäuschen und Proxen-Tabletten. Natürlich sehr erfolgreich, wie uns Andreas
am nächsten Morgen grinsend berichtete, als er um einen medikamentösen
„Nachschlag“ ansuchte.
Nach
der Behandlung von Andreas legten wir uns dann zum Schlafen nieder. Gernot hat
eine weitere Nacht unter freiem Himmel verbracht. Die Temperaturen scheinen
sich dieser Tage auf gut 36 Grad eingependelt zu haben, diese Hitze und auch
die knapp 30 Grad warmen Nächte lassen sich aber problemlos aushalten.
Tag
19
Montag,
27. Juli 2015
Fahrt
nach Messina, Fähre aufs Italienische Festland
Fahrt
nach Praya a Mare, „Camping La
Mantinera“
Heute
also „Ciao Sicilia“ – wir verlassen die Insel mit Wehmut. Gleichzeitig freuen
wir uns auf ein Wiedersehen – in ein paar Jahren werden wir ganz sicher noch
einmal herfahren – im April/Mai oder im September/Oktober. Dann können wir uns
auch Palermo, Catania und Messina genauer anschauen, denn die Besichtigungen der
großen Städte haben wir uns wegen der Sommerhitze für später aufgehoben.
Sizilien
ist in jedem Fall weit besser als es manchmal sein Ruf ist – wir haben die
Insel und seine Bewohner als freundlich und völlig unproblematisch erlebt.
Sicher – wären wir Opfer eines Diebstahls oder Einbruchs geworden, wir würden
wohl anders reden. Wir lassen unser WoMo auf den Campingplätzen immer
unabgesperrt, auch wenn wir mit der Vespa wegfahren – die Fenster müssen bei
der Hitze einfach offen sein. Unsere Ausweise und das Bargeld haben wir immer
bei uns, sonst liegt alles im WoMo. Es gibt viele Vorurteile Sizilien gegenüber
– die allermeisten davon entsprechen allerdings lediglich den gängigen
Klischees. Natürlich sind viele Sizilianer ziemlich arm, daraus muss aber nicht
zwangsläufig und überall Kriminalität entstehen. Wir haben während unserer
ganzen Fahrt von keinem anderen Camper irgendetwas Negatives über Sizilien
gehört, niemand ist bestohlen oder gar beraubt worden. Die allgegenwärtige
Armut ist aber allen aufgefallen, man müsste schließlich blind sein, um sie
nicht zu bemerken.
Unser
letzter Tag auf Sizilien beginnt traditionell mit einem guten Kaffee, dann
richten wir unser WoMo reisefertig her. Die Vespa haben wir schon gestern auf
ihren Motorradträger geparkt, ist also eine der Hauptaufgaben schon erledigt.
Wir
zahlen 165 Euro für unsere fünf Tage Aufenthalt und brechen Richtung Autobahn
auf. War gestern die Straße noch ein übervoller Parkplatz, so kommen wir heute
ohne die geringste Verzögerung zur Autobahnauffahrt und für sehr günstige 2
Euro 10 dürfen wir die knapp 30 Kilometer lange Autostrada bis Messina
benutzen.
Die
Fahrt führt nahezu ausschließlich über Brücken und durch Tunnels – der Aufwand
für den Bau dieser Autobahn muss gigantisch gewesen sein.
In
Messina angekommen finden wir Dank Ilse sofort den richtigen Weg in den Hafen
und bald darauf stehen wir zum Einschiffen auf die Fähre nach Villa San
Giovanni bereit.
Alle
20 oder 30 Minuten würde eine Fähre auf’s italienische Festland übersetzen, so
wurde uns berichtet. Wir sind um 9 Uhr 30 Uhr im Hafen angekommen – unsere
Fähre wird um 11 Uhr auslaufen, 20 oder 30 Minuten sind in Italien also ein
eher dehnbarer Begriff. No Problem für uns – situationselastisch sind wir
allemal, also Fenster auf, Pasch raus und mit unserem Lieblingsspiel
verbrachten wir die Wartezeit.
Die
Überfahrt kostet für uns und unseren schwergewichtigen Nasenbären 55 Euro und
pünktlich um 11 Uhr werden die Leinen gelöst und wir schippern zum
italienischen Festland rüber. Unsere Fähre ist ungefähr 1.500 mal kleiner als
die „La Suprema“, höchstens dreißig Fahrzeuge finden Platz, heute sind es nur
knapp halb so viele. Darunter übrigens ein Sattelschlepper aus Bludenz – schon
wieder Vorarlberg also. Wir kommen mit dem Fahrer aber nicht ins Gespräch,
stattdessen suchen wir uns einen Platz am Oberdeck. Dort lassen wir uns die
steife Meeresbrise um unsere Nasen wehen und
Messina an uns vorbeiziehen.
Mit
uns an Bord ist auch ein Werttransporter – wegen der zahlreichen ihn
bewachenden Polizisten ist er unschwer als solcher auszumachen. Die bewaffneten
italienischen Polizisten mischen sich zwanglos unters Volk und behalten den
Werttransporter von hier heroben im Auge. Dabei sorgt ihr
Polizei-Mannschaftswagen für gute Unterhaltung. Er wird von den rüttelnden
Bewegungen der Fähre derart durchgebeutelt, dass das gesamte Fahrzeug wie im
wildesten Disco-Rhythmus wackelt und zuckt – die zahlreich am Dach montierten
und heftig vibrierenden Antennen verstärkten den Eindruck eines „tanzenden
Kastenwagens“ zusätzlich. Ilse hat das Schauspiel gefilmt, die Bilder sind sehr
lustig zum Anschauen.
Beim
Verlassen der Fähre scheinen es die Menschen hier besonders eilig zu haben,
denn wir steuern den Anlageplatz bereits mit weit geöffneter Bugklappe an.
Keine zwei Minuten nach dem Stillstand rollen wir schon auf’s Festland und
finden uns weitere drei Minuten später auf der Autobahn Richtung Sorrento
wieder. Bis dahin sind es über 400 Kilometer, soweit werden wir wohl heute
nicht kommen wollen – mal sehen wo wir landen.
Die
Autostrada A 3 ist eine Autobahn, von der wir in den Internet-Foren viel Übles
gelesen haben. Sie sei wegen ihres katastrophalen Zustandes oft monatelang
überhaupt gesperrt, sehr gerne auch in der touristischen Hochsaison. Mit
dementsprechend bangen Gefühlen nahmen wir also die A 3 in Angriff und nach
geraumer Zeit wussten wir: Entweder sind die Jammerer im Netz allesamt
Vollidioten oder der Herr hat über Nacht eine einwandfreie Autobahn über dem
armen Süden Italiens abgeworfen. Nachdem wir in unserem Leben mehr Idioten als
göttlichen Wundern begegnet sind, tendieren wir zur ersten Annahme. Die A 3 ist
in Wahrheit eine architektonische Glanztat, die in atemberaubender
Streckenführung durch die beeindruckende Landschaft führt. Wir haben auch
Schlaglöcher gesehen, aber die finden sich in Österreich oder Deutschland auch.
Mit einem Wort beschrieben ist die A 3 also – einwandfrei!
Die
Landschaft hier in Reggio Calabria ist wunderschön, die Dörfer die wir von der
Autobahn aus sehen schmiegen sich oft ganz eng an die Felsen. Die Stadt Rivello
ist uns ganz besonders in Erinnerung geblieben, sie erstreckt sich über einen
kompletten Bergrücken und ist wirklich malerisch schön.
Nach
etwa drei Stunden Fahrt auf der Autobahn wussten wir, dass wir uns nach einem
Etappenziel umsehen werden, denn Sorrento ist uns für heute einfach zu weit
weg. Wir haben schließlich Urlaub und müssen nirgendwo pünktlich ankommen.
Also
haben wir die A 3 verlassen und uns Richtung Praya a Mare gehalten. Dort gibt
es einen Campingplatz am Meer, mit Swimmingpool, Restaurant und leidlich guter
Bewertung. Wir hätten für den Weg nach Praya a Mare auch die A 3 nehmen können,
aber das schien uns zu langweilig und wäre außerdem ein kilometerlanger Umweg
gewesen. Also wählten wir wagemutig eine „gelbe Straße“ und wir wählten
goldrichtig. Die folgenden zwanzig Kilometer waren eine einzige Achterbahn, wir
überquerten zwei Mal eine Hügelkette und durchfuhren dabei gefühlte 26.000
Kurven. Auf der gesamten Strecke fand sich keine auch nur 50 Meter lange Gerade,
ununterbrochen nur links, rechts, rauf und runter. Die ständige 30 km/h
Geschwindigkeitsbeschränkung hat uns nicht ein einziges Mal eingebremst, man
hätte schlicht und einfach nie schneller fahren können. Es herrschte auch
überhaupt kein Verkehr, drei entgegenkommende Autos auf 20 Kilometer – das sagt
alles. Und ein Mensch mit Behinderung ist uns mit seinem elektrischen Rollstuhl
entgegenkommen – mitten auf der Straße und beinahe als Geisterfahrer. Er hat
wohl auch nicht mit Gegenverkehr gerechnet.
Nach
beinahe zwei Stunden sind wir dann am Meer angekommen, die Fahrt war zwar für
Gernot und für unser Häuschen nicht unanstrengend, aber wirklich wunderschön.
Selbstverständlich
finden wir den Campingplatz „La Mantinera“ auf Anhieb, wie könnte es auch anders
sein. Um ehrlich zu sein – von der ersten Sekunde an war uns der Platz
irgendwie unsympathisch, das gibt’s halt. Die Anlage selbst kann nichts dafür –
sehr groß mit netten Stellplätzen. Aber schon die vier lächerlich uniformierten
und als Securities verkleideten Nichtstuer am Einfahrtsschranken trübten den
ersten Eindruck etwas und eine unvermittelt losplärrende Lautsprecherdurchsage
am Platz sagte uns deutlich: höchstens eine Nacht zum Auspennen.
Nach
dem Parken des WoMo und einer erfrischenden Kaltwasserdusche gingen wir – an
zwei Becken voller Schnappschildkröten vorbei – zum Swimmingpool. Der ist
ausnehmend schön angelegt und die Badefreudigen werden gleich von zwei
Life-Guards bewacht. Absolut lächerlich war dann die Vorführung des
vierköpfigen Trupps an Animateuren, der am Beckenrand verzweifelt versuchte,
Stimmung ins sonnenträge Volk zu bringen. Tatsächlich wackelte dann doch noch
ein sehr dicker Italiener mit mehreren seiner Kinne rhythmisch im Takt – das
war’s dann aber schon mit Party Party.
Nach
dem Schwimmen sind wir kurz zurück ins Häuschen, dann ab ins Ristorante am
Platz. Die Preise sind hier wirklich erstaunlich günstig – die teuerste Pizza
kostet 7 Euro 50. Gernot gönnte sich natürlich wieder Meeresfrüchte, dieses Mal
Pesce Misto griglia. Ilse beweist mit ihrer Portion Pommes einmal mehr, dass
sich wahre menschliche Größe auch im Verzicht widerspiegeln kann.
Zufrieden
und satt kehren wir zum WoMo zurück, lassen uns noch ein wenig von den Moskitos
bearbeiten und gehen dann schlafen. Heute mal zur Abwechslung im Häuschen – die
angenehmen Temperaturen lassen das ohne weiteres zu.
Tag
20
Dienstag,
28. Juli 2015
Fahrt
nach Sorrento
„Camping
Nube d‘ Argento“
Nach
einer angenehmen Nacht halten wir uns nicht mehr unnötig lange am Campingplatz
„La Mantinera“ auf und nach einem schnellen Käffchen bezahlen wir für die eine
Nacht.
