vom 07. April bis 14. April 2017
von Innsbruck über St.Moritz in der Schweiz an den Comer See und weiter durchs Sondrio an den Gardasee - 874km
Freitag,
7. April 2017
Es
ist soweit, die WoMo-Saison 2017 ist eröffnet – Zimmermanns rücken zum 63. Mal
mit ihrem heißgeliebten Nasenbären aus! Obwohl wir mittlerweile schon jahrelang
Camper sind, war die Vorfreude dieses Jahr besonders groß, wir konnten es
wirklich fast nicht mehr ertragen. Wie bei den Zugvögeln – wenn die Natur ruft,
dann heißt es losstarten.
Gernot
hatte am Freitag noch einen Termin zu erledigen, also konnten wir erst kurz
nach Mittag abfahren. Die letzten Utensilien (hauptsächlich Kleidung) waren
schnell im Häuschen eingeräumt und dann wurde noch die Vespa auf den
Motorradträger gehievt – sie ist fast wie von selbst hinauf geglitten, das ist
immer ein guter Start.
Unser
Ziel ist der Comer-See. Weil wir uns auch heuer die teure Jahresvignette für
die österreichischen Autobahnen sparen (kommendes Jahr wird zum Glück die elektronische Vignette eingeführt, da
sind dann wir als Wechselkennzeichen-Besitzer natürlich privilegiert), gondeln
wir gemütlich über die Bundesstraße in Richtung Tiroler Oberland. Der Verkehr
ist nur rund um Innsbruck stark, dann sind wir fast alleine unterwegs. In
Prutz machen wir Halt bei einem Supermarkt, essen eine Kleinigkeit im Bistro
und kaufen uns dann noch Milch und Brot.
Dann
geht’s direkt in die Schweiz – vorher tanken wir noch schnell voll, denn der
Diesel ist bei den Eidgenossen empfindlich teurer, als in Österreich. (ca. 1,10
zu 1,50 Euro je Liter). Interessanterweise passen gerade einmal 15 Liter in den
Tank und das bei 176 Kilometern auf dem Tageskilometerzähler. Wäre ein
super-niedriger Verbrauch, soll uns also Recht sein.
An
der Grenze ist kein Zöllner zu sehen, wir winken der Form halber höflich ins
Nichts einer dunklen Amtsstube und haben somit problemlos den ersten
Grenzübertritt des Jahres erledigt. Und das bitteschön mit Schmuggelware – denn
schon wieder haben wir eine ganze Lage Bier eingepackt und 24 Dosen je 0,5
Liter sind nun mal mehr als die in der Schweiz erlaubten 5 Liter Bier je
erwachsener Person. Aber man hätte uns wahrscheinlich eh nicht gleich an die
nächstbeste Wand gestellt deswegen…
War
das Wetter in Innsbruck noch einigermaßen durchwachsen, so wird es immer
schöner und strahlender, je weiter wir Richtung Westen fahren. Im Engadin
herrscht nahezu überhaupt kein Verkehr, es ist herrlich, mit dem WoMo über die
kurvenreichen Straßen zu cruisen.
So
kommen wir gemütlich über Scoul und Zernez nach St. Moritz. Um ja noch schnell
ein Klischee zu erfüllen, begegnet uns ein paar hundert Meter vor dem
Ortsschild ein fetter Rolls Royce, die sonst hier üblicherweise zu sehenden
Supersportwägen sind wohl noch garagiert, schließlich ist noch hie und da
Schnee zu sehen und der See ist noch zu drei Viertel von Eis bedeckt.
Von
St. Moritz sind es nur ein paar Kilometer zum wirklich spektakulären
Maloja-Pass – also den muss man wirklich mal gefahren sein. Hinunter, wie in
unserem Fall, ist er natürlich für das WoMo keine richtige Herausforderung,
nicht einmal die Bremsen werden richtig warm. Die Kurven müssen zwar nach
Möglichkeit brutal geschnitten werden (um nicht aufzusitzen), aber es herrscht
praktisch null Verkehr, also kein Problem. Wie man auf die Idee kommen kann, in
eine praktisch senkrechte Wand eine Straße hineinzuschneiden – keine Ahnung –
wir sind aber natürlich froh über diesen architektonischen Wahnwitz, bringt er
uns doch bequem in Richtung Comer-See.
Eigentlich
wäre geplant gewesen, ein paar Kilometer nach dem Maloja-Pass und noch vor
Viscosoprano zu nächtigen, denn da kennen wir noch aus dem Vorjahr einen
idealen Parkplatz. Wir fahren ihn auch
an, aber dann verunsichern uns die vielen „NO CAMPING“ Schilder doch ziemlich
und wir wollen keinen der üblicherweise vollkommen humorbefreiten Schweizer
Polizisten im WoMo haben – echt nicht. Vielleicht fahren wir doch besser weiter
nach Italien, es sind ja nur etwas mehr als 50 Kilometer dort hin.
Keine
15 Minuten später passieren wir dann im Örtchen Stampa eine Tankstelle und aus
den Augenwinkeln sehen wir daneben ein WoMo stehen. Ein Stellplatz? Wir drehen
um – tatsächlich ein Stellplatz mit Stromanschluss – ja das ist ja eh super. Wir buchen uns für
9 Euro ein, wobei der Platz nur 5 Euro kostete, die Kurtaxe je Person aber 2
Euro. Tourismusabgabe in einem Dorf mit vielleicht zehn Steinhäusern, einer
Bushaltestelle und einer Tankstelle – strange, aber auch wurscht. Wir haben
übrigens nicht in Euro sondern in Franken bezahlt, seit einem Jahr führen wir
eine ganzen Haufen Schweizer Münzgeld im WoMo mit, heute haben sie uns endlich
gute Dienste geleistet. Selbstverständlich wird auch in diesem Jahr in der
Schweiz der Franken mit dem Euro im Verhältnis 1:1 umgerechnet, auch wenn der
Euro um über 10 Prozent mehr wert ist…
Jedenfalls
ist der Platz perfekt, die Abendsonne scheint uns in Häuschen, alles wunderbar.
