Auch
wenn es vielleicht nicht ganz in unseren WoMo-Blog hineinpasst, wollen wir doch
ein wenig Werbung in eigener Sache betreiben. Gernot hat in den vergangenen
Monaten ein Buch geschrieben und es ist Ende Jänner veröffentlicht worden.
Gernot lässt darin seine Zeit als Taxilenker in Innsbruck Revue passieren und
schildert in vielen Anekdoten seinen Arbeitsalltag.
Nun
tun wir uns ein bisserl schwer, das Werk Gernots als gutes und damit
lesenswertes Buch zu preisen – mit Eigenlob sollte man bekanntlich (und zu
Recht!) vorsichtig sein. Aber zum Glück gibt es dafür Profis wie den Tiroler
„Rezessions-Papst“ Helmuth Schönauer. Seine Kritik liest sich so:
Eine Million Kilometer durch Innsbruck
Spätestens seit den frühen Funkstücken des Peter Handke gilt das Taxi
als eines der innigsten Erzählmittel, wenn es um die Geräusche und Geschichten
einer Stadt geht. Nicht umsonst hat jede Stadt ein eigenes, unverwechselbares
Grundgeräusch.
Gernot Zimmermann ist ein Vierteljahrhundert lang in Innsbruck als
Taxler unterwegs gewesen, dabei hat er die sprichwörtliche Million an
Kilometern heruntergespult und gut zweihunderttausend Fahrgäste kutschiert.
Jeder Innsbrucker ist statistisch gesehen einmal bei ihm in der Fahrgastzelle
gesessen.
Der ausgefuchste Taxler und spätere Journalist wickelt seine Jahrzehnte
als große Erzählung ab, die in hunderte Anekdoten zergliedert ist, welche
nahtlos ineinander übergehen. Wie ja auch eine Taxifahrt immer in die nächste
übergeht, bis man aufhört. Denn ohne Taxifieber lässt sich auf Dauer kein Taxi
lenken, und wer das Fieber einmal hat, kann nicht mehr aussteigen.
Die kleinen Partikel ergeben mit der Zeit ein wundersames Bild von
Innsbruck in den 1980er und 1990er Jahren. Das beginnt mit Routen, die heute
wegen geänderter Einbahnen nicht mehr möglich wären, steigert sich über
Lokalitäten, die mittlerweile legendär sind, hin zu Verfolgungsjagden, die man
sich in Zeiten ohne GPS und Videoüberwachung noch leisten konnte. Bereits die Taxiprüfung
hatte im vorigen Jahrhundert die Ausmaße eines Rigorosums, musste man doch ohne
Navi alle Seitengassen auswendig kennen und im Kopf die günstigste Fahrtroute
berechnen. Mit diesem ökonomischen Raster im Kopf sieht man plötzlich die Stadt
mit anderen Augen.
Hauptaugenmerk wird natürlich auf die verschiedenen Autos, Chefs und
Kollegen gelegt, weil man mit diesen ein Leben lang zusammen ist, zum
Unterschied von den Fahrgästen, die manchmal nur eine kurze Strecke ausfassen,
wie jene Familie, die vor dem alten Hauptbahnhof einsteigt, um quer über den
Südtiroler Platz ins Hotel Europa zu fahren.
Natürlich kommen im Laufe der Jahre jede Menge skurriler Typen zusammen,
Zuhälter, leichte Damen, angesoffene Hofräte, große Kinder, denen das Leben
einen Strich durch die Träume gemacht hat. Ein paar Mal wird es auch
gefährlich, wenn der Driver in Untergrund-Auseinandersetzungen gerät, manchmal
sind auch die Passagiere so daneben, dass sie beim Bezahlen ausrasten. - Und
immer wieder Kilometer, Geographie, Straßennetz. Man glaubt es kaum, wie groß
so eine mickrige Stadt wie Innsbruck sein kann, wenn man eine Million Kilometer
darin machen muss.
Zur Jahrhundertwende ist dann Schluss für den Taxler Zimmermann. Ein
Grund ist unter anderem, dass es sowohl unter den Fahrern als auch unter den
Gästen kaum mehr Deutschsprachige gibt. Das Taxigewerbe ist längst ein globales
Unternehmen geworden, in dem die einsprachigen Bewohner oft in der eigenen
Stadt untergehen.
Ein Glossar lässt noch ein paar Sprach-Blitze aus der alten Welt
aufglühen. „Auflegen“ heißt, jemanden mitnehmen, „schießen“ heißt, den Chef
prellen, „Südtiroler“ ist jemand, der kein Trinkgeld gibt.
Gernot Zimmermann: Eine
Million Kilometer durch Innsbruck. Fotos.
Innsbruck: Wagner‘sche 2018. [Erinnerungen an
Innsbruck]. 261 Seiten. EUR 12,95. ISBN 201-7-1013-79629.
Gernot Zimmermann, geb. 1962 in Innsbruck, lebt
in Innsbruck.
Helmuth Schönauer 27/02/18
Wie
man in der Titelzeile sieht, ist das die 2112. Buchbesprechung von Helmuth
Schönauer – und es ist ein lustiger Zufall, dass 21 12 ausgerechnet der
Geburtstag von Frank Zappa ist, Gernot ist ja ein lebenslanger Bewunderer des
Schaffens dieses einzigartigen Künstlers.
Übrigens
– das Buch verkauft sich ausgezeichnet, nach nicht einmal drei Monaten sind schon
gut 700 Stück über den Ladentisch gegangen bzw. versendet worden. Interessierte
wenden sich bitte einfach an den Internet-Shop der Wagnerschen Buchhandlung – www.wagnersche.at.
Viel Spaß beim Lesen!
Viel Spaß beim Lesen!
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