Unser
erster Weg führt uns zur Tankstelle und beinahe 60 Liter Diesel rinnen in den
Tank unseres Nasenbären. Während dieses Tankintervalls hat sich unser
Schneckchen etwas durstiger gezeigt, mehr als 11,5 Liter haben wir aber nicht
verbraucht. Bei dem Auf und Ab, dem andauernden Bremsen und Gas geben und den
teils kilometerlangen Steigungen auf der Autobahn ist der Verbrauch durchaus in
Ordnung. Wir bezahlen mit über 95 Euro den teuersten Tankvorgang unseres Lebens
und fahren Richtung Sorrento los.
Die
A 3 wird und wird nicht schlechter, im Gegenteil. Zwar sind ein paar Tunnels
unbeleuchtet und mit tricky Kurven versehen, die meisten Tunnels sind aber
topmodern ausgestattet. Und Tunnels gibt es praktisch ununterbrochen, wir
werden wohl einige Dutzend durchfahren haben. Der gewaltigste von ihnen war
mehr als fünf Kilometer lang, da befanden wir uns schon 15 Kilometer vor
Sorrento.
Noch
von der Autobahn aus sahen wir zum ersten Mal den Vesuv und unser Weg führte
uns auch an Pompeji vorbei.
Nach
Verlassen der A 3 mussten wir nur noch die Stadt Sorrento durchqueren – mitten
durchs Stadtzentrum, wie es ihm Anfahrtsplan des von uns ins Auge gefassten
Campingplatzes geheißen hat. Meter um Meter tuckerten wir durchs Centro von
Sorrento und haben dabei Zeit genug, uns die Stadt ein wenig näher anzuschauen.
Sehr nett auf den ersten Blick, wir werden uns das heute alles noch genauer in
Augenschein nehmen.
Vorerst
müssen wir aber unseren Campingplatz „Nube d‘ Argento“ finden und das gelingt
dann mal zur Abwechslung nicht ganz ohne Umweg. Dieser kleine Umweg führt uns
dann kurz gegen eine Einbahn und dann finden wir uns mitten in der
Fußgängerzone wieder. Ein Verkehrspolizist deutet unsere fragenden und einen
Ausweg suchenden Blicke goldrichtig und deutet lässig in die richtige Richtung.
Volltreffer – drei Minuten später kommen wir zu unserem Ziel und fahren die
abenteuerlich steilen und engen Serpentinen zur Rezeption hinunter. Bingo – es
gibt einen freien Platz und wir buchen uns vorerst für drei Tage ein. Der
Swimmingpool ist voll o.k., unser Stellplatz auch und wir richten unser WoMo
für den längeren Aufenthalt her.
Schnell
ist die Vespa vom Träger gelassen und dann spannen wir wieder unsere Plane auf.
Das funktioniert wieder bestens, es stehen genug Bäume zur Befestigung der
Leinen herum.
Wir
statten dem Pool einen ersten Besuch ab – auch er ist mit grenzwertig warmem
Wasser gefüllt, eine Erfrischung bietet er aber trotzdem.
Dann
fahren wir ein erstes Mal mit der Vespa los – ohne großes Ziel, wir biegen beim
Verlassen des Campingplatzes einfach rechts ab. Wir folgen den Hinweisschildern
nach Santa Agata, das ist ein Ort, von dem aus zwei Küstenabschnitte zugleich
zu sehen sind. Diesen Aussichtspunkt finden wir dann nicht, haben ehrlich
gesagt aber auch nicht danach gesucht – wir hätten halt drüberstolpern müssen…
Santa
Agata liegt 455 Meter hoch, es ist deutlich kühler als am Meer, in den
Straßenabschnitten mit Naturschatten wurde es ungewohnt kalt bei der flotten
Herfahrt. Wir cruisen ein bisschen im Dorf herum und wollen dann nach Positano
fahren, dem Hinweisschild nach zehn Kilometer entfernt. Die Straße ist
wunderbar ausgebaut und wir können ordentlich Gas geben, einfach herrlich. Genau
für solche Straßen ist eine Vespa da, und genau deswegen sind sie so beliebt
hier. Sicher drei Viertel der unzähligen Motorroller hier sind Vespas, die
Leute wissen schon warum…
Nach
gut zehn Kilometern Fahrt kommen wir zu einem weiteren Wegweiser in Richtung
Positano, diesmal noch sieben Kilometer entfernt. Da wir im Moment keine Lust
haben, noch einmal fünfzehn Kilometer zu fahren (ein bisschen „italienisch“
können wir ja mittlerweile) nehmen wir die Abzweigung nach Sorrento und sind
nach wenigen Kilometern wieder im pulsierenden Stadtzentrum.
Sorrento
ist übrigens ein Ort mit einer ganz besonderen Geschichte, denn von hier
stammen die betörenden Sirenen. Eh wissen – der gute alte Homer, Odysseus der
wagemutige Weltenfahrer, der Gesang der Sirenen, Ohren der Mannschaft mit Wachs
verkleben und sich selbst an den Mast binden, um vom Sirenengesang nicht
wahnsinnig zu werden. Hier in Sorrento haben sie also gelebt, die weltberühmten
Sirenen und man kann hier sogar genau jenen Platz besuchen, von dem aus sie ihren
Wahnsinn in die Welt hinaus gesungen haben. Klingt alles irgendwie nach Helene
Fischer auf Altgriechisch. Wir werden uns diesen Platz aber selbstverständlich
anschauen.
Wir
flitzen durch Sorrento durch und fahren zum WoMo zurück. Einen Pasch lang gönnen
wir unserem Moped eine Pause, dann noch mal kurz in den Pool und Abfahrt. Wir
würden am Campingplatz erst ab 19 Uhr 30 etwas zu essen bekommen, das dauert
uns aber zu lange.
In
Sorrento finden wir schnell einen perfekten Platz für unsere Vespa, direkt am
Eingang zur Fußgängerzone, binden unser braves Mopedchen schön an ein
Verkehrszeichen und ab geht’s zum Sightseeing.
Das
Menschengewühl ist auch hier beeindruckend, touristische Hochsaison halt. Wir
schlendern durch die Hauptstraße der Stadt, die – wen würde es wundern –
beiderseits von Geschäften gesäumt ist. Wieder sehr viel
Touristen-Andenken-Schrott natürlich, aber auch Bekleidungs-, Sport-,
Kosmetik-, Haushaltsartikel- und viele andere Läden. Wir bauen unsere Sammlung
an roten Vespas mit dem Erwerb von drei weiteren Exemplaren bedenklich aus,
jetzt gilt es daheim einen würdigen Platz dafür zu finden.
Dann
meldet sich dezent aber doch ein kleines Hüngerchen und wir steuern ein nettes
Lokal namens „Il Buffalito“ an. Wir setzen uns vor das Lokal und sind so Teil
des Straßenlebens von Sorrento. Wir essen beide ein Risotto und werden beide
vollkommen zufriedengestellt. Ilse mit ihren Roto Beete Risotto genauso, wie
Gernot mit seinem Tintenfisch/Scampi-Risotto. Das ist übrigens pechschwarz
dahergekommen und noch Stunden später war Gernots Zunge ebenso pechschwarz
gefärbt. Aber es hat ohnehin keinen Grund gegeben, irgendwem die Zunge zu
zeigen – also wurscht.
Wirklich
gut gesättigt sind wir dann den einen Kilometer zum Campingplatz rübergedüst
und haben es uns mit einem kühlen Drink im Freien gemütlich gemacht. Dank WLAN
konnten wir uns wieder ein wenig in den heimischen Zeitungen umsehen – und
schon lange vor Mitternacht sind wir dann ins Häuschen hinein und haben sofort
geschlafen wie die Babies.
Tag
21
Mittwoch,
29. Juli 2015
„Camping
Nube d‘ Argento“
Sehr
angenehme Nacht verbracht und nach wunderbarem Kaffee erst mal das Tagebuch auf
Vordermann gebracht. Das dauert immer so seine Zeit und mit rhythmischen
Hämmern wird von Gernot massenweise Text in den Computer geklopft. Böse Zungen
behaupten ja, dass Gernot einen derart heftigen Anschlag hat, dass nicht nur
regelmäßig Tastaturen kaputtgehen, sondern auch der Tisch unter dem Laptop
Schaden nimmt… Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Dann
sind wir bereit zu neuen Taten und starten mit unserer Vespa los. Heute ist
Positano unser Ziel, ein Ort, indem sich der internationale Jetset gern ein
Stelldichein gibt. Klar, dass wir da auch hinmüssen. Die Fahrt ist keine 20
Kilometer lang, trotzdem brauchen wir weit über eine Stunde dafür. Zuerst
müssen wir uns durch den kilometerlangen Stop-and-go-Verkehr von Sorrento
durchquälen, das permanente Überholen der stockenden Kolonne ist zwar
nervenaufreibend, aber natürlich auch voll spannend. Oft und oft geht es sich
um das berühmte Frauenhaar aus, etwa wenn in einer Kurve statt des erhofften
Fiat 500 plötzlich ein Reisebus seine Platzansprüche anmeldet.
Kaum
aus Sorrento draußen wird der Verkehr dann gleich viel weniger hektisch und wir
geben mit unserer Vespa sozusagen das Tempo vor, jetzt können uns höchstens
noch Kamikaze-Piloten überholen.
Die
Fahrt entlang der weltberühmten Amalfi-Küste ist der absolute Traum, Kurve
reiht sich an Kurve, unterbrochen ab und zu durch eine Haarnadel. Die Straße
ist de facto in eine Steilküste hineingeschnitten, verläuft in spektakulärer
Wegführung immer direkt über dem tiefblauen Meer – unsere Augen gehen beinahe
über. Ein Polizeiauto bremst uns dann kurz vor Positano ein wenig ein und weil
kein anderes Fahrzeug die Ordnungshüter überholt, trauen wir uns auch nicht und
rollen sozusagen mit Begleitschutz nach Positano hinunter.
Wir
parken unser Moped etwas oberhalb des Strandes und machen uns dann zu Fuß auf
den Weg. Die engen Gassen sind auch hier wieder links und rechts von Geschäften
gesäumt – es gibt neben dem typischen Touristen-Dings-Bums auch viel Kleidung
zu kaufen – bunt ist hier eindeutig die Lieblingsfarbe.
Der
Strand selber quillt vor Menschen geradezu über und nur wenige Meter entfernt
dümpeln draußen am Meer die Boote und Yachten der sicherlich Reichen und
vielleicht auch Schönen.
Wir
machen nur einen klitzekleinen Spaziergang, schließlich sind wir nicht zur
Strandwanderung hierhergekommen, sondern auch zum Essen. Wir nehmen relativ
einfallslos das „First House on Place“ und lassen uns im „La Tre Sorelle“
nieder. In den 1950er Jahren von drei Schwestern gegründet, hat das Lokal zwar
sicher schon bessere Zeiten gesehen, es strahlt aber immer noch genügend Flair
und eine gewisse Form der Exklusivität aus.
Wir
speisen dann tatsächlich sehr gut -
Gernot kommt natürlich wieder einmal nicht an Meeresfrüchten vorbei – und
bezahlen mit allem Drum und Dran relativ moderate 53 Euro. Übrigens ohne
Coperto – dieses System werden wir auch nie durchschauen. Im Prinzip ist das
Coperto reine Abzocke – oft gibt’s für zwei, drei Euro nur das Essbesteck und
eine Papierserviette, nicht mal Brot. Wo anders gibt’s dann wiederum feines
Tischtuch, Servietten aus Damast und einen Gruß der Küche – und es wird kein
Coperto verrechnet. Wie gesagt, undurchschaubar für uns…
Nach
dem opulenten Mahl hatschen wir zur Vespa zurück und sind nach dem Aufstieg
buchstäblich nassgeschwitzt. Die Temperatur dürfte bei gut 36/37 Grad liegen,
auch noch nach 18 Uhr. Aber der Fahrtwind kühlt herrlich und wir düsen die
Amalfi-Küste entlang zurück nach Sorrento.