Wir machen einen Pasch und später jausnen wir noch eine Kleinigkeit. Eigentlich
wären für das Abendessen Fleischlaibchen vorgesehen gewesen, Gernot hat extra
vor der Reise noch einen ganzen Haufen davon zubereitet. Aber leider haben wir
sie in Innsbruck vergessen (zum Glück in der Tiefkühltruhe und nicht im
Eisschrank), also isst Ilse ein Käsebrot, Gernot ist überhaupt mit zwei
Schoko-Riegeln zufrieden.
Später
richten wir uns dann unsere Betten her und kriechen gegen 22 Uhr bei knapp 12
Grad Außentemperatur in unsere Decken. Ein heftiger Wind schaukelt uns in einen
schönen Schlaf und wir verbringen eine gute erste Nacht in unserem geliebten
Schneckenhäuschen.
Samstag, 8. April 2017
Nach
einer wunderbaren Nacht in herrlich kühler Schweizer Bergluft sind wir gegen 8
Uhr aufgestanden und haben uns gleich einmal mit einem guten Kaffee erfolgreich
in den Tag geholfen. Der Aufbruch ist dann sehr schnell gegangen, wir mussten
ja nicht mal den Strom abstöpseln, weil wir darauf verzichtet haben.
Unser
Tagesziel ist der Ort Domaso am Comer-See, Ilse hat bereits einen Campingplatz
ins Auge gefasst, der für uns in Frage kommen könnte. Wir haben heute gerade
mal 50 Kilometer zu fahren und gegen 10 Uhr 30 treffen am Campingplatz
„Piccolo“ in Domaso ein. Der Platz ist uns sofort sehr sympathisch, die Chefin
des Hauses empfängt uns freundlich, spricht gutes Deutsch und bietet uns einen Platz
direkt am See an. „Ist gerade erst freigeworden“, freut sie sich mit uns und
wir stellen uns auf den Platz Nummer 1, der seine Nummer zu Recht trägt, denn
besser kann man hier nicht mehr stehen. Super! Wir buchen uns gleich für drei
Tage ein und holen unseren Roller vom Träger. Der ziert sich vorerst ein klein
wenig, aber schließlich bequemt er sich doch und damit ist die Hauptarbeit für
uns schon erledigt. Schnell noch Stühle und Tisch vors WoMo gestellt – fertig.
Ein paar Minuten später müssen wir über uns selber lachen, weil wir –
wahrscheinlich zum allerersten Mal überhaupt – vergessen haben, den Strom
anzustecken. Das fällt Ilse erst auf, als sie ihr Handy laden möchte und der
damit verbundene Pieps-Ton ausbleibt.
Dann
satteln wir bereits unsere Vespa und knattern los. Wir wollen uns ein paar
landestypische Spezialitäten wie Parmesan und Salami kaufen, Ilse hat bereits
beim Herfahren in einer Nachbarortschaft einen vielversprechenden „Formaggi“
Verkaufswagen entdeckt.
Der
Ort ist vielleicht 5 Kilometer entfernt und schon nach wenigen Minuten sind wir
dort. Sorico heißt das kleine Örtchen, das aus ein paar wenigen Häusern
besteht, die allesamt aus Steinen gebaut sind.
Der
Verkaufsstand übertrifft unsere Erwartungen – wir können unter mindestens 20 verschiedenen
Käsesorten und noch mehr verschiedenen Salamis aussuchen und treffen mit einem
Riesenstück Parmesan (mind. 600 Gramm)
und drei Rindfleisch-Salamis eine perfekte Wahl. Der Preis für die
Spezialitäten ist sehr günstig, wir bezahlen gerade mal 11 Euro.
Die
gute Ware verstauen wir gleich im Köfferchen unserer Vespa und dann lockt uns –
genau gegenüber unseres Parkplatzes – eine grotesk schmale Gasse. Da müssen wir
natürlich rein – es ist so eng, dass man nicht einmal beide Arme seitlich
ausstrecken könnte. Wie zu erwarten war, endet das Mini-Gässchen nach ein paar
Windungen und Treppen bald einmal in reiner Privatheit und wir kehren um.
Interessant war‘s aber allemal.
Wir
glühen nach Domaso zurück und steuern den „Super Mercato“ an, der direkt neben
unserem Campingplatz liegt. Sofort nach Betreten des kleinen Geschäftes steigt
uns der herrliche Duft gebratener Hühnchen in die Nasen und wir sehen uns schon
am Abend ein leckeres, knuspriges Grillhuhn für wohlfeile 5,80 Euro verzehren.
Die Vögelchen sind aber noch viel zu blass, da müssen wir dann später noch
einmal vorbeischauen. Vorerst kaufen wir uns Wein, Balsamico-Crema und ein paar
Brötchen. Dann nehmen wir uns noch eine Packung gefüllte Ravioli mit, die
nennen sich „Quadrati al Carne“. Dazu kaufen wir uns noch ein Stück Butter –
gemeinsam mit dem Parmesan wird das ein schmackhaftes Essen geben.
Danach
haben wir unsere Beute im Wohnmobil verstaut und erst mal ordentlich gejausnet,
mit sagenhaft gutem Parmesan und phantastischer Salami. Dann haben wir einen
gemütlichen Pasch geklopft, Urlaub, wie wir ihn mögen.
Später
haben wir uns dann ein wenig niedergelegt und gegen 17 Uhr sind wir dann noch
einmal zum Supermarkt hinauf, wegen der Grillhühner. Da hätten wir aber früher
dran sein müssen – denn im Griller waren die Spieße schon wieder blank poliert,
von knusprigen Hühnern keine Spur mehr. Tja – wer zu spät kommt… Aber wurscht,
wir haben das Abendessen ganz einfach ausfallen lassen – und später dann noch
ein paar Süßigkeiten gegessen, die uns Sigrid als Ostergeschenk mit auf die
Reise gegeben hat.
