Wie
wir damals Wohnmobilisten geworden sind, haben wir den Abstellplatz der
Vorbesitzer übernommen, einen nebbichen Schotter-Parkplatz unter freiem Himmel,
um 38 Euro Miete im Monat. Zwar in unmittelbarer Nähe zu unserer Wohnung
gelegen (keine 1.000 Meter), aber für unser betagtes Häuschen natürlich
suboptimal. In Tirol ist im Winter mit zum Teil heftigen Schneefällen zu
rechnen, die Temperaturen fallen immer wieder mal unter 15 Grad minus, ein
Alptraum für ein WoMo Baujahr 1990.
Durch
einen glücklichen Zufall haben wir dann noch vor dem ersten Winter einen
Stellplatz in einer großen Scheune gefunden, in Vill, ca. sechs Kilometer von
zu Hause entfernt. Die riesige Garage hat mehreren Wohnwägen, zwei große
Mähdreschern, einem zum WoMo umgebauten Reisebus und unserem Schneckchen Platz
geboten. Der Mietpreis von 40 Euro im Monat war für Tiroler Verhältnisse
geradezu sensationell günstig, in derartiger Nähe zu Innsbruck muss man mit
mindestens 100 Euro/Monat rechnen – wenn es überhaupt mal ein Angebot gibt. Der
einzige, wenn auch sehr kleine, Nachteil in Vill war, dass wir meistens über
den Winter von den anderen Benützern „eingesperrt“ wurden, das heißt, vor der
ersten Ausfahrt war jedes Mal ein kleines Bangen dabei, ob wir denn überhaupt
aus der Garage rauskommen. Aber es hat eigentlich immer ganz gut geklappt, wir
mussten uns halt schon ein paar Tage vorher um „freie Fahrt“ kümmern, damit
eventuelle Blockierer zeitgerecht umgeparkt werden konnten.
Wie
es so ist im Leben – nichts ist für immer und ewig, dementsprechend mussten wir
uns ab Herbst 2016 um einen neuen Stellplatz für unser WoMo umsehen. Der
Besitzer der Scheune hat an seinen Sohn übergeben und der hat für das Gebäude
eine andere Verwendung. Vielleicht hätten wir sogar bleiben können, denn
eventuell dürfen zwei, drei Mieter weiterhin ihre Fahrzeuge einstellen, aber
das war uns denn doch zu unsicher.
Beim
Sondieren der sehr dürftigen Angebote mussten wir sehr bald feststellen, dass
man um 40 Euro je Monat in Tirol nicht mal ein Fahrrad wo unterstellen kann,
geschweige denn ein WoMo mit den Maßen unseres geliebten Nasenbären. Beinahe
schon entsetzt lasen wir von einem Carport im Tiroler Unterland, zu
unfassbaren 125 Euro im Monat, mehr als 40 Kilometer von Innsbruck entfernt.
Oder wir hätten um 95 Euro einen Platz unter freiem Himmel in Innsbruck mieten
können.
Aber
schließlich hat die beste Ilse von allen dann ein vielversprechendes
Zeitungsinserat ausgemacht, in welchem eine Garage in Innsbruck angeboten
wurde. Wir haben die Vermieterin augenblicklich angerufen, uns sofort mit ihr
getroffen, den Abstellplatz in Augenschein genommen und dann vor Ort den
Mietvertrag sofort mit Handschlag besiegelt. Die Monatsmiete ist mit 70 Euro
sehr fair bemessen, wir haben gleich für sechs Monate im Voraus bezahlt.
Vorerst
war der Platz noch von einem WoMo besetzt, dessen Besitzer sich seit Monaten
nicht mehr blicken hat lassen und auch schon lange keine Miete mehr bezahlt
hat. Es werde wohl auf einen Einsatz der Behörden hinauslaufen, warnte uns die
Vermieterin, und so etwas könne sich bekanntlich auch einige Zeit hinziehen.
Dieses Risiko sind wir eingegangen, denn in Vill hätten wir noch bis Ostern
stehen bleiben können, ein Tiroler Winter im Freien drohte unserem Schneckchen
also ohnehin nicht. Und wie es manchmal so ist – es geschah das Unerwartete und
auf die Sekunde pünktlich räumte der säumige Mieter seinen Platz in der Garage
und hinterließ ihn nahezu besenrein.
Das
war für uns der Startschuss zur Übersiedlung und unser geliebtes WoMo wurde
erstmals im Dezember gefahren, wenn auch nur für ein paar wenige Kilometer.
Starten hat es sich übrigens gar nicht gern lassen, ganz so, als wäre es tief
und fest in den Winterschlaf gefallen. Im Frühjahr hatten wir hingegen niemals
Start-Probleme, auch nach sechs Monaten Pause ist unser Nasenbär immer in der
allerersten Sekunde angesprungen. Aber zur Ehrenrettung unseres WoMo sei
angefügt, dass die Temperatur bei der Übersiedlungsfahrt weit unter null Grad
gelegen hat, während es im Frühjahr immer wärmer als 15 Grad plus hat, wenn wir
zum so genannten Ancampen ausrücken.
Jetzt
steht unser liebes Schneckchen jedenfalls in einer sehr schönen Garage, keine
zwei Kilometer von daheim entfernt. Unser Platz ist sehr großzügig bemessen,
wir könnten locker noch unsere Vespa dort abstellen (die hat aber eh einen
Garagenplatz) und da wir neben einer der Seitenwände stehen, könnten wir dort
sogar Regale für Camping-Zubehör anbringen. Einparken kann uns auch niemand
mehr, da alle Stellplätze nebeneinander liegen. Mit unserem WoMo stehen noch drei
andere Gefährte unter dem gleichen Dach, einen der Mieter haben wir schon
kennengelernt, als leidenschaftlicher Camper ist er uns artverwandt und
dementsprechend sofort sympathisch.
Mittlerweile
steht unser WoMo bereits seit einigen Wochen an seinem neuen Platz und wir
haben es schon „besucht“, auch um Fotos zu machen. Aber es ist uns tatsächlich
auch nicht zu blöd, einfach mal so bei unserem Schneckchen vorbeizuschauen, ob
ja alles passt…
mein neuer Blick Richtung Bettelwurf |
Und wenn wir dann wieder die schwere, hölzerne Schiebetür der Garage schließen, hinter der sich unser WoMo für die kommenden Abenteuer auf Europas Straßen erholt, sind wir jedes Mal verdammt froh, dass wir diesen geilen Platz gefunden haben. Das hätte auch ganz anders kommen können, aber das wollen wir uns gar nicht erst ausmalen…