Am
Campingplatz führt uns der erste Weg in den Swimmingpool und im lauwarmen
Wasser erholen wir uns von der doch anstrengenden Fahrt. Dabei sind wir
höchstens 50 Kilometer gefahren, also gerade einmal die Strecke Innsbruck-Imst.
Aber das Fahren auf den Straßen hier ist viel fordernder, nicht nur wegen der
allgegenwärtigen Schlaglöcher und tückischen Kanaldeckel. Irgendwelche
Unkonzentriertheiten darf man sich keine erlauben, jede Sekunde müssen wir voll
bei der Sache sein und das schlaucht halt auf die Dauer.
Am
Abend haben wir dann noch einen feinen Pasch gemacht – übrigens hat uns unsere
Batterie im WoMo verlassen – wir haben kaum Licht im Inneren und auch die
Wasserpumpe funktioniert nicht. Entweder wir kaufen uns hier in Italien noch
einen Ersatz dafür oder dann halt beim ÖAMTC daheim. Unbedingt brauchen wir die
Batterie nicht – notfalls haben wir ja noch unsere Camping-Lampe und drei
LED-Leuchtchen haben wir auch noch. Und
fließendes Wasser im WoMo – nicht wichtig – wir stehen ja nur an
Campingplätzen, da gibt’s Waschmöglichkeiten genug.
Heute
ist der 29. Juli – in genau einem Monat heiratet unser Tom Kamenar irgendwo in
Niederösterreich seine Petra, das wird sowieso noch einer der Höhepunkte des
heurigen Jahres und wir freuen uns schon jetzt sehr darauf.
Tag
22
Donnerstag,
30. Juli 2015
„Camping
Nube d‘ Argento“
Die
Temperatur war auch heute Nacht wieder geradeso am Rande des Erträglichen –
überhaupt ist das der mit Abstand heißeste Urlaub, den wir je miteinander
irgendwo verbracht haben. Kaum ein Tag ist unter 35 Grad – meistens messen wir
37/38 Grad und mehr. Da war es sogar in Indien deutlich kühler – jetzt freuen
wir uns schön langsam mal wieder auf eine erholsame Nacht bei unter 28 Grad.
Trotzdem – wir halten die Hitze eh gut aus, zumindest leiden wir nicht drunter…
Nach
dem Morgenkaffee erst mal eine Runde schwimmen im Pool, dann knattern wir los,
wir müssen unsere Vorräte auffüllen. Ein bisschen kennen wir uns mittlerweile
ja aus hier in Sorrento, also dauert es nicht lange, bis wir einen Alimentari
gefunden haben. Weit komplizierter ist dann das Wechseln der Straßenseite, die
Fahrzeugkolonne steht Auspuff an Frontspoiler und wird andauernd von
hochmotivierten Moped- und Motorradfahrern mit einem Höllentempo überholt. Sich
da durchzuwursteln – jedes Mal eine Herausforderung. Aber natürlich klappt es
auch diesmal wieder und wir kaufen ein. Cola, Bier, Salami, Parmesan – das
übliche halt, dazu noch Duschgel und ein paar unverschämt teure Dosen Red Bull.
Danach ab mit der Beute zum Campingplatz.
Heute
ist unser letzter Tag am „Camping Nube d`Argento“ in Sorrento – wir müssen
unbedingt noch den Platz der Sirenen aufsuchen. Baya di Sirene nennt er sich
und Ilse hat den Weg dorthin schon auf der Karte ausbaldowert.
Wir
gasen los und nach dem Überholen eines LKW und eines Reisebusses sind wir
Alleinherrscher auf der Straße – die ganze Fahrt über kein Fahrzeug vor – und
keines hinter uns. Das ist deshalb fein, weil wir dann den unzähligen
Schlaglöchern und heimtückischen Kanaldeckeln besser ausweichen können, ohne
auf eventuellen Verkehr Rücksicht nehmen zu müssen.
Die
Fahrt selbst ist wieder traumhaft schön, wir haben dauernd Blickkontakt zur
Insel Capri und wir befinden uns teilweise hunderte Meter über dem Meer –
dementsprechend schön ist der Ausblick.
Der
Platz der Sirenen befindet sich direkt am Meer, also müssen wir zuerst von der
„Hauptstraße“ einen spektakulären Zufahrtsweg dorthin bewältigen. In
abenteuerlichen Serpentinen schraubt sich die Straße zum Strand hinunter, mit
unserer wendigen Vespa natürlich kein Problem. Unten angekommen werden wir von
einem freundlichen Parkplatzwächter gestoppt und müssen unser Moped abstellen.
Die letzten 300 Meter gehen wir zu Fuß und finden uns an einem Strandabschnitt
wieder, der die Worte „ekelhaft“ und „grindig“ wahrhaft verdient. Das Meer ist
eine einzige Drecksbrühe aus angeschwemmtem Müll – das haben wir so noch nie
gesehen bei unserem Trip, überall sonst ist das Wasser wirklich sauber gewesen.
Aber hier – ein echter Wahnsinn. Trotzdem lassen sich hunderte Menschen nicht
vom Schwimmen abhalten und köpfeln einen halben Meter neben dem Dreck ins
Wasser. Wir sind einigermaßen fassungslos, trinken in der Bar ein schnelles
Cola und hauen noch schneller wieder ab.
Überhaupt
haben viele Menschen hier in Süditalien offenbar noch kein ausreichend
entwickeltes Umweltbewusstsein, denn überall findet sich achtlos in die Gegend
entsorgter Müll. Auch die Rastplätze entlang der Straßen sind reine Müllhalden,
solche Anblicke kennen wir sonst nur aus Indien. Das werden sie bald in den
Griff kriegen müssen, denn für den Tourismus ist dieser Umgang mit der Umwelt
garantiert nicht förderlich.
Wir
verlassen den heruntergekommenen Baya di Sirene und fahren vorerst ohne Ziel
einfach weiter. Immer wieder kommen wir durch kleine Dörfer und irgendwann
sehen wir ein Hinweisschild nach Santa Agata, da waren wir schon. Also fahren
wir hin, von dort kennen wir auch den Weg zurück nach Sorrento.
Ziemlich
geplättet ob der vorherrschenden Hitze kommen wir zum Campingplatz zurück,
schnell noch in den Pool und dann relaxen im Schatten des WoMo.
Nach
einem feinen Pasch verfügen wir uns heute ausnahmsweise ins platzeigene
Restaurant. Wir verzichten auf eine Fahrt ins nahe Sorrento, denn Gernot hat
schon zwei Bier getrunken und der Verkehr hier erlaubt keinerlei
Beeinträchtigungen dieser Art, die Carabinieri übrigens auch nicht…
Im
Restaurant verstört uns zuerst ein unfassbar überheblicher Kellner, aber über
solch offenbar landestypisches Verhalten können wir uns nicht wirklich ärgern.
Das Essen ist dann voll in Ordnung – noch besser ist, dass der oberlässige Kellner
bei der Rechnungslegung auf Gernots „Antipasti della Casa“ vergessen hat –
immerhin 8 Euro. Das wird er doch nicht aus eigener Tasche zahlen müssen –
furchtbare Vorstellung für uns…
Das
gute Abendessen wurde nur noch vom Ausblick getoppt, den wir von der Terrasse
aus genießen konnten. Wir saßen direkt mit Blickrichtung auf den Vesuv, der
hoch über Neapel im Mondschein thront. Apropos Neapel – wir haben uns auch
diese Großstadt nicht „angetan“ – zum Einen natürlich wegen der Hitze, zum
Anderen ist Napoli über 50 Kilometer weit entfernt – das wäre einfach zu
anstrengend gewesen. Und wir haben schließlich Urlaub – Napoli kommt schon auch
noch irgendwann dran…
Satt
und zufrieden kehren wir zum WoMo zurück, genießen noch kühle Drinks im Freien
und ziehen uns dann in unsere Privatgemächer zurück. Morgen geht’s nach Rom –
wir sind voller Vorfreude darauf.
Tag
23
Freitag,
31. Juli 2015
Fahrt
nach Rom
„Camping
Village Roma“
Wie
immer gut geschlafen, nach dem obligaten Guten-Morgen-Kaffee machen wir uns und
unser Häuschen reisefertig. Wir haben über Nacht Besuch bekommen, ungebetenen
zwar, dafür aber sehr zahlreichen. Ameisen! Ilse entdeckt eine ihrer Straßen
hinten am Motorradträger und sofort werden mit unserem Spezialspray
Gegenmaßnahmen ergriffen. Wir versprühen kein Gift, sondern das Extrakt
afrikanischer Chrysanthemen (was es alles gibt…), das hassen Insekten. Und wir
hassen Insekten im WoMo, also sind wir pari. Zwar tauchen noch während der Fahr
immer wieder ein paar vorwitzige, kleine Krabbler auf (etwa auf der
Windschutzscheibe), eine Invasion dürften wir aber im Keim erstickt haben. Und
das ist auch gut so…
Beim
Routine-Check der heimischen Tageszeitungen dann der große Schock: die
sympathische Tiroler Stabhochspringerin Kira Grünberg hat einen schweren Trainingsunfall
gehabt, die 21-jährige ist vom Hals abwärts querschnittgelähmt. Völliger
Wahnsinn, sie war gerade am Weg zur Europaspitze. Wir haben uns in Sizilien
noch mit den Seitenwagen-Fahrern über Kira Grünberg unterhalten, denn Ivana ist
ihre Mental-Trainerin gewesen. Also muss Gernot Ivana per Telefon von Kiras
Unfall erzählen, sie wusste noch nichts von der Lähmung und ist dementsprechend
fix und fertig. So ein Scheiß – so unfassbar schnell und grausam kann das
Schicksal zuschlagen. Umso dankbarer sollte man selber über jeden Tag sein, den
man gesund erleben darf.
Nach
dem mühevollen Verdauen der traurigen Nachricht und dem Bezahlen der Rechnung
fahren wir die wahrlich irrwitzige und über Serpentinen führende Ausfahrt des
Campingplatzes hinauf und reihen uns in den Wahnsinnsverkehr ein. Vorerst
müssen wir noch eine Ehrenrunde drehen, denn Gernot hat intelligenterweise
unsere beiden Auffahr-Böcke am Campingplatz liegen lassen. Also darf Ilse den
Irrwitz-Weg zu Fuß hinunter und mit den leuchtend gelben Böcken in der Hand
wieder rauflaufen. Das bringt den Kreislauf in Schwung bis knapp vor dem
Zusammenbruch…
Knapp
vor dem Zusammenbruch – das würde auch ganz gut den Zustand des Verkehrs in und
um Sorrento beschreiben. Heute ist natürlich nix mit Überholen, mit unserem
behäbigen Nasenbären sind wir das Opfer und dümpeln im Verkehrsstrom mit.
Die
15, 20 Kilometer bis zur Autobahn sind ein knapp 1 ½ stündiges und andauerndes
Stopp and Go, selten noch haben wir uns eine Autobahn mehr herbeigesehnt. Dann
aber endlich – das grüne Autostrada-Schild und für billige 2 Euro 10 düsen wir
der ewigen Stadt Rom entgegen.
Es
ist wieder heiß – brutal heiß. Auf einer Autobahnraststätte gönnen wir uns und
unserem Häuschen eine kleine Pause, beim Verlassen des WoMo haben wir
regelrecht Angst, beim Gehen in den weichen Asphalt einzusinken. A Wahnsinn.