So
gegen 23 Uhr werden wir dann wohl in unsere Betten gekrochen sein, eine steife Brise
vom See her schaukelte uns in einen feinen Schlaf.
Sonntag,
9. April 2017
Nach
einer wirklich feinen Nacht stehen wir gegen 8 Uhr auf, die Heizung im WoMo
darf eine kleine Sonderschicht einlegen, denn bei 16 Grad muss man nicht
zwangsweise frühstücken. Das Wetter ist wieder wunderbar, bis jetzt haben wir
am Comer-See noch nicht eine Wolke am Himmel gesehen.
Wir
trinken gemütlich Kaffee und füttern wie immer bereitwillig die zahlreichen
Vögel am Platz. Wir werden von Spatzen, Amseln und einem Rotkehlchen besucht,
die paar Enten am Platz brauchen unsere Fürsorge nicht, sie werden von den
Platzbetreibern an einer eigenen Futterstelle versorgt.
Zum
Ausrücken mit der Vespa ist es uns vormittags noch etwas zu frisch, also machen
wir einen Pasch.
Gegen
Mittag starten wir dann los, erst mal einfach an der Hauptstraße nach links
abgebogen. Etwas außerhalb von Domaso begegnen wir einer ganzen Horde von
Vespas, die sich zu einer Gemeinschaftsfahrt zusammengetan haben. Wir werden
standesgemäß gegrüßt, dann kommen uns gleich noch an die 15 Cabrios
hintereinander entgegen, die ebenfalls gemeinsam unterwegs sind. Coole Sache,
solche Ausfahrten sehen wir öfters und freuen uns jedes Mal darüber. Im
holländischen Harlingen haben wir mal unglaublich viele Jaguars auf einen
Haufen gesehen, bei der Nummer 40 haben wir damals aufgehört zu zählen…
Wir
cruisen am Seeufer in Richtung Süden dahin, einfach traumhaft. Zwischendurch
biegen wir in einem der Örtchen irgendwo ab, gehen herrlich verloren, finden
aber, wenn wir wollen, sofort wieder auf die Hauptstraße zurück.
Nach
vielleicht 30 Kilometern geiler Fahrt haben wir vorerst genug und knattern zum
Campingplatz zurück. Wir setzen uns auf die Terrasse des kleinen
Platz-Restaurants und lassen uns Kaffee und Schinken-Käse Toasts bringen. Der
Kaffee ist sehr köstlich, erstaunlicherweise kostet er gerade mal 1,20 Euro, in
Österreich zahlt man dafür das zweieinhalbfache und er ist nicht mal halb so
gut.
Nach
kurzer Rast im WoMo spüren wir schon wieder die Hummeln im Hintern, ziehen uns
erneut unsere Lederjacken an und gasen mit der Vespa los. Diesmal biegen wir an
der Hauptstraße nach rechts ab und lassen uns durch die Gegend treiben. Wir
passieren unterwegs eine Polizeikontrolle mit sehr ernsthaft wirkenden Beamten,
sie machen aber keine Anstalten uns aufzuhalten. Paaaasst.
Wir
kommen in den Ort Colico, der sozusagen genau gegenüber von unserem
Campingplatz am anderen Seeufer liegt. Halt gut 20 Kilometer auf der Straße
entfernt, übers Wasser wären es vielleicht drei. Aber wer kann heutzutage noch
übers Wasser wandeln…
Colico
gibt – ehrlich gesagt – um die Zeit nicht besonders viel her, in der Hochsaison
wird das dann sicherlich anders sein. In Erinnerung geblieben sind uns immerhin
drei Reiter, die mit ihren Rössern unendlich cool auf ein Lido Restaurant
zugeritten kamen und ihre Hafer-Mopeds dann lässig am Zaun des Gastgartens
festgebunden haben, bevor sie sich an der Bar ein paar Drinks genehmigten.
Nach
ein paar weiteren Kilometern entlang des Seeufers haben wir dann irgendwann
irgendwo unser Vespachen gewendet und sind nach Domaso zurückgebrettert.
Daheim
im Häuschen haben wir uns kurz von der Ausfahrt erholt und am Abend hat uns
Ilse die „Quadrati al Carne“ zubereitet. Die Dinger müssen gut 7 Minuten im
Salzwasser kochen (das Stoppen der Zeit war übrigens Gernots ganzer Beitrag zum
Abendessen), dann haben wir sie mit der geschmolzenen, braunen Butter
übergossen und abschließend sehr großzügig mit geriebenem Parmesan bestreut.
Ein Traum von einer Mahlzeit, ein kulinarisches Feuerwerk, besser haben wir
Ravioli noch nie zuvor gegessen.
Satt
und zufrieden haben wir dann noch einen Verdauungsspaziergang gemacht und wie
wir dann zum Platz zurückgekommen sind, ist die Chefin mit einer ganz
besonderen Bitte an uns herangetreten: Wir möchten doch so nett sein und für
etwa eine Stunde auf den Platz aufpassen, denn sie würde gerne mit ihrem Mann
auswärts essen gehen. Außerdem könnte noch ein deutsches Paar mit zwei Hunden
auftauchen, denen sollen wir bitte den Platz gegenüber von unserem anweisen.
Natürlich haben wir das gerne getan – tatsächlich sind wir ja zurzeit die
einzigen Gäste am Campingplatz, seit heute zwei andere Camper abgefahren sind.