Landschaftlich
ist die Gegend wirklich schön, wie ganz im Süden sieht man auch hier Dörfer,
die bis über die Bergkuppen hinweg reichen, ein faszinierender Anblick jedes
Mal. Der Verkehr ist nicht übermäßig stark, je näher wir Rom kommen, desto mehr
erkennen wir, dass mehr Verkehr aus der Stadt hinaus, als hinein führt.
Ziemlich
genau um 14 Uhr treffen wir dann in Rom ein, unseren Campingplatz „Village Rom“
finden wir auf Anhieb. Wir buchen uns vorerst für drei Tage ein, verlängern
können wir ja immer noch.
Unser
Stellplatz ist super gelegen, Waschhaus, Pool und Restaurant in unmittelbarer
Nähe – perfekt. Wir holen die Vespa vom Träger, richten uns im WoMo ein und
hauen uns dann faul auf die Sonnenliegen. Unsere Nachmittagsschläfchen
unterbrechen wir nur zwecks Abkühlung im Pool, bei 38 Grad ist das auch
dringend notwendig. Das Wasser im Pool ist sicher das bislang kälteste während
dieser Reise, wenn man bei 28 Grad überhaupt von kalt sprechen kann. Aber es
labt.
Nach
einem gepflegten Päschchen gehen wir ins Restaurant und bestellen ein
Schweinefleisch-mit-Balsamico-Sauce-Gericht für Ilse und eine Pizza Quattro
Stagione für Gernot. Annehmbar, auch im Preis – für etwas Ärger sorgt dann
wieder einmal die Bedienung. Auf unser „Conto per favore“ reagiert der Kellner
zuerst gar nicht, dann deutet er uns, er würde gleich kommen. Weitere zehn
Minuten später gehen wir selbst zur Bar um zu Bezahlen, das hätten wir schon 20
Minuten vorher tun sollen, denn die Kellner machen hier kein Inkasso am Tisch.
Warum er uns das nicht gesagt hat – nur Buddha weiß, was im Kopf dieser
Dumpfbacke abgeht. Jedenfalls, so unser spontaner und unverrückbarer Beschluss,
werden wir keinen Cent mehr in diesem Restaurant ausgeben, ärgern können wir
uns anderswo auch…
Nach
einem letzten Schwumm im Pool haben wir dann bis zum Einbruch der Dunkelheit
unserem Lieblingsspiel gefrönt und sind gegen Mitternacht ins Bett. Unser
wohlverdienter Schlaf ist dann mehrmals unterbrochen worden – die Engländer
waren dafür verantwortlich. Wer je das zweifelhafte Vergnügen hatte, mit einer
Horde junger Briten und Britinnen einen Campingplatz zu teilen, weiß eh
Bescheid. Das höchste Urlaubsvergnügen dieser Art von Touristen ist der
tägliche Vollrausch. Bis Mittag liegen sie dann völlig fertig in ihren
aufgeheizten Zelten und löschen den Brand dann zumeist gleich mal mit einem
kalten Bier. Das Restaurant am Platz hat bis 1 Uhr 30 morgens fleißig Bier
ausgeschenkt, nach Sperrstunde torkelte die abgefüllte Masse dann grölend und
singend zu ihren Zelten. Rücksicht – Null. Empathie Null. So wurden auch hier
in Rom die britischen Touristen einmal mehr ihrem weltweiten Ruf gerecht, üble
Saufköpfe zu sein, die ganz schnell ganz primitiv werden können. Sie
bestätigten sämtliche Vorurteile vollinhaltlich, lächerlich und peinlich.
Zumindest blieben wir persönlich unbehelligt, da hat man nämlich auch schon
anderes gehört…
|
Spanische Treppe |
|
Colosseum |
|
Schweizer Garde Vatikan |
|
Engelsburg am Tiber |
Tag
24
Samstag,
1. August 2015
„Camping
Village Roma“
Von
halb drei Uhr früh bis gegen 9 Uhr wunderbar geruht, dann sticht schon die
Sonne gnadenlos ins Schlafzimmerfenster und drängt uns zum Aufstehen. Schnelles
Käffchen, chillende Dusche und dann raus mit der Vespa ins Verkehrsgewühl von
Rom.
Der
Campingplatz liegt direkt an der Via Aurelia und diese führt laut Stadtplan
direkt zum Vatikan. Also – theoretisch. Praktisch ist es natürlich praktisch
wenn man ein Navigationsgerät namens Ilse dabei hat, denn trotz einiger
verkehrsbedingter Umleitungen finden wir direkt zum Petersplatz, unserer ersten
Station.
Selbstverständlich
parken wir direkt am Platz, noch dazu an einer der wenigen, schattigen Stellen.
Mit einer Vespa darf man in Italien alles! Den ins Auge gefassten Besuch des
Petersdoms, das Bewundern der Sixtinischen Kapelle und das Durchschreiten des
Heiligen Tores verwerfen wir augenblicklich, als wir die Menschenmassen sehen,
die die gleichen Ideen hatten. Es werden wohl 3.000 bis 4.000 Personen gewesen
sein, die sich geduldig vor den Sicherheitsschleusen anstellten – die
Menschenschlange reichte de facto rund um den Platz herum – und wer die Ausmaße
des Petersplatzes kennt, kann sich die Wartezeit leicht ausrechnen. Noch dazu
bei gut 38 Grad im Schatten und nirgendwo war Schatten zu finden. Danke bestens
– das ist nichts für uns. Aber immerhin gingen wir ins Vatikan Postamt, waren
dort im klimatisierten Schalterraum so ziemlich die einzigen Kunden und nutzten
das aus, um ein paar Postkarten zu schreiben. Natürlich kauften wir Briefmarken
mit dem Papst drauf, Franziskus mit Kind am Arm. Das wird doch nicht sein
eigenes…? Wurscht.
Danach
versuchten wir, etwas tiefer in den Vatikanstaat „einzudringen“ – aber die
Schweizer Gardisten wiesen uns höflich aber sehr bestimmt ab. Übrigens hat
Gernot mit dem Vatikanstaat nun ein weiteres Land auf seiner Liste abhaken
können – dieser Tage kommt ja mit San Marino ein weiterer (Zwerg-) Staat hinzu.
Nach
dem Petersplatz schmissen wir uns wieder in den Verkehr, der um ein Vielfaches
weniger stressig ist, als befürchtet. Uns kommen die römischen Autofahrer
geradezu vorbildlich diszipliniert vor – also so wie hier wird in Wien auch
gefahren. So haben wir gleich mehrmals bemerkt, dass - wenn ein Auto nicht gleich bei Grün losfetzt
– niemand ungeduldig hupt, auch wenn es mal zwei, drei Sekunden dauert. Da
würden in Indien alle schon längst durchgedreht haben und auch in Innsbruck
„erntet“ man spätestens nach eineinhalb Sekunden ein Hupkonzert. Hier scheint
das anders zu sein, aber das sind wie gesagt nur die Eindrücke eines einzigen
Tages. Jedenfalls sind wir mit Abstand die größten Rabauken hier im
Straßenverkehr und preschen durch die Straßen und Gassen, was das Zeug vulgo
was die Vespa hält. Carabinieri- und Polizeiautos darf man ungestört wahlweise
links oder rechts überholen, nur obendrüber fahren darf man wahrscheinlich
nicht.
Zweite
Etappe unserer Sightseeing-Tour war die Spanische Treppe – natürlich wollten
wir auch diesmal direkt davor parken und fuhren selbstsicher in die deutlich
als solche gekennzeichnete Fußgängerzone ein. Da warf sich plötzlich wahrlich
todesmutig eine Polizistin vor unser rotes Moped und machte uns aufrichtig
empört klar, dass wir uns hier gefälligst blitzartig zu entfernen hätten.
Gestraft hat sie uns aber nicht und wir suchten uns 20 Meter weiter – im
Schatten eines Bulgari-Ladens – einen Parkplatz.
Die
Spanische Treppe war vor lauter Menschenmassen kaum als Treppe zu erkennen und
als wir uns auf einer der vielen Stufen niederließen, war von ihr naturgemäß noch
weniger zu sehen. Aber auch was nicht zu sehen ist, muss man gesehen haben und
nach guten fünf Minuten waren wir uns einig: Spanische Treppe – check – nächste
Station abhaken.
Diese
Station lautete Kolosseum und dieses Trumm muss man natürlich auch mit eigenen
Augen gesehen haben. Zuerst waren die Hinweisschilder dorthin noch einigermaßen
hilfreich, bald aber verebbten sie zusehends und wir kannten uns nicht mehr
aus. Ilse meinte dann irgendwann einmal: „Da vorne rechts – aber reines
Bauchgefühl.“ Natürlich folgte ihr Gernot blind, bog rechts ab und zack – sahen
wir das Wrack der antiken Event-Arena schon von Weitem. Es wäre übertrieben zu
sagen, dass wir direkt im Schatten des Kolosseums unsere Vespa parkten – aber
nur deshalb, weil es zur Mittagszeit keinen Schatten gibt.
Wir
schauten uns das eindrucksvolle Stück römischer Geschichte ausgiebig von außen
an (übrigens ist an keinem Platz der Welt mehr Blut geflossen – über 300.000
Tote!!) – von einem Eintritt hielten uns sowohl die Hitze, als auch die zahlreichen
Wartenden ab.
Wir
verschnauften etwas im Schatten eines mächtigen Baumes und steuerten dann unser
nächstes Ziel auf unserer Rom To-Do-Liste an – den Fontana die Trevi. Wieder
ging es die Gassen rauf und runter – es ist übrigens nur eine Legende, dass Rom
auf sieben Hügeln erbaut worden ist. Es sind mindestens 1.500. Mit dem Fahrrad
muss man hier ja wahnsinnig werden, die Vespa ist hingegen das absolut perfekte
Vehikel für diese Verhältnisse. Einfach ein Traum.
Zwar
finden wir auch den Fontana di Trevi ohne nennenswerte Probleme – aber der
Fontana wird seinem Namen nicht gerecht, denn ohne Wasser kein Brunnen. Leider
wird das berühmte Bauwerk gerade saniert und außer Bauarbeitern und viel Schutt
ist wenig zu sehen. Mit uns starren hunderte Besucher entgeistert in die
Baugrube und stapfen dann fassungslos von dannen. Muss schon hart sein, wenn
man quer durch die Stadt latscht, nur um dieses Ding zu sehen und dann das…
Uns
ist es ziemlich wurscht, wir haben Hunger. In einer klassischen Touristen-Falle
direkt neben dem „Brunnen“ kehren wir ein – und lassen uns unsere Nudelgerichte
schmecken. Dann gehen wir die paar Meter zum Moped zurück und unterwegs kriegt
unsere Vespa-Sammlung ein weiteres Mal Zuwachs – so an die zehn Modelle werden
wir inzwischen wohl gekauft haben…
Anschließend
fahren wir zum Campingplatz zurück, verpassen die richtige Zufahrt und finden
uns dann auf der Autobahnauffahrt wieder. Shit! Selbstverständlich dürfen wir
mit unserem 125 ccm Rollert nicht auffahren und noch selbstverständlicher
wollen wir das gar nicht. Es gelingt uns aber noch einen Ausweg zu finden und
über gewagte Umwege und gegen eine Einbahn fahren wir zum Campingplatz zurück.
Sofort
unter die eiskalte Dusche und anschließend in den Pool. Es wird wahrscheinlich
getäuscht haben, aber beim Hineinspringen haben wir deutlich ein Zischen
gehört, als unsere Körper ins Wasser eintauchten…
Den
weiteren Nachmittag verbrachten wir mit Dösen, Duschen, Schwimmen und einem
gepflegten Päschchen. Dann meldete sich der Hunger – von einer Carbonara (Ilse)
und einer Portion Fettuccine al Ragu (Gernot) kann man nicht ewig satt bleiben
– auch nicht in der ewigen Stadt. Dem Campingplatz-Restaurant haben wir ja
bereits gestern die rote Karte (inklusive Sperre während unseres gesamten Aufenthaltes)
gezeigt, also noch mal raus in die Stadt. Weit kommen wir aber eh nicht, denn
schon nach fünf Kilometern lockt ein McDonalds-Schild – ist zur Abwechslung
auch o.k. Wir treten ein, bestellen unsere Menüs und sind ganz baff, als es
heißt: „Cheeseburger sold out!“ Jetzt gehen wir über 30 Jahre lang hin und
wieder zu McD, aber noch niemals und nirgendwo hieß es bei einem Produkt:
„Haben wir nicht“ Weder in Österreich, Deutschland, Holland und auch nicht in
Indien. Aber hier in Rom. Auch egal – aßen wir halt Hamburger, auf die wir, wie
auf alles andere, ziemlich lang warten mussten. Die glauben hier
wahrscheinlich, Fast Food heißt „Beinahe Essen“…
Noch
toller wurde es dann etwas später beim Tanken unserer Vespa. Die allermeisten
Tankstellen funktionieren mit Tankautomaten, aber für nur fünf Euro Benzin zu
tanken ist uns zu wenig und zehn Euro passen nicht in den Tank, der ja nur
knapp über vier Liter fasst. Also suchten wir uns eine Tankstelle mit
„Servizio“ Schild.
Jetzt
sind wir immer noch so naiv, dass wir „Servizio“ mit „Bedienung“ übersetzen,
aber Fehlanzeige. Der Tankwart schaut aus dem kühlen Inneren seines
klimatisierten Kassenhäuschen gekonnt am Kunden vorbei und seine Hoffnung
erfüllt sich wohl immer: nämlich dass es dem Kunden dann einfach zu blöd wird,
in der Affenhitze allzu lange auf das Wohlwollen des Tankwartes zu warten und
er selber zur Zapfpistole greift. Das taten auch wir – und es kam tatsächlich
noch besser: Als Ilse die 6 Euro irgendwas bezahlen wollte, konnte man
plötzlich keinen 20 Euro Schein wechseln. Man habe leider kein Wechselgeld. Ist
uns auch noch nirgendwo auf der Welt passiert, dafür mussten wir erst nach Rom
kommen. Unfassbar eigentlich. Ilse hat dann alles an Kleingeld zusammengekratzt
und dann hat sich die Frau an der Kasse gleich noch ein paar Cent Trinkgeld
gegeben. Aber nicht mit Ilse – die (übrigens gebürtige Deutsche) durfte sich
von der lieben Ilse noch einiges anhören und das wenigste davon wird sie
sonderlich amüsiert haben…
Wir
sind dann am Weg zum Campingplatz noch in ein großes Einkaufszentrum gefahren
und haben uns Salami, Brot, Süßigkeiten und so Sachen gekauft. Als Zugabe
landete eine süße, kleine und feuerrote Mini-Vespa in unserem Warenkorb, mit
vier Euro war sie geradezu obszön günstig…
Dann
aber ruck zuck zum WoMo – raus aus den Klamotten und schnell unter die Dusche.
Ilse hat dann noch einige Runden im Pool abgespult und war gegen 20 Uhr so
ziemlich der letzte Badegast.
Bei
einem Pasch haben wir einen ereignisreichen Tag ausklingen lassen und unser direkter
Nachbar hat dann noch unter Beweis gestellt, wie blöd Spanier sein können: Hat
er doch tatsächlich – es war schon nach 23 Uhr – einfach den Motor seines (sehr
laut nagelnden) Kastenwagen angelassen, um die Klimaanlage nutzen zu können.
Damit sich seine Begleiterin in der Kühle gut schminken kann, denn wenige
Minuten später sind sie zur täglichen Party ausgerückt. Vorher haben wir ihnen
aber noch ordentlich über ihr Verhalten Bescheid gegeben, ein deutscher Camper
ist auch noch dazu gekommen und hat gemeint: „Sofort abstellen! Wenn das jeder
machen würde! Dann können wir ja gleich auf eine Autobahnraststätte ziehen.“
Der dumme Bursche dürfte das natürlich nicht verstanden haben und hat dann ohne
jegliche Einsicht und sehr „angefressen“ seinen Stinker aber doch gleich
abgestellt. Gute Entscheidung, Junge – Gernot wäre dir sonst gerne und
hilfreich zur Hand gegangen und du könntest deinen Autoschlüssel jetzt noch in
den Weiten des Campingplatz-Waldes suchen.
Dann
störten uns nur mehr die Zikaden, aber die dürfen das – die sind schon länger
hier, als wir alle... Und wirklich störend sind die Viecher mit ihren singenden
Drecks-Beinchen gar nicht – sie gehören zum Süden ganz einfach dazu. Wie heißt
es so schön: „Take it or leave it“. Wir taken…
Tag
25
Sonntag, 2. August 2015
„Camping
Village Roma“
Gleich
nach dem Aufwachen war klar – viel wird heute nicht unternommen werden, Ilse
ist nicht gut beisammen. Ihr ist ziemlich übel und ihr Aktionsradius erstreckt
sich vorerst nur zwischen Toilette, Bett und Tee mit Rum. Entweder die Hitze
oder etwas Falsches gegessen –wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Aber das
kann natürlich auch vorkommen, also ist für Ilse heute größtmögliche Schonung
angesagt.
Gernot
nutzt den Vormittag und bringt das Reisetagebuch in Form, das dauert immer so
seine Zeit. Zwischendurch eine kalte Dusche – es wird heute wieder brutal heiß
werden, so um die 38 Grad werden es am Ende des Tages wohl wieder gewesen sein.
Gegen
15 Uhr ist Ilse dann immerhin soweit zu Kräften gekommen, dass sie am Sozius
unserer Vespa Platz nehmen kann und wir fahren ein letztes Mal ins Stadtzentrum
von Rom. Wir sind sogleich baff erstaunt – es herrscht praktisch überhaupt kein
Verkehr, ganz Rom scheint der Hitze der Stadt entflohen zu sein. Teilweise befinden
wir uns allein (!!) auf der Straße, auch mitten im Zentrum.
Wir
steuern ein weiteres Mal den Petersplatz an – heute hätten wir gar nicht lange
auf einen Eintritt warten müssen, die Menschenschlange ist geradezu niedlich
kurz. Trotzdem, wir verzichten auf eine Besichtigung und streunen ein wenig im
Vatikan herum. Direkt an der Rückseite des Petersdoms lagern Obdachlose im
kargen Schatten – ein bemerkenswerter Kontrast zum sonst hier vorherrschenden
Prunk und Protz. Vielleicht sollten die geistlichen Amts- und Würdenträger mal
wieder ein wenig in der Bibel schmökern – Herbergsuche und so…
Wir
werfen dann wieder den Motor unseres Rollers an und fahren völlig ohne Ziel in
den leeren Straßen Roms herum. Bei unserer „Expedition“ kommen wir immerhin bis
zum Olympiastadion, das mutterseelenallein in der römischen Sonne vor sich hin
brodelt. Und wir sehen den allerersten Ferrari, seit wir in Italien sind –
immerhin verhält sich der Fahrer wie ein echter Ferraristi und gibt seinen mehr
als 500 Pferden ordentlich die Sporen und beschleunigt mitten in der Stadt
schon mal auf über 100 km/h. Allein das Motorgeräusch – herrlich.
Dann
haben wir irgendwann genug vom herumcruisen, deshalb suchen und finden wir uns
ein geöffnetes Ristorante. Wir haben Glück – die „Pizzeria Fiorentina“ verfügt
auch im Außenbereich über leistungsstarke Ventilatoren und so weht uns während
des Essens stets eine kühlende Brise um unsere heißen Nasen. Das Essen war
wieder einmal voll o.k. – Ilse schmecken ihre Schinken-Crustini ebenso gut, wie
Gernot seine Calzone con Carbonara.
Genau
gegenüber des Ristorante steht ein Wohnmobil, dessen Dach derartig mit Koffern
und Reisetaschen vollbepackt ist, dass es uns ein willkommenes Fotomotiv wird.
Ilse sieht dann, dass an der Tür des Aufbaus der Schlüssel außen steckt –
vermutlich handelt es sich dabei um eine Notunterkunft für Obdachlose.
Wir
suchen uns nach dem guten Abendmahl den Weg zurück zur Via Aurelia und brauchen
dazu nicht einmal den Stadtplan – intuitiv wählen wir (besser gesagt Ilse) den
richtigen Weg. Mit Vollgas geht’s dann die mehrspurige Straße zum Campingplatz
zurück, wo wir uns als allererstes unter die eiskalte Dusche stellen und dann
in den Pool springen. Ilse ist gesundheitlich wieder bestens beisammen – die
paar Stunden Ruhe heute haben ihr gut getan.
Wir
machen dann noch einen feinen Pasch und als uns das Licht dafür zu wenig wird,
nutzen wir die letzten Reste der Abenddämmerung und montieren unsere Vespa auf
ihren Platz am Heck. Damit ist die Hauptarbeit für den morgigen Aufbruch bereits
erledigt und zufrieden gehen wir schon sehr früh schlafen.
Von
irgendwelchen randalierenden britischen Touristen bleiben wir heute verschont,
Ilse hat sich gestern schon bei der Platz-Leitung über den nächtlichen Lärm
beschwert. Die Verantwortlichen zeigten sich aufrichtig entsetzt, dass die Bar
noch nach 1 Uhr morgens Alkohol ausgeschenkt hatte – denn eigentlich ist um 23
Uhr Sperrstunde. Man versprach uns, dass die Security heute auf die Einhaltung
der Platzordnung ein besonderes Augenmerk legen werde – und tatsächlich:
vollkommene Ruhe die ganze Nacht. Grazie mille…
Tag
26
Montag,
3. August 2015
Fahrt
nach San Marino
„Camping
Centro Vacanze San Marino“
Heute
tritt Nadja ihren Job beim Land Tirol an – Frau Magister wird sich zukünftig um
die juristischen Belange von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen
kümmern. Wäre Stolz nicht ein armseliger Ersatz für Intelligenz (Zitat aus
Rambo III), man möchte direkt platzen vor Stolz…
Heute
geht’s nach San Marino, übrigens ist der „Zwergstaat“ die älteste Republik der
Welt. Die Fahrt wird in etwa 400 Kilometer betragen, wohl unsere längste Etappe
bisher in diesem Urlaub.
Keine 500 Meter vom Campingplatz entfernt
tanken wir unser Schneckchen auf und dann geht’s via Außenringautobahn auf die
„richtige“ Autostrada.
Wir
sind früh vom Platz weggekommen und schon vor 9 Uhr unterwegs, sonst starten
wir unsere Fahrten meist gegen zehn Uhr. Zuerst steuern wir ein paar
Tankstellen an – unsere Biervorräte neigen sich dem Ende und ausgerechnet auf
Autobahnraststätten finden sich immer wieder erstaunlich günstige Angebote für
den Gerstensaft. Tatsächlich – bei der dritten oder vierten Tankstelle werden
wir fündig – sowohl das Heineken-Bier, als auch das italienische Perroni sind
im Preis um 50 Prozent reduziert, also schlagen wir zu. Brot und zwei
Croissants für das zweite Frühstück nehmen wir auch noch mit und ab mit uns
zurück auf die Autobahn.
Verkehrstechnisch
gesehen haben wir überhaupt keine Probleme, es geht völlig ohne Verzögerungen
dahin. Wir übersehen dann eine für uns wichtige Ausfahrt an einem
Autobahn-Dreieck und finden uns plötzlich auf einer anderen Route wieder. Zum
Umdrehen haben wir keine Lust, also fahren wir Richtung Florenz weiter, später
werden wir dann über Bundes- und Schnellstraßen zu der für uns richtigen
Autostrada wechseln.