So
sind wir also gut eine Stunde lang am Kinderspielplatz gesessen – dort haben
wir den Eingangsbereich am besten im Blick. Da sich hier auch der WLAN-Hotspot
befindet, ist uns auch nicht langweilig geworden. Gernot hat zudem die
einmalige Chance genutzt und ist seit gut 45 Jahren endlich mal wieder auf
einem Kinderkarussell gefahren. Und auch die Schaukel hat er ausprobiert, auch
wenn die nicht unbedingt auf seine 1,86 Meter Körpergröße ausgelegt war…
Später
sind dann die Campingplatz-Betreiber wieder zurückgekehrt und Ilse hat sie
gleich gefragt, wo sie denn essen waren. Tipps von Einheimischen kann man
schließlich immer brauchen und so werden wir morgen ins „Garden Grill
Restaurant“ gehen. Da gibt es gute Pizze und viele Zutaten dafür kommen aus dem
eigenen Garten. Übrigens hat sich Ilse für ihren heutigen „Aufpasser-Dienst“
einen Gratis-Kaffee verdient, den wird sie dann morgen genießen.
Wir
sind ins WoMo zurück, haben noch einen lässigen Pasch gemacht und anschließend
– da wird schon nach 23 Uhr gewesen sein, unsere müden Häupter den weichen
Pölstern überantwortet. Herrlich ist es hier am Comer-See, hier waren wir sich
nicht das letzte Mal. Fein, dass diese lässige Gegend nicht allzu weit von uns
daheim entfernt liegt.
Montag,
10. April 2017
Wieder
haben wir ausgezeichnet geschlafen, ein Kaffee am Morgen und die allzeit
leistungsbereite WoMo-Heizung haben uns schnell auf die richtige
Betriebstemperatur gebracht.
Nach
dem gemütlichen Frühstück haben wir einen feinen Pasch gemacht, wir wollen mit
einer Ausfahrt noch auf etwas mehr Wärme warten. Jetzt sind wir übrigens nicht
mehr alleine am Platz, heute haben sich eine Familie aus Frankreich und Leute
aus Dachau zu uns gesellt, beide grüßen wir nur, kommen aber nicht weiter mir
ihnen ins Gespräch.
Gegen
11 Uhr ist es dann soweit, wir lassen den Motor unserer Vespa an und glühen
los. Unser Ziel ist Dosso di Liro, das liegt ziemlich weit hoch in den Bergen
und verspricht einen wunderbaren Ausblick auf die Gegend. Den Weg dorthin muss
sich unser braves Moped schwer erarbeiten, es geht pausenlos bergauf, zeitweise
in äußerst gewagten Serpentinen. Immer wieder mal bleiben wir kurz stehen und
genießen den sehr lässigen Ausblick auf den Comer-See. Besonders in Erinnerung
geblieben ist uns die Ortdurchfahrt von Dosso die Liro, denn auf wenigen Metern
reihen sich vier, fünf extrem enge Haarnadel-Kurven, es ist hier so steil, da
brauchen wohl sogar die Hühner Steigeisen und die Kartoffel muss man
anschrauben.
Irgendwann
wird dann der Weg so steil, dass wie unserer Vespa eine kleine Verschnaufpause
gönnen müssen und weil die weitere Strecke keine Höhepunkte mehr verspricht,
drehen wir nach kurzer Rast um.
Hinunter
muss sich unser Roller natürlich weit weniger plagen und bald schon sind wir
wieder an der Hauptstraße und damit wieder zurück in der Zivilisation.
Wir
fahren nach Domaso zurück und besuchen ein weiteres Mal den „Super Mercato“.
Brot könnten wir brauchen und vielleicht ein Fläschchen Wein. Schon eine knappe
halbe Minute nach unserem Eintritt ins Geschäft geht plötzlich das Licht aus
und der Rollbalken wird krachend heruntergelassen. Oh – Sperrstunde. Trotzdem dürfen
wir unsere Einkäufe – wenn auch im Halbdunkel – beenden und mit unserer Beute
kehren wir ins WoMo zurück.
Wir
schnappen uns unsere Stühle, gehen die paar Schritte ans Wasser runter und
haben eine feine Zeit. Später legt sich Gernot ein wenig nieder, Ilse bleibt
noch am Seeufer sitzen und badet sogar todesverachtend ihre Beine im eiskalten
Wasser.
Dann
sind wir in unser kleines Campingplatz-Restaurant gegangen, haben einen Kaffee
getrunken und einen Toast gegessen. Der italienische Kaffee ist auch endlich
einmal eine besondere Erwähnung wert – wahrscheinlich gibt es nirgendwo einen
besseren Kaffee als hier, wir kennen jedenfalls nichts Vergleichbares. Und das
bitteschön um meistens 1,20 bis 1,40 Euro je Tasse. Espresso gibt’s noch
billiger.
Nach
dem Break im Restaurant haben wir einen ausgedehnten See-Spaziergang gemacht
und dann sind wir beim „Garden Grill Restaurant“ gelandet, jenes Lokal, dass
uns unsere Campingplatz-Betreiber gestern empfohlen haben. Es war schon 18 Uhr
30, also rein mit uns. Das Essen – wir haben beide eine Pizza genossen – war
dann auch wirklich sehr gut und für Comer-See-Verhältnisse ziemlich preiswert.
Denn die vielen Schweizer Urlauber mit ihren oftmals dicken Brieftaschen haben
das Preisniveau dementsprechend ansteigen lassen – denn eine Pizza um 18,50
Euro (wie hier in einem anderen Restaurant angeboten) haben wir noch nie zuvor
in Italien gesehen.
Satt
und zufrieden sind wir dann ins WoMo zurück, schnell noch ein wenig den Blog
auf die Reihe gebracht und danach einen Gute-Nacht-Pasch geklopft.
Morgen
geht’s wieder weiter – wir fahren an den Gardasee und Schneckchen hat bis
dorthin gleich eine ganze Reihe von schweren Bergprüfungen zu bestehen. Sie
wird es aber schaffen, da sind wir ganz optimistisch…
Dienstag,
11. April 2017
Auch
in unserer letzten Nacht am Comer-See haben wir bestens geschlafen und nach
einem guten Kaffee räumen wir unser WoMo reisefertig zusammen. Zum Schluss
laden wir noch unsere Vespa auf den Träger, stecken den Strom ab und gehen uns
noch in Ruhe duschen.