So
kommt es dann auch und irgendwo bei Cesena sind wir dann wieder auf Kurs. Dann
müssen wir aber auf kleinen und ganz kleinen Straßen unseren Weg Richtung San
Marino nehmen – durch den Umweg kommen wir jetzt von der „falschen“ Seite
daher. Bald schon sehen wir die Häuser und Burgen des kleinen Staates vor uns
in der Sonne liegen, es dauert aber noch eine ganze Weile, bis wir nach San
Marino kommen. Die kleine und kurvenreiche Straße lässt sich mit nicht mehr als
30 km/h befahren, der Asphalt ist überall aufgebrochen und manchmal ist eine
Fahrbahnseite wegen gigantischer Schlaglöcher überhaupt gesperrt. Vielleicht
hat es hier vor geraumer Zeit ein schweres Erdbeben gegeben – wir sehen auch
Häuser, die buchstäblich in der Mitte auseinandergerissen sind und offenbar nur
mehr aus gutem Willen nicht zusammenfallen.
Dann
geht’s aber hinauf nach San Marino, das gut 700 Meter über dem Meer liegt. Wir
fahren aber vorerst nicht in Richtung historisches Stadtzentrum, sondern suchen
uns den Campingplatz „Centro Vacanze San Marino“. Ohne nennenswerte Probleme
finden wir ihn dann auch und buchen uns für drei Tage ein. Unser Stellplatz ist
wieder einmal fantastisch – nahezu ununterbrochen Naturschatten von morgens bis
abends, da lässt es sich aushalten.
Schnell
ist die Vespa vom Träger geholt und keine Viertelstunde später ist auch unsere
Plane wieder am WoMo montiert. Jetzt aber nix wie ab in den Pool.
Der
Swimmingpool ist so ziemlich der Schönste bis jetzt – in jedem Fall ist er aber
mit Abstand der bislang kälteste. Wenn das Wasser 25 Grad hat, dann ist es viel
– uns fröstelt es nachgerade. Frieren – herrlich, welch` lange vermisstes
Körpergefühl.
Nach
einer ausgiebigen Runde Schwimmen gehen wir zum WoMo zurück und vertreiben uns
die Zeit bis zum Abendessen mit einem feschen Päschchen. Die Temperatur ist
wunderbar – maximal 32 Grad messen wir als Höchstwert. Nach Sonnenuntergang
stürzt die Temperatur überhaupt ab und bald pendelt sie sich irgendwo bei 24
Grad ein. Einfach nur fantastisch.
Das
Wort fantastisch passt auch hervorragend zum Abendessen – bei dem kulinarischen
Angebot werden wir in San Marino wahrscheinlich gar nicht auswärts essen gehen.
Ilse wagt sich über einen gigantischen „Garden Burger“, der in etwa die Ausmaße
von zwei Big Macs aufweist. Gernot bleibt mit seinem Pesce Misto frittura den
Meeresfrüchten treu und bereut die Bestellung keine Sekunde lang.
Danach
schlurfen wir pappsatt zum WoMo zurück und zum allerersten Mal holen wir die
von Nadja bestückte Festplatte hervor und schauen uns einen Film an. Einen mit
„unserem“ Arnold Schwarzenegger, ein Film, den wir tatsächlich noch nicht
gesehen haben. „The last Stand“ (der letzte Aufrechte?) heißt der Streifen und
erwartungsgemäß wird geballert und umgenietet, was das Zelluloid hält. Ein
echter Schwarzenegger halt und auch mit seinem typischen Humor versehen. So
sagt „Arnie“ zu einem mexikanischen Bösewicht den schönen Satz: „Sie werfen ein
schlechtes Licht auf uns Einwanderer“.
Mit
dem Abspann des Films geht auch unser erster Tag in San Marino zu Ende, morgen
statten wir dem historischen Zentrum einen ausgiebigen Besuch ab. So ist der
Plan…
|
typische Toscana Landschaften |
Tag
27
Dienstag,
4. August 2015
„Camping
Centro Vacanze San Marino“
Das
war heute die mit Abstand „kälteste“ Nacht unseres Urlaubs – unfassbare 22 Grad
Außentemperatur und gerade mal 24 Grad im WoMo-Inneren. Kein Wunder, dass wir
uns die ganze Nacht über zudecken mussten.
Dementsprechend
gut ausgeschlafen nehmen wir unseren Frühstückskaffe zu uns und dann ab mit uns
nach San Marino. Die Straße ins Stadtzentrum führt über eine kilometerlange
Steigung, unsere elf Pferdchen müssen sich wieder einmal sehr ins Zeug legen.
Aber die Vespa hält brav durch und zerrt seine zwei Besitzer hinauf zur
Stadtmauer. Ein Polizist winkt uns lässig durch und wir parken wieder einmal
direkt am Geschehen. Und gratis natürlich, einspurige Fahrzeuge sind von
sämtlichen Formen der Parkraumbewirtschaftung ausgenommen. Sehr gut so.
Die
Altstadt von San Marino ist eine Ansammlung steil ansteigender Gassen und
Gässchen, was sind wir froh, dass die Temperatur am Vormittag nicht über 28
Grad hinausgeht. Was uns sofort auffällt – in für unseren Geschmack viel zu
vielen Geschäften werden Waffen angeboten. Und zwar Waffen aller Art – wirklich
aller Art: von Revolvern und Pistolen, über Samurai-Schwerter und Armbrüste bis
hin zu Schnellfeuerwaffen modernster Bauart. Wir sehen das M 16 genauso wie
verschiedene Uzzi-Modelle, sämtliche Arten von Kalaschnikows und sogar unser
österreichisches Sturmgewehr STG 77 ist zu kaufen. Wozu sich jemand einen
Raketenwerfer aus Plastik oder eine Panzerfaust aus Kunststoff kauft – wir
wissen es nicht und wollen es auch gar nicht wissen. Beim ganzen angebotenen
Arsenal handelt es sich natürlich ausschließlich um Spielzeugwaffen, mit denen
man höchstens kleine Plastikkügelchen verschießen kann. Wobei – die ehernen
Schwerter, die martialisch anmutenden Armbrüste und die zahlreichen Messer sind
keine Spielzeuge mehr und auch mit den Sportbögen würden sich tödliche Pfeile
verschießen lassen. Schon heftig und wie gesagt – die Waffengeschäfte
dominieren hier, es gibt sicher mehr als zehn davon.
Aber
es gibt auch noch anderes zu kaufen – San Marino hat eine Vielzahl von
Geschäften aufzuweisen, die auf Modell-Fahrzeuge spezialisiert sind. Das freut
uns Vespa-Sammler natürlich und in einem wahren Kaufrausch fügen wir – unserer
mittlerweile eh schon beträchtlichen – Sammlung an roten Rollern mehr als zehn
(!!) Stück hinzu. Jetzt ist aber wirklich genug, wir haben im WoMo fast keinen
Platz mehr dafür und werden mit über 25 Modellen nach Hause kommen…
Wir
latschen sicher drei Stunden in San Marino herum, genießen von heroben den
unfassbar schönen Ausblick auf die umliegende Landschaft und verbringen einen
sehr feinen Urlaubstag. Dann aber zurück zur Vespa – direkt neben uns parkt ein
Campingbus mit chinesischen Travellern. Tatsächlich sind die von China bis nach
Europa gefahren, wir können uns nicht erinnern, je ein Fahrzeug mit
chinesischem Kennzeichen gesehen zu haben. Das ältere Paar ist sehr höflich und
freundlich, sie sprechen aber kein Englisch – das muss man sich auf Weltreise
auch erst mal trauen. In ihrem kleinen Camper schaut es aus wie in Luis
Trenkers Rucksack, mitten auf der Rückbank thront zum Beispiel ein riesiger
Kochtopf. Jedenfalls war das eine entzückende Begegnung, die beiden
chinesischen Weltenfahrer kann man für ihren Mut nur bewundern.
Wir
fahren die gut acht Kilometer zum WoMo zurück und Gernot macht sich dann den
Spaß, all unsere Vespa-Modelle am Tisch aufzustellen und für ein Gruppenbild herzurichten.
Nettes Foto!
Nach
einem feinen Pasch geht Ilse in den Pool eine Runde schwimmen, Gernot begnügt
sich mit einigen kalten Duschgängen, Chlorwasser ist nicht so seins.
Die
Hitze ist übrigens völlig weg bzw. empfinden wir die 31 Grad heute nicht mehr
als Hitze. Nach einem gepflegten Spätnachmittagsschläfchen verfügen wir uns
dann zum Abendessen und werden wieder vollkommen zufriedengestellt. Nicht nur
dass das Essen wieder hervorragend mundet – auch das Personal ist von einer
ausgesuchten Freundlichkeit. Allein schon, dass trotz voller Hütte niemand
gestresst wirkt und alle immer einen Grinser im Gesicht und ein Scherzchen auf
den Lippen haben, sagt schon alles aus. Da schmeckt ein Abendessen dann gleich
noch mal besser.
Danach
sind wir zum WoMo zurück, haben im Freien noch etwas getrunken und Gernot hat
sich doch tatsächlich gegen 21 Uhr 30 ein T-Shirt anziehen müssen, weil es
wirklich kühl wurde. Das war das erste Mal, dass Gernot während dieses Urlaubs
am Abend ein Leibchen gebraucht hat – eine sehr angenehme Premiere, geschwitzt
haben wir wirklich genug heuer.
Dann
ziehen wir uns auf unsere Betten zurück und die vollkommene Stille wird nur
durch eine einzige Zikade und eine einzige Grille etwas gestört, die sich im Dunkeln ein ebenso
lautes wie ungleiches Duell liefern.
Tag 28
Mittwoch, 5. August 2015
„Camping Centro Vacanze San Marino“
Nach
einer sehr feinen Nacht und einem guten Morgenkaffee hat sich Gernot an den
Computer gesetzt und das Tagebuch in Form gebracht. Es ist schon am frühen
Vormittag klar, dass das heute wieder ein sehr heißer Tag werden wird, aber die
Hitze sind wir längst gewöhnt, wir wussten ja schon vor unserer Reise in den
Süden, dass uns das erwartet.
Kurz
vor Mittag haben wir dann die Vespa gestartet und sind nach Rimini runter
gefahren. Dorthin werden es an die 15 Kilometer sein, auf der gut ausgebauten
Straße kommen wir ebenso gut voran, müssen aber praktisch an jeder der
zahlreichen Ampeln stehen bleiben und so dauert die Fahrt mehr als eine halbe
Stunde.
In
Rimini angekommen stellen wir unsere brave Vespa im Schatten ab und machen uns
zu Fuß auf eine kleine Erkundungstour durch den prominenten Badeort. Wir waren
beide schon hier in Rimini, erkennen aber praktisch nichts wieder. Bei Gernot
ist der letzte Besuch allerdings über 30 Jahre her, bei Ilse gar ein gutes
halbes Jahrhundert (!). Kein Wunder also, dass uns Rimini völlig fremd geworden
ist.
Was
uns sogleich auffällt – es ist nichts los hier, rein gar nichts. Die unzähligen
Liegen am Strand sind zu mehr als 90 Prozent unbesetzt, an der Straße, die
parallel zum Strand verläuft, gibt es hunderte freie Parkplätze. Rimini hat als
Urlaubsdestination absolut null Charme, die Hotels sind einfallslose
Betonklötze und der Strandbereich ist derart mit Netzen und Planen zugehängt,
dass man nicht das Meer sieht, obwohl es keine 50 Meter entfernt ist. Dazu
kommt, dass die Adria „blüht“. Nun mag umfangreiches Blühen ein wunderbares
Zeichen der Natur sein, wenn Meerwasser blüht, schaut die Sache aber anders
aus. Das Wasser ist einfach zu warm und das ist halt eine perfekte
Lebensumgebung für Algen und andere Wasserpflanzen.
Wir
suchen uns dann ein offenes Restaurant und werden mit dem „Basillico“ rasch
fündig. Wir bestellen unsere Mahlzeiten und Gernot kriegt eine Portion „Pesce
misto con verdure fritte“, die einfach nur als gigantisch bezeichnet werden
kann. Es wird wohl mehr als ein halbes Kilo Meeresgetier gewesen sein, dass
sich da auf dem Teller türmte, dazu noch einmal so viel knusprig frittiertes
Gemüse. Unmöglich, das alles aufzuessen, davon hätten locker zwei ausgehungerte
Menschen ausreichend satt werden können. Die Preise für unsere Mahlzeiten waren
etwas höher, als wir es bislang gewohnt waren, aber als Innsbrucker können uns
die Preise in Restaurants sowieso nicht schocken, das sind wir von zu Hause aus
gewohnt.
Nach
dem opulenten Mahl sind wir dann noch schnell zum Strand runter und danach
gemütlich zu unserem Roller zurück spaziert. Nach einer ausgedehnten Runde
durch Rimini sind wird dann Richtung San Marino gefahren. Natürlich nicht, ohne
unsere Sammlung an Vespa-Modellen weiter auszubauen, drei weitere Exemplare
sind heute dazugekommen.
Die
Fahrt zurück zum Campingplatz war herrlich, der Fahrtwind kühlte unsere
überhitzten Körper schnell ab und relaxed trafen wir im „Centro Vacanze“ ein.
Sofort nach der Ankunft ab in den Pool und dann im Schatten des WoMo einen
feinen Pasch klopfen – wieder einmal Urlaub vom Allerfeinsten.
Trotz
der riesigen Portionen zu Mittag sind wir am Abend noch einmal essen gegangen
und wir haben wieder sehr gut gespeist. Danach hat uns die Musik ins
platzeigene Amphietheater geführt und wir haben den Kinder-Animateuren bei
ihrer Arbeit zugeschaut. Die haben es wirklich drauf und die Kinder sind ganz
begeistert von den gemeinsamen Tanzeinlagen. Später wurde noch ein Song-Contest
veranstaltet, für den die Kids sicher den ganzen Tag über geübt haben, da waren
wir aber schon bei unserem WoMo und haben uns das Ganze aus der Ferne angehört.
Noch etwas später wurde dann für die größeren Kinder Programm geboten,
natürlich harte Techno-Beats, was sonst? Gestört haben wir uns aber nicht
gefühlt.
Morgen
werden wir an den Gardasee fahren und um uns etwas an Arbeit zu sparen, wuchten
wir unser Moped noch am Abend auf das Heck unseres WoMo.
Noch
ein kühles Bierchen zum Schlafengehen und weit vor Mitternacht ziehen wir uns
auf unsere Schlafstätten zurück.
Tag
29
Donnerstag,
6. August 2015
Fahrt
zum Gardasee
„Camping
La Ca“
Wieder
ausgezeichnet gepennt, San Marino liegt ja doch um einiges über dem Meeresspiegel
und bei den Temperaturen zählt jeder einzelne Meter. Nach dem obligaten
Käffchen räumen wir das WoMo reisefertig ein, geht wieder ruck zuck. Für
ungewollte Unterhaltung sorgt dann einer unserer Nachbarn, der beim Wegfahren
mit seinem Wohnwagen viel zu nahe an die Bäume gerät und einen radikalen
Astschnitt durchführt. Wir haben die beiden übrigens Winnetou und Ilchi
genannt, dafür ist ihr Aussehen verantwortlich. Der Mann ist sicher über 50
Jahre, hat pechschwarze Haare bis zu den Hüften und ist ziemlich muskulös
gebaut. Seine Squaw hat eine an ein Skunk gemahnende Frisur, also schwarz, weiß
gestreift.
Nachdem
die beiden Flachlandindianer die Ausfahrt endlich freigeben, können auch wir
abfahren und unser Häuschen muss sich ordentlich ins Zeug legen, um die steil
ansteigende Straße zu bewältigen. Dann sind wir auf der Hauptstraße und los
geht’s Richtung Autostrada. Zuvor wollten wir noch tanken, aber unsere
Kreditkarte und unsere EC-Karte werden nicht akzeptiert. Vorerst wundern wir
uns darüber, aber dann fällt uns ein, dass seit heuer die Karten nur innerhalb
der EU freigegeben sind und San Marino ist kein EU-Mitglied. Bargeld nimmt der
Tankwart nicht an, also müssen wir die paar Kilometer bis Italien weiterfahren.
Über
die Fahrt auf der Autobahn ist wenig zu berichten, einmal machen wir eine
Kaffeepause auf einem Rastplatz und finden für unser Schneckchen den einzigen
Schattenparkplatz. Wir nutzen die kleine Rast und gönnen unserem WoMo einen
Liter Motoröl – nach gut 3.000 Kilometern keine schlechte Idee.
Gegen
14 Uhr 30 kommen wir am Gardasee an und fahren bis nach Padenghe sul Garda
weiter, wo wir uns beim Campingplatz „La Ca“ bereits vorangemeldet haben. Wir
kennen den „La Ca“ gut, denn es ist erst ein paar Monate her, dass wir hier vor
Ostern acht wunderbare Urlaubstage verbracht haben. Damals sind wir von der
Campingplatz-Betreiberin und ihrer Schwester übrigens mit den Worten:
„Zimmermann haben wir auch einmal geheißen.“ begrüßt worden.
Der
uns zugeteilte Platz ist ein rechter Schock für uns, er liegt in der prallen
Sonne und nur ein winziges Bäumchen spendet Schatten. Das geht natürlich gar
nicht, so ein Stellplatz mag im Frühjahr oder im Herbst ideal sein, im
Hochsommer ist er ein absoluter Alptraum. Wir überlegen bereits die Weiterfahrt,
als wir vom Nachbarplatz die wunderbaren Worte hören: „Nun macht endlich
weiter, wir wollen abfahren.“ Bingo – sofort düst Gernot mit der Vespa zur
Rezeption rauf und bucht den Stellplatz um – jetzt können wir halt nur drei
Tage dort bleiben, eigentlich hätten wir vier Übernachtungen eingeplant.
Wurscht.
Es
dauert dann noch eine gute dreiviertel Stunde, bis die Familie aus Essen
endlich ihren Platz geräumt hat, mit ihrem VW Bully aus den 1970er Jahren
können sie ihren Camping-Anhänger nicht die extrem steile Ausfahrt hochziehen
und brauchen dafür den Geländewagen des Campingplatzes. Dann sind sie weg und
wir übersiedeln auf den baumreichen Platz in den wunderbaren Schatten.
Nach
dem Herrichten unseres WoMo schmeißen wir uns zuerst unter die kalte Dusche und
danach in den Swimming-Pool. Herrlich erfrischt sind wir dann gestärkt für neue
Taten und fahren am späten Nachmittag mit unserer Vespa los, ein paar Einkäufe
machen. In einem Spar-Supermarkt versorgen wir uns mit Salami, Milch und
Dosen-Limonaden und glühen dann zum WoMo zurück. Glühen ist der richtige
Ausdruck – nahezu die ganze Fahrt besteht aus ununterbrochenem Überholen – die
meisten PKW machen brav Platz, wenn wir mit unserem feuerroten Spaßmobil
anrauschen.
Dann
ist eh schon Zeit zum Abendessen, das Restaurant hier ist uns noch in bester
Erinnerung, also gehen wir gar nicht auswärts essen. Wir ergattern den
allerletzten Platz auf der Terrasse und genießen ein feines Essen, Ilse gönnt
sich „Scalopina in Limonensauce“, Gernot kommt wieder einmal nicht an „Frutti
di Mare“ vorbei. Das Dargebotene ist jeden Cent wert und satt und zufrieden
latschen wir zu unserem Häuschen zurück. Wir spielen den am Nachmittag
angefangenen Pasch zu Ende und genießen dann noch kühle Drinks vor unserem
WoMo.
Leider
blüht auch der Gardasee ordentlich vor sich hin, das Wasser hat sicher über 30
Grad und alle Steine sind grün überwachsen. Man sieht – außer den paar Menschen
die zu ihren Booten müssen – kaum jemanden im Wasser schwimmen, die Brühe ist
einfach zu grauslich.
Und
einigermaßen grauslich sind auch die Temperaturen, über 30 Grad noch nach 22
Uhr, also macht es sich Gernot wieder einmal auf der Sonnenliege „bequem“ und
verbringt eine weitere Nacht unter freiem Himmel, ohne sich auch nur einmal
zudecken zu müssen.
Tag
30
Freitag,
7. August 2015
„Camping
La Ca“
Die
Nacht war sehr warm, trotzdem haben wir beide guten Schlaf finden können.
Gestärkt durch den Morgenkaffee sind wir dann gleich noch am frühen Vormittag
eine Runde in den Pool schwimmen gegangen und haben dann unsere Vespa
gestartet.
Heutiges
Ziel ist Sirmione, dieser Ort ist immer wieder einen Besuch wert – und
abertausende andere Touristen sind da ganz der gleichen Meinung. Die Parkplätze
der pittoresken Stadt sind derart überfüllt, dass wir unser Moped tatsächlich
nicht unmittelbar vor dem Stadttor abstellen können, wir müssen nahezu 100
Meter weit gehen. Skandal!
Dafür
kommen wir an einem gigantischen Rolls Royce vorbei – ein mattschwarzes und
knapp 500.000 Euro teures Ungetüm. Ilse findet dieses Wahnsinnsfahrzeug
schlicht und einfach hässlich, Fotos haben wir aber trotzdem gemacht.
In
Sirmione selbst ist wieder einmal das totale Gedränge, noch dazu fahren immer
wieder Autos in die engen Gassen ein, weil sie zu ihren Abstellplätzen und
Hotelparkplätzen müssen. Die Fahrer sind echt zu bemitleiden und würden sich
wohl alle wünschen, wenigstens in Schrittgeschwindigkeit fahren zu können –
aber mehr als das sprichwörtliche Schneckentempo ist nicht drin.
Bei
unserem Rundgang durch Sirmione kommen wir wieder in Versuchung, unsere
Sammlung an roten Vespa-Modellen weiter auszubauen und natürlich erliegen wir
wieder. Wie sagte Oscar Wilde einst so treffend: „Einer Versuchung kann man nur
widerstehen, indem man ihr nachgibt!“ Und so kommt es, dass wir weitere drei
Exemplare erwerben, jetzt ist aber endgültig Schluss, wir haben ja im WoMo
keinen Platz mehr dafür…
Wir
halten uns nicht allzu lange in Sirmione auf und schon eineinhalb Stunden
später fetzen wir zum Campingplatz zurück. Die Straße ist wenig befahren und
wir können unser Moped auf bis zu 90 km/h beschleunigen, so sind die knapp 20
Kilometer natürlich sehr schnell abgespult.
Der
erste Weg beim „La Ca“ führt uns wenig verwunderlich sofort in den
Swimming-Pool, die Hitze ist heute enorm und wir messen an die 38 Grad. Nach
einer kleinen Nachmittags-Siesta paschen wir wieder und Ilse fügt Gernot einer
der schlimmsten Niederlagen aller Zeiten zu, das aber nur nebenbei.