Die
nächste Bergprüfung führt unser Häuschen den Tonale-Pass hinauf, auch weit über
1.884 Meter hoch gelegen. Hier ist schon Schluss mit Wintersport, sie könnten
ohne weiteres die Bürgersteige hochklappen, niemanden würde das stören…
Weiter
geht die lässige Fahrt und wir fahren viele, viele Kilometer abwärts, wieder
sind wir beinahe alleine unterwegs. Das Wetter ist perfekt, es ist nicht heiß
und es regnet nicht. Obwohl – als wir Madonna di Campiglio durchfahren, sehen
wir nasse Straßen, es muss also kurz vorher geregnet haben, ein paar Tröpfchen
kriegen wir dann auch noch mit. Auch den kilometerlangen Anstieg in den
populären Weltcup-Skiort hat unser betagtes WoMo übrigens bestens gemeistert,
heute hat es auch kein einziges Mal genässt. Sehr brav.
Wir
rollen dann wieder gemütlich abwärts, der Verkehr wird ein wenig stärker, aber
alles kein Problem. So kommen wir relaxed an den Idro-See und ab dem Örtchen
Anfo geht dann plötzlich nichts mehr. Und zwar gar nichts – absolut nichts –
assoluttomente niente! Wir stehen in einem Stau, mit uns alle anderen
Verkehrsteilnehmer und das in beide Richtungen. Wurscht – so was kann
passieren, passiert uns praktisch eh nie. Die Zeit vergeht, die Minuten
kriechen dahin und dann stehen wir irgendwann eine volle Stunde lang fast am
selben Fleck, Platz machen nur jene Autos, die aufgeben und umkehren.
Wir
sind gute Warter, also macht uns das nichts aus – wir haben zudem keinerlei
Termine und wenn es uns zu anstrengend werden sollte, fahren wir ganz an den
Straßenrand und campen dort über Nacht – No Problem.
Kurzfristig
nervt dann noch eine wirklich dämliche Autofahrerin, die mehr als eine halbe
Stunde lang ihren PKW im Stand laufen lässt. Wir glauben zuerst, das
Motorgeräusch kommt vom Klein-LKW hinter uns, weil der seine Ladung zu kühlen
hätte. Aber nein, es war der Mini vor uns. Gernot ist dann ausgestiegen und die
Frau hat sich damit gerechtfertigt, dass ihr Handy halt Strom brauchen würde
(während sie damit spielte!) und wir sollten uns nicht aufregen. Ein kurzes
Gernot’sches Knurren wirkte dann aber überzeugend genug, Madame
Smartphone-Opfer drehte den Schlüssel zwar widerwillig, aber denn doch nach
links und alle im Stau hörten wieder die Vöglein zwitschern.
Endlich
– nach gut eineinhalb Stunden setzte sich dann die Kolonne langsam wieder in
Bewegung und ein paar hundert Meter später sahen wir den Grund unseres Staus
zerstört am Straßenrand liegen. Ein Motorrad hatte sich seitlich in einen
Sattelschlepper gebohrt und dem Truck dabei den Tank aufgerissen. Die Straße
war auf über 100 Metern mit Bindemittel bestreut, die Feuerwehr und andere
Hilfskräfte standen immer noch im Einsatz.
Wenige
Kilometer später dann sogleich der nächste Stau – diesmal standen wir aber nur
gut eine halbe Stunde lang am selben Fleck. Wieder war der Auslöser des Staus
ein Unfall mit einem Motorrad, immerhin stand der Fahrer auf eigenen Beinen
neben dem Wrack seiner BMW, wenn auch mit notdürftig verbundenen, blutigen
Gesichtswunden. Na servas!
Durch
die Staus und dem darauf folgenden starken Verkehr haben wir einiges an Zeit
verloren, also sind wir erst um 18 Uhr am Gardasee eingetroffen. Der
Campingplatz „La Ca“ begrüßt seine Gäste jetzt mit einem eigenen Kreisverkehr
an der Hauptstraße, eine sehr hübsche Werbung.
Wir
kriegen gerade noch drei Plätze zur Auswahl und stellen uns auf genau jenen
Platz, auf dem wir schon vor zwei Jahren gestanden haben, übrigens die Nummer
78. Wir haben beiderseits deutsche Nachbarn, mit denen vor uns kommen wir
sofort ins Gespräch – sie haben auch eine Vespa mit, das verbindet. Wenn auch
keine rote, sondern eine schöne silbergraue (auch mit Heck-Köfferchen).
Wir
holen unser Mopedchen vom Träger, stöpseln den Strom an und sitzen schon drei
Minuten später in unseren Faltstühlen – angekommen!
Lange
bleiben wir aber nicht tatenlos sitzen, denn ein gewaltiger Hunger treibt uns
förmlich ins platzeigene Restaurant, welches wir in bester Erinnerung haben.
Ilse kriegt wieder ihre Kalbsschnitzel in Limonen-Sauce verpasst, Gernot lässt
sich die frittierten Meeresfrüchte schmecken. Dazu ein eiskaltes Bierchen –
eine wunderbare Mahlzeit.
Wir
gehen dann in unser Häuschen zurück, spielen uns noch einen ersten
Gardasee-Pasch aus und fallen dann gegen Mitternacht leidlich müde ins Bett.
Mittwoch,
12. April 2017
Wir
sehen sofort nach dem Aufstehen, dass das heute ein schöner Tag werden wird.
Vom Wetter her, denn für uns ist jeder Tag im WoMo ein schöner Tag, ganz
unabhängig davon, ob es regnet oder ob die Sonne scheint. Aber natürlich
begünstigt schönes Wetter eine Ausfahrt mit der Vespa und in San Felice ist
heute Markt angesagt.