Später
am Abend gehen wir dann wieder ins Campingplatz-Restaurant und Ilse bestellt
erneut ihre „Scalopina“, Gernot isst eine Pizza. Beides wieder phantastisch und
heute gönnen wir uns noch eine Nachspeise, die wir aber zu unserer Schande nur
zur Hälfte aufessen können. Danach rollen wir mehr zum WoMo zurück, als dass
wir gehen und verbringen noch einen feinen Spätabend. Dann legt sich Gernot
erneut auf die Sonnenliege und schläft wieder im Freien. Ilse hat auf ihrem
Schlafplatz im WoMo ein wenig Luftzug, kann also im Häuschen übernachten.
Geschlafen haben wir aber beide gut.
Tag
31
Samstag,
8. August 2015
„Camping La Ca“
Heute
ist unser letzter voller Urlaubstag, wir sind jetzt einen Monat unterwegs und
freuen uns richtig aufs nach Hause kommen. Das ist ja das Schöne für uns – dass
wir erstens wahnsinnig gerne wegfahren, zweitens wahnsinnig gerne weg sind und
drittens wahnsinnig gerne wieder nach Hause fahren. Besser geht’s nicht…
Heute
ist Markttag in Salo, da müssen wir natürlich hin. Zuerst wird aber gemütlich
frühgestückt und eine Runde im Pool kühlt uns fein ab, denn schon knapp nach 9
Uhr früh knacken wir die 30-Grad-Marke.
Die
Fahrt nach Salo ist an die 12 Kilometer lang und wieder überholen wir nahezu
ununterbrochen. Immer wieder erstaunlich – viele Fahrzeuge fahren sofort an den
rechten Straßenrand, wenn sie unsere Vespa wahrnehmen und machen uns so bequem
Platz zum gefahrlosen Überholen. Das ist sehr typisch italienisch, in
Österreich würden die meisten Autofahrer wohl aus blankem Neid eher nach links
ziehen, damit wir möglichst nicht an ihnen vorbeikommen. Haben wir alles schon
erlebt.
In
Salo ist dann kurz vor dem Markt der totale Verkehrsstau, wir hängen uns an
einen Rollerfahrer an und der zeigt uns, wie man in verstopften Straßen gut
weiterkommt, Er nimmt einfach die Gegenfahrbahn, fährt auch mal einen
Kreisverkehr in der Gegenrichtung durch, immer mit uns im Schlepptau. So kommen
wir natürlich blitzartig in Salo an, parken unmittelbar bei den ersten
Marktständen und werfen uns ins Gewühl.
Eine
gute Stunde lang streifen wir über den Markt und kaufen – gar nichts. Zum einen
ist das Angebot langweilig und überschaubar, zum anderen sind die Preise für
einen Markt einfach ein Witz. Kaum ein Hemd unter 30 Euro, das Paar Socken für
5 Euro und jedes T-Shirt mindestens 15 Euro. Wir sehen normale Straßenschuhe um
110 Euro und Ilse hätte sich ein luftiges Fetzenkleidchen für 60 Euro zulegen
können. Nein Danke.
Nach
dem Besuch des Marktes sind wir dann ins Zentrum von Salo gefahren, unnötig zu
sagen, dass wir unser Moped unmittelbar am Zugang zur Fußgängerzone abgestellt
haben. Schon nach ein paar Metern kommen wir bei einem Maler vorbei, der
entzückende Bildchen von Salo anfertigt und die kleinen Kunstwerke für
unfassbare 5 Euro verkauft. Natürlich schlagen wir zu, erwerben eine schöne
Ansicht von Salo samt Glas-Bilderrahmen für 10 Euro – Ilse hat den Künstler
dann noch gebeten, auf der Rückseite des Bildes seine Signatur zu hinterlassen,
was er gerne getan hat.
Wir
schlendern danach ein wenig durch die Gassen von Salo, für einen ausgedehnten
Stadtbummel ist es aber viel zu heiß, es wird wieder an die 37/38 Grad haben
heute.
Am
Retourweg zur Vespa lockt uns dann ein Cafe mit einem „Toasts“ Schild und wir
gönnen uns einen kleinen Snack. Der Schinken-Käse-Toast schmeckt ausgesprochen
gut und die eisgekühlten Getränke chillen fantastisch.
Dann
aber zurück zum Moped und los geht die wilde Fahrt. Allerdings kommen wir
vorerst nicht sehr weit, denn noch im Ortsgebiet von Salo wird Gernot in voller
Fahrt von einer Biene gestochen. Die fleißige Imme hat sich zwischen
Sonnenbrillenbügel und Sturzhelm verflogen und sofort ihre einzige Waffe zum
Einsatz gebracht. Autsch – der Stachel der Biene steckt noch in Gernots Schläfe
und nachdem Ilse diesen entfernt hat, kann die Fahrt weitergehen – jetzt aber
nur mehr mit geschlossenem Helmvisier, es soll niemand sagen, dass Gernot nicht
lernfähig sei.
Zurück
im „La Ca“ führt der erste Weg wieder unter die Kaltwasser-Dusche und
anschließend in den Pool. Herrlich – so lassen sich die Temperaturen leicht
aushalten. Wir machen einen feschen Pasch und bemerken dann plötzlich, dass
dunkle Wolken aufziehen. Es wird doch nicht zu regnen beginnen?
Das
nicht, aber die Wolken haben unseren besten Freund mitgebracht – den Wind. Und
zwar heftigen Wind. Ein Traum! Wir sitzen vor dem WoMo, ein kaltes Getränk in
Händen und lassen uns vom Sturm die Haare zersausen.
Später
– es wird so gegen 19 Uhr gewesen sein – sind wir dann wieder ins Restaurant
gegangen und Ilse hat sich tatsächlich ein drittes Mal hintereinander ihr
Kalbsschnitzel in Zitronensauce bestellt – warum auch nicht? Gernot ist mit
seinen „Spaghetti al Ragu“ auch sehr zufrieden, das allerbeste am Abendessen
war aber der kräftige Wind. Der hat sich dann zu einem derartigen Sturm
entwickelt, dass die Terrasse geschlossen werden musste, denn den Leuten hat’s
buchstäblich die Pommes von den Tellern gefegt. Da waren wir aber eh schon am
Zahlen und wunderbar gesättigt gingen wir die paar Meter zu unserem Häuschen
zurück.
Wir
haben dann noch unser Sonnensegel abgenommen, in der Nacht brauchen wir es
nicht und morgen reisen wir ab. Der Sturm hat dann die Temperatur auf knapp
unter 30 Grad gedrückt und heute konnten wir beide im WoMo schlafen. Morgen
geht’s nach Hause – wir freuen uns…
Tag
32
Sonntag.
9. August 2015
Heimfahrt
nach Innsbruck
Eigentlich
wären wir lieber am Montag abgefahren, wir fürchten ein wenig den starken
Urlauber-Rückreiseverkehr und sind keine übergroßen Freunde ausgedehnter Staus.
Aber wir müssen ja heute unseren Platz räumen und für nur einen Tag wechseln
wir nicht auf einen anderen. Wir wollen so früh als möglich wegkommen und so
stehen wir bereits kurz nach 7 Uhr früh auf.
Nach
dem Frühstücks-Kaffee ist das WoMo schnell und routiniert reisefertig gemacht
und um 8 Uhr holen wir uns den Schlüssel für den Stromkasten. Die Vespa wird
diesmal ausnahmsweise noch nicht hinten drauf gepackt, wir wollen unser WoMo
nicht zusätzlich belasten, denn die Ausfahrt vom „La Ca“ ist wirklich extrem
steil. Also fahren wir zuerst ohne Vespa ab und erst etwas außerhalb des
Campingplatzes kriegt unser Moped seinen Platz am Heck unseres Häuschens.
Dann
fahren wir los, wir haben uns entschieden nicht den Umweg über Desenzano und
Verona zu nehmen, sondern beinhart die „Gardisana“ zu fahren. Diese Route führt
über eine Unzahl von unfassbar engen Tunnels und Gernot ist doch einigermaßen
nervös deswegen. Denn für zwei LKW bzw. ein WoMo und einen LKW ist in den
Tunnels kein Platz, man muss also jedes Mal kräftig vorhupen und noch dazu
hoffen, dass einem kein Fahranfänger entgegenkommt. Und wenn man weiß, dass es
sich bei den allermeisten Wohnmobilen um Leihfahrzeuge handelt, stehen die
Chancen leider sehr gut, dass man genau so einen Anfänger „erwischen“ könnte…
Es
kommt dann aber ganz anders, denn wir kommen gar nicht erst auf die
„Gardisana“, sondern nehmen den Weg in Richtung Madonna di Campiglio. Die Straße
gleicht vorerst einer Autobahn, die vielen Tunnels sind mehr als ausreichend
breit, hier könnten sogar drei LKW nebeneinander fahren, wenn es denn sein
müsste.
Später
wird die Straße dann schmäler und enger und wir biegen schließlich Richtung Ledrosee
ab. Den kennen wir, da waren wir auch schon einmal, diesmal kommen wir halt
nicht von Riva, sondern von der anderen Seite.
Was
wir bei dieser Fahrt gelernt haben – wenn dort ein Verkehrsschild vor „ 3
Tornanti“, also vor drei Kurven/Kehren, warnt, dann kommen auch drei
Kurven/Kehren. Und was für welche! Immer wieder müssen wir in den ersten Gang
zurückschalten und an manchen Straßenabschnitten tun wir uns sogar schwer, die
zahlreichen Rennradfahrer hinter uns zu lassen. Aber die Fahrt ist ein Traum,
kein Vergleich zum eher langweiligen „Kilometerfressen“ auf der Autobahn.
|
Riva und Torbole |
Am
Ledrosee besuchen wir den uns bereits bekannten Supermarkt und kaufen noch
Salami und Parmesan als Mitbringsel. Dann weiter nach Riva – jetzt wird der
Verkehr deutlich stärker und immer wieder stockt es ein wenig. Aber es staut
sich nicht.
Endlich
auf der Autobahn angekommen, warnt sofort ein Schild vor Staus und tatsächlich
müssen wir uns gleich in eine langsam dahin kriechende Kolonne einreihen. Der
Stau dauert aber nicht wirklich lang und bald kommen wir wieder gut voran.
Die
ganze Fahrt über gibt es immer wieder kleinere Verkehrsstockungen wegen
Überlastung, unser WoMo kommt aber kein einziges Mal zum völligen Stillstand –
zähflüssig nennt man so etwas in den Verkehrsnachrichten. Oder „ein kleines
Knäutschchen“, wie wir das einst in Norddeutschland gelernt haben…
Zwischendurch
kriegt unser Schneckchen eine neue Tankfüllung verpasst und tatsächlich haben
wir wieder unter zehn Liter auf hundert Kilometer verbraucht. Wenn auch denkbar
knapp, aber 43,1 Liter für 432 Kilometer sind nun mal unter zehn Liter…
Bei
der Mautstelle Sterzing dann freudige Überraschung – es gibt kaum einen Stau,
alle Mautkassen sind geöffnet und wir reihen uns als sechstes oder siebtes
Fahrzeug in die Warteschlange ein. So geht’s natürlich…
Die
letzen Kilometer den Brenner hinauf muss unser WoMo dann noch einmal alle seine
Kräfte aufbieten, dafür darf es sich nach dem Grenzübertritt bis Innsbruck
wieder ausrasten. Kurz nach 15 Uhr rollen wir dann in die Tiroler Landeshauptstadt
ein und finden gleich darauf einen Parkplatz direkt vor der Haustür.
Damit
geht ein Urlaub zu Ende, der all unsere Erwartungen erfüllt und sehr oft sogar
übertroffen hat. Wir werden ganz sicher noch einmal nach Sizilien fahren und
uns auch für die Reise durch Süditalien mehr Zeit nehmen, als dieses Jahr.
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