Wir
warten auf ein klein wenig mehr Wärme und vertreiben uns die zwei Stunden bis
dahin mit einem Pasch, immer unser liebster Zeitvertreib.
Dann
aber rein in die schwarzen Lederjacken, Helme aufgesetzt und schon brettern wir
los in Richtung San Felice. Obwohl brettern – wir fahren für italienische
Verhältnisse eh sehr diszipliniert, halten uns weitestgehend an alle
Geschwindigkeitsbegrenzungen und wir überholen nie, wenn das verboten ist. Dass
wir dann trotzdem laufend überholt werden – auch mal von einem LKW – stört uns
nicht weiter, wir sind ja keine Verkehrspolizisten.
In
San Felice angekommen, machen wir zuerst unfreiwillig eine ausgedehnte
Besichtigung des kleinen Ortes und seines Umlandes, denn wir finden den Markt
nicht. Eigentlich peinlich, aber als wir den überall angekündigten Wochen-Markt
dann endlich finden, besteht dieser aus gezählten 6 (!) Ständen, darunter zwei
Fetzen-Tandler, einem Handy-Cover Verkäufer und zwei Obst- und Gemüsehändlern,
deren Angebot zwar völlig identisch ist, aber vom Preis her starke Unterschiede
aufweist. Wahrscheinlich als rechentechnische Herausforderung für den preisbewussten
Marktbesucher gedacht.
Jedenfalls
ist der Wochenmarkt von San Felice der ultimative Reinfall, aber wenigstens
sind wir mit unserer Enttäuschung nicht alleine, denn viele kaufwillige
Touristen drängen sich fassungslos um die paar kümmerlichen Stände.
Wir
ertränken unseren kleinen Frust in einem wunderbaren Käffchen, das wir direkt
am Markt genießen. So hat sich der Besuch von San Felice wenigstens in dieser
Hinsicht gelohnt und wir fahren in Richtung Campingplatz zurück.
Am
Weg dorthin machen wir bei einem Lidl-Markt halt, wir brauchen ein paar Sachen.
Gernot wird sich heute einen griechischen Salat zubereiten, dafür wandern
Salat, Schafskäse, Oliven und kleine Tomätchen in die Einkaufstasche. Ilse
kauft sich Erdbeeren, Bananen und Äpfel für einen Obstsalat, das Joghurt dafür
kommt aus Sterzing. Dann feiern wir das Ende unserer wochenlangen
Süßigkeiten-Fastenzeit mit dem totalen Schokoladen-Wahnsinn – wir holen uns
eine Packung „Profiteroles“ aus dem Kühlregal. Dabei handelt es sich um eine
Art Sahnebällchen mit Schoko-Überzug, das ganze schwimmt in einem Meer von
dunklem, cremigen Schokoladen-Pudding. Ein Totalangriff auf Geschmacksnerven
und Belohnungszentrum, mindestens so kalorienreich wie Astronauten-Nahrung. Wir
kennen diesen „Profiteroles“-Wahnsinn bereits aus dem Vorjahr und wissen, dass
wir uns nach dem Genuss dieser Schokoladen-Verführung kaum mehr bewegen werden
können, aber das ist es uns wert…
Mit
der heißen Ware fahren wir zu unserem WoMo zurück, erst mal ausrasten. Bei
unserem Nachbarn sehen wir dann eine raffiniert konstruierte Auffahrhilfe, die
uns bei der Verladung unserer Vespa gute Dienste leisten könnte. Unsere
metallene Auffahr-Rampe ist ja eigentlich zu steil angelegt und so bleiben wir
mit unserem Moped immer an der Stoßstangen-Kante hängen, was oft zu einem
wahren Kraftakt führt, weil wir die Vespa dann etwas anheben müssen. Wir
bräuchten einen ordentlichen Niveau-Unterschied am Anfang der Metallschiene und
genau für diesen Zweck hat eine italienische Firma eine geniale Lösung gefunden.
Soll nicht gerade billig sein, wir werden uns das mal im Internet genauer
anschauen.
Nach
einer kleinen Verschnaufpause sind wir dann mit der Vespa rüber nach Desenzano
gefahren, Ilse meint, vielleicht kriegen wir im Obi-Markt diese Auffahrtshilfen.
Wir fahren dann ziemlich im Kreis herum, weil wir tatsächlich den x-fach
ausgeschilderten Obi-Markt nicht finden. Was wir heute Märkte suchen! Muss man
auch erst zusammenbringen, aber als wir dann vor der Eingangstür des
Obi-Marktes stehen, wundert es uns nicht mehr, dass wir nicht gleich
hingefunden haben, denn das Ding liegt wirklich gut versteckt. Wurscht. Wir
latschen durch den ganzen Markt, finden aber nichts, was einer Auffahrtshilfe
gleicht, also dann doch später mal im Netz nachschauen.
Wir
cruisen ein wenig durch die Gegend und fahren dann ins Zentrum von Desenzano.
Wir spazieren durch die Innenstadt und flanieren an fast ausnahmslos
geschlossenen Geschäften vorbei – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die
Hochsaison am Gardasee noch nicht richtig begonnen hat. Zwar wird über das
Osterwochenende wahrscheinlich jede verfügbare Badewanne im Umkreis von 20
Kilometern mit einem Touristen belegt sein, aber noch spürt am hier nicht viel
davon. Eh fein.
Zurück
am Campingplatz – es ist mittlerweile früher Nachmittag geworden – machen wir
uns an die Essenszubereitung. Gernot ist mit seinem griechischen Salat sehr
zufrieden, Ilse schmeckt zwar das Obst ausgezeichnet, die Qualität des
Sterzinger Joghurts enttäuscht sie aber. Kann man nix machen, aufgegessen hat
sie aber immerhin. Und dazu noch Salami und Parmesan, fürs erste war unser
Hunger also gestillt.
Natürlich
haben wir uns dann wieder einen eleganten Pasch ausgespielt und dem Tag
genüsslich beim Zu-Ende-Gehen zugeschaut.
Dann
hat sich noch einmal überraschend ein dezentes Hüngerchen gemeldet und weil im
Urlaub keiner von uns unnotwendigerweise darben mag, hat sich Gernot
opferbereit ins Restaurant aufgemacht. Alle Speisen kann man von dort auch
mitnehmen und so hat sich Gernot frittierte Calamari und eine schöne Portion
Pommes einpacken lassen – eine feine Nachtjause.
Später
haben wir beide noch ein wenig an unseren Computern gearbeitet und gegen
Mitternacht war „Licht aus!“ angesagt.
Donnerstag,
13. April 2017
Wieder
haben wir eine ganz feine Nacht gehabt und mit einem kräftigen Kaffee starten
wir in den neuen Tag. Auch heute ist – wie jeden Tag irgendwo am Gardsee –
Markttag, diesmal in Lonato. Das nette Örtchen kennen wir auch schon, es liegt
erhöht in den Bergen über dem See und ist höchstens 10 Kilometer von unserem
Campingplatz entfernt.
Heute
ist es deutlich wärmer als in den Tagen zuvor, also fahren wir schon am
Vormittag los. Die Strecke ist ein Traum und die Vespa erweist sich wieder
einmal als das beste aller Verkehrsmittel. Selbstverständlich parken wir
unseren roten Roller unmittelbar neben dem ersten Marktstand, so mögen wir das.
Der
Markt in Locato entschädigt uns voll für den Reinfall gestern in San Felice,
denn heute ist das Angebot wirklich groß, ein echter Markt halt. Die Stände können
wir gar nicht zählen, aber es werden wohl über 50 gewesen sein. Darunter auch
zahlreiche Verkaufsstände mit Essen, der Duft von gebratenen Hühnern und
frittierten Garnelen waberte herrlich über den halben Markt.
Wir
hätten heute viel kaufen können, letztendlich haben wir aber lediglich bei
einem Käse-Stand zugeschlagen, wenn auch ordentlich. Wir haben uns ein
Riesenstück Parmesan gegönnt – 4 Jahre lang gereift und 1,2 Kilo schwer. Für
knapp 20 Euro, das passt gut und auch Nadja und Christian dürfen sich auf eine
Portion Edel-Parmesan freuen. Auf die verlockend aussehenden
Grill-Spezialitäten verzichten wir bewusst – der Grund dafür nennt sich
„Profiteroles“ und harrt in unserem Kühlschrank auf seinen Verzehr. Beinahe
hätten wir uns noch einen Korkenzieher gekauft, denn der von uns verwendete hat
sich gestern und vorgestern als nicht gut genug erwiesen, Gernot hätte sich
beim Öffnen einer Flasche „Soave“ beinahe die Schulter ausgekegelt… Aber der
von uns beim ersten Rundgang über den Markt ins Auge gefasste Korkenzieher war
später bereits verkauft, einen zweiten hatte der Marktstandler nicht im
Angebot. Wurscht – in jedem Supermarkt kriegen wir diese Dinger ja eh auch…
Wir
sind dann über einen anderen Weg zum „La Ca“ zurückgefahren, ein Traum bei
frühsommerlich warmen Temperaturen.
Im
WoMo haben wir uns dann wieder einen Pasch gegönnt und anschließend ein wenig
das Internet nach den beim Nachbarn gesehenen Auffahrtshilfen durchstöbert. Wir
haben uns den Namen der italienischen Firma nicht richtig gemerkt, unser
Nachbar ist ausgeflogen, also suchen wir auf gut Glück. Die genialen Dinger
finden wir zwar nicht – aber als wir am Notebook-Bildschirm plötzlich diese
ordinären, gelben Auffahrts-Böcke sehen, wie wir sie ja selber im WoMo
mitführen, durchzuckt uns beide gleichzeitig derselbe Gedanke: DAS ist die
Lösung unserer Probleme. Sofort eilen wir nach draußen, testen einen der gelben
Böcke und kommen zum Ergebnis, dass wir nur eine minimale Adaptierung mittels
Schraube anbringen müssen, um unserer Auffahr-Rampe entscheidend die Steilheit
zu nehmen. Geil – das werden wir in Innsbruck sofort in Angriff nehmen und in
Zukunft wird unsere Vespa wie von selber auf ihren Träger gleiten (so wie sie
das tut, wenn wir mal eine Gehsteigkante als Niveauunterschied nützen können).
Am
Nachmittag fahren wir noch einmal mit dem Moped los, unsere Biervorräte haben
dramatisch an Umfang eingebüßt, das muss dringend korrigiert werden. Der
Lidl-Markt ist ja nicht weit und er führt deutsches Bier. Also nix wie hin und
mit sechs Dosen Bier einer unbekannten Marke (wurscht, deutsches Bier ist auch
im Billig-Segment immer noch deutsches Bier!) und einem kleinen Stück
Olivenbrot haben wir schnell eingekauft. Momentan läuft bei Lidl übrigens eine
Aktion, dass man ab einer gewissen Rechnungssumme eine kleine Schlumpf-Figur
aus Plastik geschenkt bekommt. Eines dieser niedlichen Figürchen haben wir
bereits abgestaubt, heute war unsere Rechnung zu niedrig dafür. Aber nach einer
kurzen Intervention von Ilse zeigte sich die Kassiererin gnädig und jetzt haben
wir zwei Mini-Schlümpfe im WoMo, die wir mit ihren Saugnäpfchen schon irgendwo
festmachen werden. Mal sehen…
Danach
haben wir am Campingplatz ein wenig den Blog auf Vordermann gebracht, Ilse hat
ein wenig gelesen und sich später mutig auf den Weg zum Swimming-Pool gemacht.
Der hat trotz der Temperaturen, die ja stets nur knapp über 20 Grad liegen,
geöffnet und die ersten Wagemutigen plantschen schon im eiskalten Wasser. Ilses
Mut hat immerhin bis zu den Oberschenkeln gereicht, weiter hinauf hat sie das
Eiswasser des Pools nicht an sich herangelassen, man muss ja nicht um eine
Verkühlung betteln.
Dann
– inzwischen war es später Nachmittag geworden – galt es die vegetativen
Systeme unserer Körper aufrecht zu erhalten, also mussten wir Nahrung zuführen.
Wir hatten ja praktisch noch nichts zu uns genommen heute, also wurden die
„Profiteroles“ aus dem Kühlschrank geholt. Was sollen wir noch groß sagen – wir
haben gerade mal etwas mehr als die Hälfte dieser „Mutter aller Kalorienbomben“
verputzen können und der Schoko-Irrsinn diente uns als Mittag- und Abendessen
und er wird uns noch mit ziemlicher Sicherheit das morgige Frühstück ersetzen.
Unfassbar, aber auch unfassbar gut.
Geplättet
von tiefster Sattheit haben wir und danach ein wenig niederlegen müssen, beim
hehren Kampf des Körpers gegen den brutalen Zucker- und Fettangriff muss man ja
nicht bei lebendigem Leib dabei sein…
Nach
Einbruch der Dunkelheit haben wir dann bereits die ersten Sachen im WoMo
verstaut, morgen geht’s ja wieder nach Hause. Übrigens haben wir neben dem
Waschhaus einen perfekten Platz zum Aufladen unserer Vespa gefunden, mit einer
kleinen Mauer an einer Seite, die uns sehr hilfreich sein könnte. Hoffentlich
ist der Platz morgen auch noch frei, wir werden sehen.
Nach
einem Gute-Nacht-Pasch und einem Gute-Nacht-Bier sind wir dann wieder in unsere
Betten geschlüpft und mit Vorfreude auf die morgige Heimfahrt eingeschlafen.
Freitag,
14. April 2017
Auch
die letzte Nacht am Gardasee war wieder besonders fein und ein vielstimmiger
Chor der Singvögel am Platz hat uns das Aufwachen akustisch untermalt.
Nach
dem wie immer phantastischen Kaffee spulten wir routiniert unser
Aufbruch-Programm ab und bald einmal war alles an seinem Platz. Auch die Vespa
– wie gestern schon theoretisch ausgecheckt, hat der Plan mit dem kleinen
Mäuerchen auch in der Praxis perfekt funktioniert – unsere Auffahrtsrampe stand
dank des Niveau-Unterschiedes nahezu waagrecht zum Träger. So ist das Aufladen
natürlich ein Klacks, auch wenn das Vorderrad unserer Vespa heute partout nicht
in seine dafür vorgesehene Führung reinpassen wollte. Das war aber mehr dem so
genannten Vorführ-Effekt geschuldet, denn immerhin wurde unsere Verladeaktion
von zahlreichen erwartungsfreudigen Schaulustigen beobachtet.
Danach
noch schnelles Händewaschen, dem Chef noch lässig zugewinkt und Tschüss du
liebgewonnenes „La Ca“.
Wir
werden auch heute wieder den Weg über die Schnellstraße nehmen, auch wenn
dieser deutlich weiter ist, als die Strecke der „Gardesana“. Aber den
Tunnel-Wahnsinn am West-Ufer des Gardasees tut sich ein normaler WoMo-Mensch
nur einmal in seinem Leben an (weil man diesen Irrwitz halt auch einmal mit
seinen eigenen Augen gesehen haben will), denn im Prinzip ist es reiner Zufall,
ob man die „Gardesana“ mit einem unbeschädigten Wohnmobil verlässt oder mit
einem Wrack. Es gibt in diesen vielen Tunnels schlicht und einfach keinen Platz
für zwei große Fahrzeuge nebeneinander und es fahren auch Tanklaster mit vollem
Geschäft in jeden dieser Tunnel ein – wie gesagt, reiner Zufall ob es scheppert
oder nicht. Nein Danke!
In
Desenzano tanken wir unsere Schnecke voll und obwohl wir seit Pfunds über
zahlreiche hohe Alpenpässe gefahren sind, haben wir nur 47,5 Liter auf 486
Kilometern verbraucht, also unter 10 Litern je 100 Kilometer – alle Achtung,
liebes Schneckchen.
Ohne
nennenswerte Verzögerung kommen wir dann auf die Autobahn und blatteln mit
meist 95 km/h Innsbruck entgegen.
Das
Wetter ist ideal zum Fahren, der Verkehr weniger stark als befürchtet,
zumindest in unserer Richtung. Auf der anderen Seite schaut das schon ganz
anders aus – der Osterverkehr ist voll angelaufen und wir sehen tausende
Wohnmobilisten mit ihren Gefährten erwartungsfroh in den Süden fahren.
Später
ereignet sich dann bei Sterzing ein unbedeutender Unfall in Richtung Süden und
wir sehen einen gewaltigen Stau wachsen, sozusagen in Echtzeit. Bald steht die
Kolonne bis hinter den Brennerpass nach Tirol hinein – das sind gut und gern 15
Kilometer. Tja – wie hat schon Mike Krüger vor Jahrzehnten die alljährlichen
Urlauberreise-Staus auf die Schaufel genommen: „Wir fahr’n, wir fahr’n wenn
alle fahr’n.“
Wer
sich an einem Karfreitag in Richtung Norden bewegt, fährt stautechnisch
antizyklisch und so kommen wir ohne Verzögerung zurück in unsere geliebte
Heimatstadt Innsbruck.
Vorerst holen wir noch nicht mal die Vespa vom Träger,
denn es ist geplant, dass wir schon morgen wieder ausrücken. Mal sehen, zuerst
müssen wir das Wetter für die kommenden Tage checken und dann entscheiden wir
uns, wohin die nächste Reise gehen wird.